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Wilddiebe im Teufelsmoor - Wer raubte das Millionenpferd? - Vampir der Autobahn

Wilddiebe im Teufelsmoor - Wer raubte das Millionenpferd? - Vampir der Autobahn

Titel: Wilddiebe im Teufelsmoor - Wer raubte das Millionenpferd? - Vampir der Autobahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Aber Nuwas hatte die Schreie gehört und stürmte
herein.
    Was hier
lief, sah er sofort. Wie ein Wilder stürzte er sich auf Tim.
    Der wich
mühelos aus und trat ihm das Standbein weg. Nuwas knallte mit dem Kinn auf den
Rand des Waschbeckens und verabschiedete sich ohne Röcheln. Unter dem
Waschbecken streckte er sich aus, als wäre das der schönste Platz auf der Welt.
    Hinter Tim
öffnete sich die Tür.
    Ein älterer
Herr, der mal dringend musste, trat ein und — blieb stehen wie angewurzelt.
    „Haben Sie
sowas schon gesehen?“, lächelte Tim. „Keilerei auf dem Lokus. Da prügeln sich
die beiden, dass der eine hier k.o. geht und der andere drüben nicht mehr kann.
Und das an einem Renntag wie heute. Vielleicht ist es eine Stammesfehde. Unter
Beduinen soll sogar die Blutrache üblich sein. Oder verwechsele ich das?“
    „Ich... ich
weiß nicht.“
    „Spielt
auch keine Rolle.“ Tim winkte ihm zu und ging hinaus.
    So, dachte
er, die vergreifen sich kein zweites Mal an Jugendlichen oder Kindern. Pack,
mieses! Wo sind meine Freunde? Aha! Willi strahlt, als hätte er schon gewonnen,
der Riaz (Reichste Internatsschüler aller Zeiten) !
    Als er zu
seinen Freunden trat, sah er die bange Frage in Gabys Augen und lächelte
begütigend.
    „Alles in
Ordnung. Ich weiß nicht, wie Allahs Rache aussieht. Aber unsere hat genügt.
Freilich sollten uns die beiden nicht zusammen sehen. Sonst könnten sie denken,
dass ihr nicht eingeschüchtert, sondern aufmüpfig seid und vielleicht die
Polizei über Erlauschtes verständigt. Es fragt sich, ob Öhli dann aussteigt aus
dem dunklen Geschäft.“
    „Ich würde
sagen“, sagte Karl, „in seiner Selbstherrlichkeit schert der sich darum einen
Dreck. Ob man ihn verdächtigt, belauert, überwacht — der greift zu, wenn er
Ringo billig ergaunern kann. Übrigens hast du die Parade verpaßt. Und nicht nur
das. Der Aufgalopp war toll. Ringo hat die Nummer fünf, sieht aber schon jetzt
wie die Nummer eins aus. Gäule und Rennreiter sind bereits in der
Startmaschine.“
    „Ich habe
neun Mark fünfzig gesetzt“, sagte Klößchen. „Das mit dem Fünfziger macht
Schwierigkeiten. Die sind hier nur runde Summen gewohnt. Aber ich hatte ihn
noch übrig. Und an einer halben Mark soll mein Reichtum nicht scheitern. Leider
ist es so, dass alle Wetter an Ringos Sieg glauben. Deshalb kriegt man nicht
viel, wenn er wirklich gewinnt. Ich muss schon froh sein, dass ich dabei nicht
draufzahle. Vielleicht kaufe ich mir doch demnächst ein Los in der
Klassenlotterie. Die hängt wirklich nur vom Zufall ab und nicht von vier
Beinen.“
    „Zu blöd!“,
sagte Tim.
    „Was
denn?“, forschte Willi.
    „Da du
gerade deine Geldgier vorführst — ich hätte den beiden Schmerzensgeld und die
Talkie-Ersatzkosten aus der Brieftasche nehmen sollen.“
    „Lieber
nicht“, meinte Karl. „Ohne Quittung sähe das wie Raub aus.“
    Alle
naselang blickte Tim in Richtung Toiletten, um die Rückkehr der Zivil-Araber
nicht zu verpassen.
    Sobald sie
auftauchten, wollte er sich von seinen Freunden absondern — vorsichtshalber.
Aber das war nicht erforderlich.
    In diesem
Moment — noch bevor das Rennen begann — sah er die beiden. Sie stützten sich
gegenseitig und wankten zum Ausgang. Ihr Interesse am Pferdesport war
verflogen.
    Ihr
schwacher Abgang erlebte eine zusätzliche Peinlichkeit.
    Am Ausgang,
der gleichzeitig Eingang war, erschienen Öhlis Leibwächter in breiter Front, zu
viert. Hinter ihnen schritten Öhli und der hochgewachsene Raubvogeltyp.
    Tim machte
seine Freunde auf sie aufmerksam.
    „Der Geier
— bestimmt ist das Harun“, sagte Gaby. „Huch! Wenn ich den sehe, komme ich mir
vor wie ein Beutetier.“
    Die in
Burnusse gehüllte Sechser-Gruppe näherte sich den reservierten Logenplätzen,
ohne Nuwas und Farid zu beachten — fast ohne sie zu beachten!

    Öhli und
Harun streiften sie mit einem Blick, der nichts Gutes verhieß.
    „Kennen
sich nicht“, meinte Tim. „Taktik. Ganz klar. Die beiden machen die
Drecksarbeit. Öhli wäscht seine Hände in Unschuld, dass die beiden
Nadelstreifen kein Glück hatten, sieht ein Blinder. Und wer glücklos ist im
Schatten der Mächtigen, dem blüht kein Weizen mehr. Die haben Verschissen.“
    „Jetzt
geht’s los.“ Klößchen patschte die Hände zusammen. „Die Startmaschine zittert.“
    Das lenkte
die allgemeine Aufmerksamkeit wieder zum Geläuf.
    Die Pferde,
sechs ingesamt, standen in der Startmaschine und traten nervös von einem Huf
auf den andern.

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