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Wilddiebe im Teufelsmoor - Wer raubte das Millionenpferd? - Vampir der Autobahn

Wilddiebe im Teufelsmoor - Wer raubte das Millionenpferd? - Vampir der Autobahn

Titel: Wilddiebe im Teufelsmoor - Wer raubte das Millionenpferd? - Vampir der Autobahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Mitternacht und fünf Uhr früh sind bei
Pleich-Wonningen die Ställe unbewacht. Schließlich war ich fast zwei Jahre dort
angestellt. Jeden Stein kenne ich, Detlef, jeden Weg, jeden Steg; und die
beiden Schäferhunde fressen mir aus der Hand. Ein paar Wiener Würste nehmen wir
mit. Dann werden aus den Bestien Lämmer. Das heißt, du hältst dich sowieso im
Hintergrund, stehst Schmiere und deckst mir den Rückzug.“
    Metzel
hatte seine Flasche geleert und griff nach der nächsten. Den Bierkasten hatte
er, der Bequemlichkeit halber, neben die Couch gestellt.
    „Ist ja
alles besprochen.“ Er wischte sich Schaum vom farblosen Mund.
    „Mir wird
der Ablauf deutlicher, Detlef, wenn ich’s nochmal wiederhole. Ich ziehe also
den Hengst aus dem Stall. Das klappt. Ich wette, er kennt mich noch von damals.
Ich nehme nur Trense, vielleicht offenes Rennhalfter, jedenfalls keinen Sattel.
Wir sehen zu, dass wir so schnell wie möglich die Platte putzen. Und dann ab!
Ist dir inzwischen eingefallen, wohin?“
    Metzel
grinste. Das war so angenehm wie Masern am ersten Ferientag.
    „Und ob mir
was eingefallen ist! Kennst du den verlassenen Bauernhof im Hinrichstal?
Verfallene Gebäude und kein Aas weit und breit. Da kommt höchstens mal ‘ne
Wildsau vorbei. Aber einige Ställe sind noch ganz gut. Dort verstecken wir
Ringo. Liegt sozusagen am Weg — also nicht zu weit vom Gestüt entfernt.
Außerdem bleibt der Hengst dort nicht lange.“
    „Sehr gut!
Gefällt mir. Wo jetzt die Ruinen stehen, habe ich in der Zeitung gelesen, soll
demnächst ein SOS-Kinderdorf gebaut werden.“
    „Von mir
aus können sie einen Friedhof anlegen oder ‘ne Deponie (Abladeplatz) für
Giftmüll.“
    „Was ja
fast das gleiche ist“, grinste Beppo. „Jedenfalls hängt das eine vom andern ab.
Wo viel Giftmüll ist, werden auch viele Gräber gebraucht. Prost!“
    Sie hoben
die Flaschen und tranken sich zu.
     
    *
     
    Der Vorraum
der Herrentoilette roch nach Desinfektionsmittel. Es gab vier Waschbecken und
ebenso viele Heißlufttrockner.
    Farid stand
vor einem Becken und befeuchtete sich den Kräuselkrepp auf seinem Schädel mit
Wasser.
    Tim trat
hinter ihn.
    Im Spiegel
trafen sich ihre Blicke. Aber Farids Gesicht zeigte keine Spur von Erkennen. Er
sah Tim zum ersten Mal, hatte ihn in der Hotelhalle nicht bemerkt.
    Das paßte
in Tims Überlegung wie der richtige Zündschlüssel zu seinem Wagen — wollte er
doch als Außenstehender erscheinen, nicht als zu Gaby oder Klößchen gehörig,
damit die Araber glauben sollten, die beiden wären nach wie vor
eingeschüchtert.
    „Ach?“,
sagte er böse. „Täusche ich mich? Nein! Das ist ja einer der beiden. Na,
sowas?“
    Farid
drehte sich um. Er war etwas größer als Tim.
    „Was ist?“
    „Vorhin war
ich Augenzeuge eines sehr hässlichen Schauspiels. Ich wohne nämlich in der
Glockengasse. Und wie ich zur Mittagszeit ganz arglos aus meinem Dachfenster
schaue, werden unten im Hinterhof zwei Jugendliche fertiggemacht: Ein blondes
Mädchen und ein kleiner Dicker. Sie werden fertiggemacht von zwei Männern. Von
zwei Wüstensöhnen in Nadelstreifenanzügen. Stellen Sie sich vor, Meister: Zwei
Männer vergreifen sich in brutalster Weise an Jugendlichen. Natürlich wollte
ich zu Hilfe kommen. Aber mein Weg war zu lang, und ich musste rum um den
Block. Als ich hinkam, war keiner mehr da. Nur zerschmetterte Sprechfunkgeräte
lagen an der Mauer. Tja, ja!“
    Farids
Gesicht nahm einen grausamen Ausdruck an. Er blickte zur Tür. Aber Nuwas zerrte
und prügelte noch mit dem Zigaretten-Automaten.
    „Weshalb erzählst
du mir den Quatsch?“
    „Weil Sie
einer der beiden Schläger sind, Meister.“
    „Unsinn!“
    „Das glaube
ich nicht. Aber das wird sich ja rausstellen, wenn wir jetzt zur Polizei gehen.
Bitte, begleiten Sie mich!“
    Blitzschnell
schlug Farid zu.
    Vier
schwere Goldringe steckten an seiner Faust.
    Sie
zerteilte wirkungslos Luft.
    Tim packte
ihn, drehte sich in den Gegner hinein und setzte einen Schulterwurf an.
    Farid
brüllte nur kurz. Er flog durch die offene Tür in den Raum, wo die Aborts
waren, krachte hart auf schmutzige Fliesen, schurrte noch ein Stück —
bäuchlings, mit dem Gesicht voran — bis unter ein Urinal, dorthin also, wo man
nicht mal gern mit Gummistiefeln hintritt.
     
    Sein Kopf
stieß an die Mauer. Er schrie.
    Erst beim
zweiten Versuch konnte er sich herumwälzen. Mund und Nase bluteten. Mit dem
Anzug hatte er den Boden aufgewischt.
    Alles war
in Sekundenschnelle abgerollt.

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