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Wilde Glut - Singh, N: Wilde Glut

Wilde Glut - Singh, N: Wilde Glut

Titel: Wilde Glut - Singh, N: Wilde Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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jung für sie, er war auch nicht dominant genug, um mit ihrer Wölfin umzugehen, selbst wenn er das glaubte. Und sie hatte aus nächster Nähe mitbekommen, dass eine solch ungleichgewichtige Beziehung nicht funktionieren konnte – die verheerenden Gefühle würden sie beide zerstören und endgültig alles tilgen, was von ihrer Freundschaft noch übrig war. Es konnte sogar sein, dass er sie eines Tages mit kaum verhülltem Abscheu ansah.
    Schnell schob sie die schmerzhafte Vorstellung beiseite und wandte sich Riaz zu. »Was hast du eigentlich in der ganzen Zeit gemacht, als du weg warst?«
    Der Offizier begann mit tiefer, weicher Stimme zu erzählen. Sie sah ihn sich noch einmal ganz genau an. Den sanften Glanz der braunen Haut im weichen Licht der Kerzen, das beinahe schwarze Haar, das hie und da rötlich schimmerte. Der hübschen Blondine drei Tische weiter, die immer zu ihnen hinsah, wenn sie glaubte, dass Indigo es nicht merkte, fielen fast die Augen aus dem Kopf, und die beiden schicken dunkelhäutigen Frauen rechts versuchten nicht einmal, ihre Bewunderung zu verbergen.
    Als sich ihre Blicke trafen, hielten sie diskret die Daumen nach oben. Indigo lächelte freundlich zurück und betrachtete wieder Riaz’ kräftige Kinnpartie, die Lippen, die sie einst geküsst hatten. Eine schöne Affäre hatten sie gehabt. Wunderschön sogar. Waren dennoch als gute Freunde auseinandergegangen. Keine gebrochenen Herzen. Keine Seelenqualen.
    Die Wölfin in ihr dachte nach.
    Gestaltwandler blieben ein Leben lang Gefährten.
    Der Beziehung ihrer Eltern konnte Indigo zwar nicht besonders viel abgewinnen, aber ohne Zweifel liebten sie sich von ganzem Herzen. Mehr noch, sie passten zueinander wie zwei Hälften einer Schale – als könnte es den einen ohne den anderen nicht geben.
    Genau das wollte sie auch, das begriff sie jetzt, angesichts eines Mannes, der alle Voraussetzungen erfüllte, um einen guten Lebenspartner abzugeben, aber nie ihr Seelenverwandter sein würde. Sie wollte Schmerz und Ekstase, sehnte sich nach der tiefen Verbindung zwischen Mann und Frau, dem unzerstörbaren Band. Die damit einhergehende Verletzlichkeit löste auch schreckliche Furcht aus, aber der Hunger in ihrem Herzen war stärker.
    »He!« Riaz sah sie so durchdringend an, dass ihr ganz unbehaglich wurde.
    »Tut mir leid«, sagte sie, und ihre Wangen brannten. »Meine Gedanken sind abgeschweift.«
    Riaz ließ nicht locker. »Keine Spielchen, Indigo, dafür kennen wir uns zu lange.« Er hob sein Weinglas und trank einen Schluck. »Und wir wissen auch beide, dass es nicht funktionieren wird – aber wir tun so als ob, weil es leichter und sicherer ist.«
    Schmerz klang aus seinen Worten, sie legte ihre Hand auf seine – denn abgesehen von allem anderen war er ein Freund. Er gehörte zum Rudel. »Wer ist es?«
    »Meine Gefährtin.«
    Indigos Finger drückten zu. »Du hast sie gefunden?«
    »Zu spät«, entfuhr es ihm, seine Augen glänzten wie Bernstein. »Sie hat einen Mann, ist ein guter Kerl.« Tiefer Kummer sprach aus jeder Silbe. »Noch nie ist mir etwas so schwergefallen, wie sie nicht zu berühren, sie nicht zu besitzen – aber sie hätte sich einen Verrat nie verziehen.«
    Deshalb war er also gegangen, obwohl es ihm sicher das Herz zerrissen hatte. »Tut mir leid für dich.« Sie konnte sich kaum vorstellen, welch ein Albtraum es war, dass die ihm bestimmte Gefährtin einem anderen gehörte. Raubtiergestaltwandler waren unglaublich besitzergreifend – wie qualvoll musste es sein, dass ein anderer die Gefährtin berühren konnte, sein Leben mit ihr verbrachte.
    »Aber ich habe dir nichts vorgemacht, Indigo«, sagte er und verschränkte seine Finger mit den ihren. »Ich dachte – «
    »Ich weiß«, unterbrach sie ihn sanft. In seinem Schmerz und seinem gebrochenen Herzen brauchte er das Rudel, und sie war ihm eine gute Freundin. Instinktiv hatte er sich deshalb ihr zugewandt, hatte vielleicht vage Hoffnungen gehegt. »Du brauchst dich nicht zu entschuldigen.«
    »Es wäre alles viel leichter, wenn du es wärst.« Er lächelte schwach, drängte den Schmerz zurück. »Bei dir ist es Drew, nicht wahr?«
    Sie wollte ihm ihre Hand entziehen, aber er hielt sie fest. »Ja«, gab sie schließlich zu. »Es ist verwirrend, die Gefühle bringen sowohl mich als auch die Wölfin völlig durcheinander.« Aufregung, Freude … und ganz schreckliche Angst. Denn vielleicht hatte sie ja Recht. Vielleicht würde eine Beziehung zu Drew ihnen beiden nur Schmerzen

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