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Wilde Glut - Singh, N: Wilde Glut

Wilde Glut - Singh, N: Wilde Glut

Titel: Wilde Glut - Singh, N: Wilde Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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verschwand in der Dunkelheit. »Weil ich auch einmal an deiner Stelle war.«
    Die Worte hallten in ihr nach, als sie sich umdrehte und dem Pass zustrebte. Judd war ein Medialer. Als er zu ihnen gestoßen war, war er eiskalt gewesen und so hart wie die Felsen der Sierra Nevada.
    Sie dagegen war eine Gestaltwandlerin. Brauchte Berührung zum Leben und war auf mannigfache Weise mit den Rudelgefährten verbunden. Es gab keine Gemeinsamkeiten zwischen Judd und ihr.
    Außer, dass …
    Erinnerungen tauchten vor ihr auf, wie sie die Tränen nach einem schlimmen Sturz zurückgehalten hatte, weil sich ihre Eltern nicht noch mehr Sorgen machen sollten. Das war rein instinktiv geschehen – etwas in ihr hatte gewusst, dass sie alle Kraft für Evie brauchten. Sie bedauerte weder diese Entscheidung noch all die anderen danach, denn sie liebte ihre Schwester über alles – und ihre Unabhängigkeit und Stärke waren etwas, auf das sie stolz war.
    Es war nicht falsch, hart wie Stahl und stark zu sein. Von Männern wurde es sogar erwartet. Nur weil sie eine Frau war … Aber schon während sie sauer wurde, fiel ihr wieder ein, wer die Worte gesagt hatte, die diese Gedanken hervorgerufen hatten.
    Wenn sich irgendjemand mit Eiseskälte und stählerner Härte auskannte, dann war es Judd.
    Ihr Fuß verfing sich in einer Wurzel, und sie wäre fast gestürzt. »Mist.« Sie fand ihr Gleichgewicht wieder und konzentrierte sich auf die Gegenwart. Für die Vergangenheit und ihre Auswirkungen war später noch Zeit. Viel später.
    Nach vier Stunden war sie in einer Gegend, in der an manchen Stellen noch Schnee lag, und spürte einen Hauch von Drews Witterung. Instinktiv wollte sie schneller gehen, doch sie zwang sich zur Langsamkeit, um zu überlegen, was sie sagen würde.
    Ihr Kopf war vollkommen leer.
    »Großartig, Indigo. Einfach wunderbar«, murmelte sie leise, griff zu der Wasserflasche, die sie vor ein paar Stunden an einer Quelle aufgefüllt hatte, und trank sie halb leer. Ihr Durst war gestillt, aber noch immer hatte sie keinen halbwegs brauchbaren Gedanken gefasst, und so steckte sie die Flasche wieder ein und kletterte den steilen Pfad hinauf. Eigentlich war es mehr ein Spalt im Felsen, den die Zeit ausgewaschen hatte und den sie als Treppe benutzten, wenn sie Wölfe waren.
    Für einen Menschen war es nicht ganz so leicht hinaufzukommen. Sie riss sich die Hände an den scharfen Kanten auf und schlug sich ein paar Mal die Knie an, aber alles war schon wieder vergessen, als sie oben über den Rand schaute. Denn hier hatte Drew haltgemacht – hier in dieser Senke lag kein Schnee, und wenn die Sonne aufging, würde der ganze Platz beschienen sein, dahinter lag dichter Wald, die Baumspitzen berührten fast die Wolken.
    Drew hatte ein Laz-Feuer angezündet und seinen Schlafsack auf einer Unterlage ausgerollt, die die Feuchtigkeit abhielt. Für die meisten Menschen wäre es dennoch zu kalt gewesen, sehr wahrscheinlich auch für viele Gestaltwandler. Aber Indigo hatte am eigenen Leib gespürt, wie heiß das Blut in Drew pulsierte. Sie holte tief Luft und kletterte zu seinem Lager hinunter.
    Die Nacht war kristallklar, am Himmel schimmerten die Sterne wie Diamanten, am Lager herrschte Stille. Auf halbem Weg sah sie, dass Drews Rucksack gegen einen Baum gelehnt war, doch von ihm selbst gab es keine Spur. Erst als sie fast ganz unten war, vernahm sie ein fernes Gurgeln. Sie legte Rucksack und Jacke an derselben Stelle ab wie Drew und folgte dem Geräusch bis zu einem Fluss.
    Regen und Schneeschmelze hatten ihn anschwellen lassen, ein Wasserfall ergoss sich in einen natürlichen Felsenteich. Die schwarze Oberfläche lag ganz ruhig da, kein Mond spiegelte sich in ihr, doch Indigo brauchte auch nicht mehr als das Sternenlicht, um den muskulösen Körper zu erkennen, der gerade auftauchte.
    Drew hatte seine Kleidung auf einen Stein gelegt. Ihre eigene war trotz der kühlen Witterung schweißdurchtränkt, und das Wasser sah sehr verlockend aus. Drew hatte sie noch nicht bemerkt, und es würde sicher alles andere als nett werden, wenn er erst auf sie aufmerksam wurde. »Egal«, murmelte sie und zog die Stiefel aus.
    Kaum hatte sie das hochgeschlossene Oberteil abgelegt und zu den anderen Kleidungsstücken geworfen, hob er auch schon den Kopf und sah in ihre Richtung. Ihre Blicke trafen sich, und es war, als hielte die ganze Welt den Atem an.

22
    Wenn Indigos Duft nicht so grausam gegenwärtig und unberechenbar überall in der Luft gehangen hätte,

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