Wild wie die Praerie
Sachen mochte Holly nicht einmal mehr anfassen. Aber was sollte sie jetzt anziehen? Sie konnte unmöglich nur mit einem Badetuch bekleidet durch die Stadt fahren.
“Darling?” rief Marc plötzlich offenbar vom Schlafzimmer aus.
“Was ist?”
“Ich habe ein paar Kleidungsstücke für dich aufs Bett ge legt.
Es ist mir klar, dass sie dir zu groß sind, aber es wird schon gehen, bis du zu Hause bist. Ich warte im Wohnzimmer auf dich
- durch den Flur zurück und dann rechts.”
Holly hörte, wie die Schlafzimmertür geschlossen wurde, und spähte vorsichtig durch einen Spalt der Badezimmertür. Das Zimmer war leer.
Das riesige Bett beherrschte den Raum. Der Teppich auf dem Boden dämpfte die Schritte, als Holly zum Bett ging. Da lagen Jeans mit abgeschnittenen Hosenbeinen und ein Sweatshirt.
Nach einem Blick auf die geschlossene Tür zum Flur zog Holly rasch die Shorts an, die ihr zwar zu weit waren, aber dank eines Gürtels nicht herunterrutschen würden. Danach schlüpfte sie in das Sweatshirt. Es war riesig. Geduldig rollte sie die Ärmel auf, bis ihre Hände zum Vorschein kamen. Mit einem weiteren Gürtel hätte sie es als Kleid tragen können.
Marc hatte auch eine Plastiktüte hingelegt, vermutlich für die Unterwäsche. Holly räumte das Badezimmer auf und brachte mit einem von Marcs Kämmen etwas Ordnung in ihr Haar.
Schließlich fühlte sie sich bereit, Marc gegenüberzutreten, suchte und fand das Wohnzimmer.
Er stand am Fenster, durch das man den Hof und die Scheune sah. Auch dieses Zimmer war geräumig.
Holly blickte sich gründlich um. Die Braun-und Goldtöne des Raumes entsprachen den Farben der Landschaft, und die bequemen Möbel verrieten, dass hier ein Mann wohnte, der es vor allem gemütlich haben und nichts zur Schau stellen wollte.
Die Bilder an den Wänden zeigten hauptsächlich einheimische Landschaften. Mehrere Bücher lagen herum, auf dem Tisch einige Zeitschriften über Viehwirtschaft.
Marc drehte sich um. “Geht’s besser?”
“Viel besser. Danke.” Holly wollte heim und Abstand zwischen sich und Marc legen - Abstand zwischen sich und das, was fast jedes Mal geschah, wenn sie mit ihm allein war.
Andererseits sehnte sie sich danach, zu bleiben und mehr Zeit mit diesem so verwirrenden Mann zu verbringen.
“Ich habe den Jeep vorgefahren und deine Stiefel in den Wagen gelegt.” Marc kam auf sie zu und blickte Holly in die Augen.
Holly holte tief Luft. “Danke, dann werde ich jetzt aufbrechen.”
“Komm bald wieder, dann reiten wir zusammen aus.” Er blieb vor ihr stehen, rührte sie aber nicht an.
Holly wünschte, er würde es tun. “Ja. Ich werde dir morgen deine Sachen zurückbringen.”
“Und ich werde deine verbrennen.”
Sie nickte und empfand kurz Bedauern um ihre neue Hemdbluse,
“Du siehst aus wie ein kleines Mädchen, das sich verkleidet hat.” Sein Blick wanderte über ihr langes, feucht über den Rücken fallendes Haar, das sackartige Sweatshirt und die bis zu den Knien hängenden Shorts.
“Besser, als nichts anzuhaben”, entgegnete sie.
“Entschieden besser, nichts anzuhaben.” Seine Stimme klang sehr sinnlich, und Holly las die eindeutige Einladung in seinen Augen.
“Ich kehre nach Kentucky zurück”, sagte sie fast verzweifelt, als wäre das ein Schutzgebet. Als könnte sie das schützen vor ihren Gefühlen, die außer Kontrolle gerieten, wenn dieser Mann in ihrer Nähe war.
“Ich weiß, aber du gehst nicht heute und nicht morgen. Es bleibt uns einige Zeit zusammen”, erwiderte er leise und verführerisch.
“Aber das will ich nicht.” Sie ging rückwärts zur Tür. Für Abenteuer hatte sie nichts übrig. Wenn sie sich verliebte, dann wollte sie eine dauerhafte Beziehung, eine Ehe. Und sie war ziemlich sicher, dass Marc dergleichen nicht im Sinn hatte.
“Erinnerungen für die Zukunft”, lockte er.
“Nein!” Holly drehte sich um und rannte aus der Tür, rannte vor ihm davon und vor ihrem eigenen Wunsch, ihm nachzugeben und zu bleiben. Sie lief zu ihrem Jeep, ohne den steinigen Boden unter ihren nackten Füßen zu spüren. Ihr Herz klopfte wie rasend. Sie ließ den Motor an und fuhr los, obgleich das Verlangen zu bleiben fast überwältigend war. Im Rückspiegel sah sie Marc an der Tür stehen. Für einen Augenblick geriet Holly ins Wanken, aber dann blickte sie entschlossen nach vorn und ließ die Versuchung und die Ranch hinter sich.
Zu Hause zog Holly Marcs Sachen aus und Shorts und ein Top an. Es war windstill und drückend,
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