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Wilddiebe im Teufelsmoor - Wer raubte das Millionenpferd? - Vampir der Autobahn

Wilddiebe im Teufelsmoor - Wer raubte das Millionenpferd? - Vampir der Autobahn

Titel: Wilddiebe im Teufelsmoor - Wer raubte das Millionenpferd? - Vampir der Autobahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Die Jockeys, kleine knotige Kerle, hockten auf ihnen wie Affen
auf dem Schleifstein, mit erhobenem Hintern, nur die Knie abgestützt in
kurzgeschnallten Bügeln, um die Hinterhand der Renner zu entlasten und somit
die Sprungkraft zu steigern.
    Die Jockeys
trugen Sturzkappen und bunte Westen mit den Farben ihres Rennstalls.
    Die
Startmaschine bestand aus sechs Drahtkäfigen, nebeneinander. Die Türen der
Käfige bzw. Boxen öffneten sich gleichzeitig — und ab ging die Pferdepost,
haste — was kannste, dass das Geläuf bebte und Grasbatzen wirbelten.
    Wuchtig
trommelten die Hufe den Boden.
    Ungezählte
Augenpaare verfolgten das Rennen.

    Scheinbar
lässig schob sich Nr. 5 an die Spitze des Feldes. Super! dachte Tim. Was für
ein Tier!
    Selbst ein
Laie sah, welch edles Blut in Ringos Adern rundlief. Er war ein hochgezüchteter
Vollblüter mit kleinem, hart profiliertem Kopf — wie es in der Fachsprache
heißt — und schlankem, kräftigmuskulösem Fundament auf großen, trockenen
Gelenken. Der Schwerpunkt im Körper lag weit vorn.
    Mühelos
gewann er das Rennen.
    Mit zwei
Längen Vorsprung ging er durchs Ziel.
    Sein Jockey
Claus — genannt Cläuschen — Brehe trug die Stallfarben Lila und Braun. Von
weitem sah das aus wie die missglückte Kaffeetasse eines
Volkshochschul-Töpferkurses. Klößchen sprang auf und ab.
    „Gewonnen!
Gewonnen! Jetzt — nee! Alle haben gewonnen. Da gibt’s nicht viel. Trotzdem!“
    Tim
beobachtete die Araber.
    Öhli hatte
sich vorgebeugt. Aus seinem Profil schoben sich die Augen wie Scheinwerfer.
Bebte die Nase? Schwoll der Hals?
    Offenbar!
    Ihn hatte
die Gier gepackt. Er würde nicht rasten, noch ruhen, ehe Ringo in seinem
Rennstall stand.
    Aber die
Suppe, Emir, werden wir dir versalzen, dachte Tim.

6. Der Graf und die
Wüstensöhne
     
    Das letzte
Blitzlicht war verzückt. Bei den Ställen, wo Stallburschen die Pferde abrieben
und dann in Decken hüllten, kehrte Ruhe ein.
    Cläuschen
Brehe hatte sich von Ringo verabschiedet, sein Gesicht an den schweißnassen
Hals des Vollblüters gedrückt, um dann — nochmals gewogen und leicht befunden —
abzustiefeln: Ein Weltklasse-Jockey, dem jetzt fünf Prozent Prämie vom
gewonnenen Rennpreis zustanden.
    Aber das
interessierte Tim nicht. Er hatte sich durchgeboxt bis hierher, um endlich mit
Adalbert Graf Pleich-Wonningen reden zu können.
    Der stand
vor der Box, in der Ringo jetzt verschnaufte, und blickte irritiert (gereizt) auf diesen Jugendlichen, der sich grätschbeinig vor ihm aufbaute:
braungebrannt, schwarzlockig, mit der muskulösen Figur des künftigen
Judo-Europameisters im Mittelgewicht (bis 80 Kilo).
    Tim hatte
alles erzählt.
    An Adalbert
von Pleich-Wonningen rauschte das vorbei wie die Ermahnungen seiner gräflichen
Mutter, unter der er zeitlebens gelitten hatte.
    Adalbert,
von Freunden Adi genannt, war mager. In seinem Wieselgesicht spiegelte sich
keiner der bedeutenden Ahnen. Um seine Schiefzähne gerade zu richten, hätte es
in seiner Jugend einer Zahnspange bedurft. Aber dagegen hatte er sich brüllend
gewehrt, und jetzt ging da nichts mehr. Er schmauchte eine Gutsherren-Pfeife,
die fast zu schwer war für seine gräflichen Arme. Außerdem lief ihm die Nase.
Heuschnupfen? Dauerschnupfen? Jedenfalls zog er hoch. Anfangs hatte er mit dem
Taschentuch gewischt. Inzwischen nahm er nur noch den Handrücken.
    Was Tim
betraf, entschied sich der Graf für ein spöttisches Lächeln.
    „Soso.
Ahah! Und du bist dir ganz sicher?“
    „Soll ich
nochmal erzählen“, sagte Tim, „damit Sie die Lücken auffüllen?“
    „Ist doch
Blödsinn, was du da von dir gibst. Ein Pferd wie Ringo zu stehlen, ist
Blödsinn. Ringo ist so unverkäuflich wie ein geklauter Rembrandt. Jeder kennt
ihn. Keiner kauft ihn. Klar? Im übrigen wird Ringo bewacht wie die Bank von
England.“

    „Sie kennen
diesen Beppo nicht?“
    „Den Namen
nicht. So, wie du ihn beschrieben hast, auch nicht.“
    „Ein
Affengesicht. Klein, krummbeinig. Ein Jockey. Himmel! Anders kann man ihn nicht
beschreiben.“
    „Ich kenne
ihn nicht.“
    Ein Graf!
dachte Tim. Und sieht verschlagen aus wie ein Grundstücks-Spekulant. Soll der
mich doch kreuzweise...! Der ist ja genauso behämmert wie seine Telefondrossel.
    „Naja“,
sagte Tim. „Jedenfalls habe ich Sie gewarnt. Mir ist es schnurzpiepe, ob Ringo
unter der Wüstensonne galoppiert oder hier. Habe die Ehre, Herr Graf.“
    Er blickte
nochmals zu Ringo, bevor er kehrtmachte.
    Der edle
Hengst schien zu spüren, dass sein

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