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Wilde Glut - Singh, N: Wilde Glut

Wilde Glut - Singh, N: Wilde Glut

Titel: Wilde Glut - Singh, N: Wilde Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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Zitrustönen vorbei, bis sie zwei Sessel fand, die einander in einer ruhigen Ecke gegenüberstanden. Sie waren grellorange, der Tisch vor ihnen aus dunklem Holz trug Kratzer und Schrammen, die von regem Gebrauch zeugten.
    »He, Indigo.«
    Sie winkte dem jungen Soldaten Tai zu und setzte sich. Das Warten gehörte auch zum Ritual. Immer war es Tarah, die den Kaffee holte und die Zutaten auf eine Weise wählte, die ihn unglaublich schmackhaft machten.
    Liebe ist das Geheimnis, hatte Tarah einmal lachend gesagt.
    »Indigo?« Tai war zurückgekommen.
    Sie sah in sein sehr hübsches Gesicht, auf das seidige Haar und die wilden, grünen Augen, die leicht schräg geschnitten waren, das Erbe seiner balinesischen Mutter. »Ja, sie kommt auf Besuch. Und nein, du hast kein grünes Licht. Wenn du sie auch nur anrührst, schlage ich dich zu Brei.«
    Tai knurrte laut und ballte die Fäuste. »Pass bloß auf, dass ich nicht zurückschlage.« Sie musste ein Lächeln unterdrücken, als er wütend davonstolzierte. Na, vielleicht hatte Judds Schützling doch Mumm in den Knochen. Bislang hatte sich ihr noch niemand widersetzt. Und sie würde ihre verletzliche kleine Schwester nur einem Wolf geben, der sie auch beschützen konnte.
    Als er durch die Tür verschwand, stellte Tarah gerade ein Tablett auf den Tisch. Zwei Becher mit dampfendem Kaffee und zwei große Blaubeermuffins. »Waren die letzten«, sagte Tarah kopfschüttelnd. »Dabei ist es erst neun.«
    »Unser Rudel ist jung«, sagte Indigo, nippte am Kaffee und nahm sich dann einen Muffin. »Du solltest mal sehen, wie viele von meinen Schülern hier täglich aufkreuzen.«
    »Da wir gerade von jungen Leuten sprechen«, sagte Tarah und sah Indigo über den Becherrand an. »Hab ich nicht gesagt, du sollst Evies Verehrer nicht verscheuchen?«
    Indigo fiel nicht eine Sekunde auf den gespielten Ärger herein, das Amüsement dahinter war zu deutlich. »Ich muss doch auf sie aufpassen.«
    »Du hast sie schon immer eifersüchtig beschützt.« Tarah schüttelte wieder den Kopf und nahm einen Schluck Kaffee.
    »Mama?«, begann Indigo, nachdem sie eine Weile geschwiegen hatten.
    »Ja, mein Kind?«
    Indigos Mundwinkel hoben sich. Nur bei Tarah ließ sie eine solche Anrede durchgehen. Ihr Vater war auch nicht besser, er nannte sie »Spätzchen« und zerzauste ihr das Haar, als sei sie immer noch fünf. Kein Respekt , dachte sie und lächelte innerlich, ihre Eltern hatten einfach keinen Respekt vor ihr. »Warst du je wütend auf Paps?«
    Tarahs Augen blitzten. »Natürlich. Das weißt du doch.«
    »Ich meine aber nicht die kleinen Querelen.« Obwohl man es nicht einmal so nennen konnte. Ihre Eltern liefen so synchron, dass man fast Angst bekam. »Es geht um seine Dominanz … Möchtest du nicht manchmal die Oberhand haben?« Das hatte sie ihre Mutter noch nie gefragt, hatte immer gedacht, sie würde damit eine Grenze überschreiten, aber heute musste sie es einfach wissen.
    Tarah stellte den Becher ab, beugte sich vor und pulte eine Blaubeere aus ihrem Muffin. Sie kaute bedächtig, bevor sie antwortete. »Nein«, sagte sie schließlich mit fester Stimme. »Meine Wölfin möchte sich beschützt fühlen.« Sie legte den Kopf zur Seite, als Indigo nichts sagte. »Ich weiß, dass du das nie verstehen konntest, obwohl du mich liebst.«
    »Mama, ich wollte nicht – …«
    »Still.« Ein sanfter Befehl, Indigo schluckte die Entschuldigung hinunter. »Es ist nun mal eine Tatsache, dass du dominant bist, deswegen bist du mit deinem Vater auch immer aneinandergeraten.«
    »War ich so schlimm?«
    »Der reinste Terror«, war die fröhliche Antwort. »Durch die gegebene Hierarchie hatten wir aber keine ernsten Probleme dadurch. Dein Vater stand im Rang über dir – wenn es hart auf hart kam, musstest du ihm gehorchen.«
    Nun stand sie über ihm – aber das würde sie selbst in hundert Jahren nicht aufs Tapet bringen. Niemals. Manche Beziehungen waren heilig; wenn Indigo mit ihrem Vater zusammen war, behandelte sie ihn, als sei er der Dominantere. »Das hat mich wahnsinnig gemacht – er konnte einen mundtot machen, indem er sich auf seinen höheren Rang berief«, sagte sie, »aber andererseits war es auch beruhigend.«
    »Na, bitte, du verstehst es also.« Tarah nahm noch eine Blaubeere. »Eine strikte Hierarchie hält das Gleichgewicht im Rudel aufrecht. Unseren Wölfen geht es besser, wenn sie ihren Platz kennen. Und meine Wölfin hat ihren festen Platz in den sicheren Armen von Abel.«
    Indigo nickte

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