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Wild und gefaehrlich

Wild und gefaehrlich

Titel: Wild und gefaehrlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
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Seit Tinsley und Brett ausgezogen waren, bekam sie Jenny kaum noch zu sehen. Jeden Morgen, wenn Callie aufwachte, war das Zimmer schon leer, und wenn sie nach ihren abendlichen Pilates-Übungen ins Bett kroch, war oft der ganze Tag vergangen, ohne dass sie ihre vollbusige kleine Mitbewohnerin zu Gesicht bekommen hatte. Und das passte Callie auch ausgezeichnet in den Kram.
    Sie hätte natürlich vermuten können, dass Jenny bei jemand anderem schlief – ein Gedanke, der sie vor Eifersucht rasend gemacht hätte: als würde es diesem Zwerg Jenny Humphrey gelingen, jede Nacht ins Jungenhaus zu schleichen und wilden, leidenschaftlichen, unerlaubten Sex mit Easy Walsh zu haben! Aber zu Callies Seelenheil hing jeden Morgen der Ginsengduft von Jennys Frederic-Fekkai-Lockenspülung in der Luft und bestätigte ihr, dass die kleine Pest, die ihr den Freund abspenstig gemacht hatte, die Nächte tatsächlich in ihrem eigenen Bett verbrachte. Möglicherweise war sie einfach eine extreme Frühaufsteherin. Wahrscheinlicher aber war, dass dieses Aas Angst vor ihr hatte. Wozu sie auch allen Grund hatte.
    Dabei lief Callies Leben ohne Easy Walsh eher besser. Seit sie und Easy beschlossen hatten, sich zu trennen (Callie bevorzugte offiziell diese Variante gegenüber der nackten Wahrheit, dass sie schmählich von ihm verlassen worden war), hatte Callie im Bio-Test eine Eins abgesahnt, in den letzten beiden Hockey-Spielen sechs Tore erzielt, und sie flirtete mit jedem ansehnlichen Jungen auf dem Campus. Letzten Donnerstag war sie mit Sondererlaubnis in den Zug nach Manhattan gestiegen und hatte den Nachmittag im Bergdorf-Goodman verbummelt, um anschließend noch bei sechs Sonderverkäufen im Garment District vorbeizuschauen. Als sie in Rhinecliff aus dem Zug stieg, war sie bepackt mit Theory-Tüten (Schnäppchen!) und trug neue Christian-Louboutin-Espadrillen mit bezaubernden Schmetterlingsstickereien, Plateausohlen und sexy Knöchelbändern – und eine neue Frisur. Mit dem kürzeren, glatten Haar, das ihr über die Schultern streifte und nach Red-Door-Salon duftete, fühlte sie sich... leichter. Und frei! Obwohl sie sich natürlich noch viel leichter fühlen würde, wenn Easy nicht mit ihrer Mitbewohnerin liiert wäre. Besser noch: wenn er mit gar keiner liiert wäre.
    Callie sah sich im Spiegel ihrer Frisierkommode an und schüttelte das Haar. Ihr gefiel, wie der neue Schnitt aussah, wenn er in Bewegung war. Bestimmt würde Easy es auch gefallen.
    Miiiiist! Es war so schwer, diese Gefühle abzustellen, die sie über ein Jahr lang für Easy gehegt hatte. Und jetzt sollte sie , klick, einfach den Schalter umlegen, nur weil der Kerl plötzlich beschlossen hatte, dass eine lächerliche, rosenwangige Zehntklässlerin mit Busen wie eine Stripperin besser zu ihm passte? Verdammt! Das war schwer! Zwölf Monate lang hatte Easy ihre Gedanken beherrscht, wenn sie abends ins Bett gekrochen war. Und wenn sie in einer Zeitschrift ein hübsches weißes Hochzeitskleid sah, träumte sie davon, es für Easy zu tragen. Callie seufzte herzergreifend. Sie würde ihn unbesehen zurücknehmen.
    Callie spürte einen dicken Kloß im Hals. Tinsley war die Einzige, mit der sie noch darüber reden konnte, wie schlimm das Ende der Beziehung für sie war. Statt die Nase voll davon zu haben, hörte Tinsley begierig zu. Sie war seltsamerweise fast noch wütender auf Jenny als Callie.
    Der Regen draußen schien etwas nachgelassen zu haben. Callie gähnte wieder und beschloss, ihren Kram zusammenzusuchen und sich in die Sporthalle zu bequemen. Sportliche Betätigung setzte Endorphine frei, die einzigen ganz natürlichen Antidepressiva. Da Callie ja gerade nicht an die Beruhigungsmittel ihrer Mutter kam, musste sie sich eben wohl oder übel in die Tretmühle begeben. Aus dem überfüllten obersten Schubfach (in dem sie ihre Sportklamotten, den Hockey-Dress und andere hässliche Sachen aufbewahrte) zerrte Callie eine steinfarbene Sporthose von Stella McCartney und zog sie an.
    Haarband, Haarband, ich brauche ein Haarband! Callie ließ den Blick über ihre Frisierkommode gleiten. Andauernd verlor sie die Biester. Wohin zum Teufel verschwanden die immer? Sie schielte hinüber auf Jennys Kommode, die fast so unordentlich war wie ihre. Wer weiß, wenn sich nicht herausgestellt hätte, dass Jenny eine intrigante, hinterhältige Person war, die einem den Freund ausspannte, dann hätten sie vielleicht Freundinnen werden können.
    Ohne Zögern trat Callie an Jennys Kommode und

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