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Wilddiebe im Teufelsmoor - Wer raubte das Millionenpferd? - Vampir der Autobahn

Wilddiebe im Teufelsmoor - Wer raubte das Millionenpferd? - Vampir der Autobahn

Titel: Wilddiebe im Teufelsmoor - Wer raubte das Millionenpferd? - Vampir der Autobahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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zertrampelt war. Der Regen hatte den Boden aufgeweicht. Drüben
thronte das Futtersilo in zwei Meter Höhe über dem Boden. Eine Holzleiter
führte zum Einstieg, zu einer Holztür, durch die ein Zwerg aufrecht passte.
Riesen mussten sich bücken.
    Die Tür
stand halb offen.
    „Ist die
immer offen?“, fragte Tim gedämpft.
    Karl
schüttelte den Kopf. „Aber gesichert ist sie nicht besonders. Nur mit einem
Riegel. Vielleicht war der Wind neugierig.“
    Klößchen
zischte durch die Zähne. „Da ist einer drin. Eben hat er sich bewegt.“
    Auch Karl
und Tim hatten die schemenhafte Bewegung gesehen.
    „Jetzt
haben wir ihn“, sagte Tim. „Der wird sich wundern. Wir schlagen einen Bogen und
greifen von hinten an.“
    „Wegen der
Bleigefahr“, nickte Klößchen, meinte aber nicht Luftverschmutzung, sondern
Geschosse.
    Sie hielten
sich in Deckung, umrundeten die Futterstelle und gelangten hinter das Silo.
    Die
Rückseite, eine Bretterwand, hatte weder Fenster noch Klappe, allenfalls
Astlöcher — aber dass der Heckenschütze dort mit dem Auge hing, war kaum zu
erwarten.
    Nichts
rührte sich, als sie anpirschten. Tim war auf der Hut wegen Klößchen — dass der
nicht versehentlich einen Busch umriss oder mit Waldhorn-Klang nieste. Doch
alles ging gut.
    Lautlos
huschten sie hinter das Silo. Zwischen den vier Pfählen war der einzige
trockene Platz weit und breit.
    Sie
richteten sich auf. Mit ausgestreckter Hand konnte Tim den Bretterboden
berühren.
    Über ihnen
raschelte Heu. Krächziger Husten tönte ungeniert. Offenbar fühlte er sich
sicher, der Kerl.
    Grinsend
wies Tim auf die Leiter.
    Sie war
nicht festgenagelt. Sie lehnte nur an.
    Er griff zu
und stieß sie um. Polternd fiel sie zu Boden.
    „Öhhhhhh...“,
kam von oben verdutzte Antwort. Schwerer Schritt stampfte auf dem Bretterboden.
    Vermutlich
glotzte er jetzt aus der Tür, der Kerl, und fragte sich, wieso die Leiter
umgestürzt war.
    Tim trat
etwas hervor, blieb aber im toten Winkel unter dem Silo.
    „Heh, da
oben!“, sagte er barsch. „Wir haben dich erwischt, du Schweinekerl. Du sitzt in
der Falle. Kapiert? Wirf sofort dein Gewehr runter — und was du sonst noch an
Waffen hast. Sofort! Dann lassen wir dich raus. Wenn du dich weigerst, zünden
wir dir den Holzboden unterm Hintern an. Und der Boden brennt — verlass dich
drauf! Den hat der Regen nicht erreicht.“
    Das war
eine massive Drohung — und natürlich Bluff (Täuschung). Niemals würde
einer der TKKG-Freunde im Wald mit Feuer rumkokeln. Waldbrand entsteht schnell.
Und auch ein Gewitterregen wie der heutige erreicht nicht jeden Winkel.
    „Öhhhhhh“,
rülpste eine Reibeisenstimme. „Was denn, Herr Forstmeister? Gewehr? Wieso
Schießprügel? Ich habe doch nicht mal ein Taschenmesser. Ich bin doch der
Schubiak. Pulle Schubiak, Herr Forstmeister.“
    Die drei
blickten sich an.
    „Komm
runter!“, befahl Tim in das Silo hinauf.
    „Aber wie
denn — ohne Leiter“, jammerte Pulle Schubiak, falls der wirklich so hieß. „Soll
ich mir meine Kilometermacher abknicken. Was ist denn los, Herr Willich, dass
Sie so zu mir sind?“
    „Ich bin
nicht Forstmeister Willich“, erwiderte Tim. „Ich bin dein Alptraum. Ich mache
nämlich einen Schmorbraten aus dir, wenn du nicht augenblicklich absteigst,
Heckenschütze. Setz dich auf die Kante, lass die Beine hängen und spring! Dabei
wirst du deine Stelzen nicht beschädigen. Aber du kannst auch nicht auf uns
schießen. Los!“
    „Aber...
Herr! Ich... habe doch nichts Schießbares“, greinte Schubiak. „Ich...“
    „Spring!“,
brüllte Tim. „Ich habe die Fackel schon in der Hand.“

    Man hörte
Stöhnen. Füße erschienen am Rand, baumelten und senkten sich abwärts. Sie
steckten in Schuh-Ruinen. Hosenbeine folgten. Das Material wies dutzendweise
Luftlöcher auf. Dann rutschte der Mensch über die Kante und kam auf dem
schlammigen Boden an, wo er sicheren Stand fand.
    Fassungslos,
dass er diesen Absprung lebend überstanden hatte, drehte er sich um.
    Er war ein
ältlicher Kerl, bärtig und zahnlos. Sonne und jahrzehntelanges Stromern auf
Landstraßen und in öffentlichen Anlagen hatten seine Haut in Leder verwandelt.
Nur die Säufernase leuchtete wie ein Radieschen.
    Er trug —
trotz Sommerhitze und Treibhausluft — einen Mantel. Genauer gesagt: Einen
Damen-Wintermantel. Die ehemalige Besitzerin musste eine stramme Person sein.
    Pulle
Schubiak war ein Penner. Seinen Rufnamen verdankte er offensichtlich dem
Wahrzeichen, das er jetzt besorgt

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