Wilde Glut - Singh, N: Wilde Glut
kann.«
Drew nahm die Hand, die sie ihm auf die Schulter gelegt hatte, und küsste die Innenfläche. Ihr Herz zog sich zusammen, vielleicht wäre sie sogar in Panik ausgebrochen, wenn er nicht im selben Augenblick ein Bein bewegt hätte – der raue Stoff auf ihrer Haut ließ sie nach Luft schnappen. »Drew!«
Er lächelte nicht, ließ aber ihre Hand los und legte die seine unter die Rundung ihrer Brüste.
»Ich kümmere mich schon um mich selbst«, unterbrach er die angespannte Stille. »Aber du solltest dir ganz sicher sein.« Sie wollte etwas erwidern, doch er legte einen Finger an ihre Lippen. »Ich habe dich mit Riaz gehen lassen, weil ich glaubte, er würde dich glücklich machen.«
Ach so , dachte sie.
»Noch einmal werde ich nicht so edelmütig sein, wenn du einen anderen vorziehst. Ich werde bis zum bitteren Ende kämpfen, ganz egal, welche Konsequenzen daraus entstehen. Ich werde mich auf ihn stürzen und wenn nötig töten.«
Die Wölfin in ihr streckte die Krallen aus. »Falls ich mich gegen dich entscheide«, sagte sie, stemmte sich auf die Ellenbogen hoch und kämpfte gegen die Empfindungen an, die sein Schenkel zwischen ihren Beinen auslöste, »dann werde ich selbst kämpfen.« Sie war gekommen, weil sie im Unrecht gewesen war, aber sie war noch immer sie selbst. »Das muss kein anderer für mich erledigen.«
»Sehr gut.« Er küsste sie.
Heiß.
Hart.
Und überaus erregend.
»Dann wäre ja alles geklärt.« Ein Biss in ihre Unterlippe, einer in den Nacken, als er sie mit seinem Körper wieder an den Boden presste.
Mehr als bereit für einen Tanz, krallte sie die Finger in sein Haar. Doch er zog den Kopf weg und war schon einen Meter weg, bevor sie überhaupt merkte, dass er sich von ihr gelöst hatte und in die Hocke gegangen war. Seine Augen glitzerten im Dunkeln. »Lauf.«
Sie spürte den Adrenalinstoß, nahm schnell den Platz neben ihm ein und legte den Kopf schief. »Lust auf ein Spiel?«
Seine Augen, die wieder die schöne Kupferfarbe angenommen hatten, ließen sie nicht einen Moment aus den Augen. »Lauf!«
Die feinen Haare in ihrem Nacken stellten sich auf, nicht aus Angst, sondern in froher Erwartung. »Du kriegst mich nie.« Ein leichtes Sticheln, sie täuschte einen Ausbruch nach rechts vor … und sprang dann über das Feuer, wie es nur eine Gestaltwandlerin konnte.
Hinter sich hörte sie sein Knurren, war aber schon im Wald und tat alles, um ihre Witterung zu verwischen. Zweimal lief sie durch eine flache Stelle im Fluss und wieder zurück in den eigenen Abdrücken, lief dann gegen den Wind. Ihre Wangen waren heiß, ihr Herz schlug schnell, sie sah sich um.
Stille.
Es war verdächtig still.
Drew war in der Nähe, und der Wald wusste Bescheid.
Lächelnd verwischte sie ihre Spuren noch mehr und suchte sich ein Versteck auf der anderen Seite des Flusses – hinter einem so dichten Busch, dass selbst die Vögel seine kleinen, roten Winterbeeren nicht bemerkt hatten. Sie hob den Kopf und suchte das andere Ufer ab.
Dort!
Aus dem Dunkel tauchte der Wolf in Menschengestalt auf. Er untersuchte die Stelle und verschwand dann wieder auf demselben Weg. Was machte er bloß? Natürlich war er nicht auf ihren kleinen Trick hereingefallen – sie wollte ihn ja auch nicht wirklich abschütteln. Sie spielten doch nur. Die Jagd machte Spaß.
Und Drew war schlau.
Als sie begriff, was er getan hatte, fuhr sie herum – er kam gerade zwischen den Bäumen hervor. Ein Gefühl von Freude breitete sich in ihr aus, sie wich seitlich am Busch zurück, und er kniete sich ihr gegenüber hin. »Hab dich gefunden«, sagte er und klang sehr wie ein Wolf.
Sie sah an seiner Schulter vorbei und riss die Augen auf. »Oh nein!«
Sein Beschützerinstinkt zwang ihn dazu, sich umzudrehen … und schon war sie weg, sprang im Fluss von Stein zu Stein und dann auf die andere Seite, ihre Wölfin lachte ausgelassen.
Andrew hatte schon lange nicht mehr so viel Spaß gehabt … eigentlich noch nie in seinem Leben. Er jagte hinter Indigo her, ließ ihr ein wenig Vorsprung und überrundete sie dann, um ihr hinter einem Baum aufzulauern. Sie witterte ihn und blieb stehen, doch sie waren schon so oft dort vorbeigekommen, dass sie nicht mit Bestimmtheit sagen konnte, ob es nur seine Witterung war, oder ob er ihr wirklich auflauerte.
Sie biss sich auf die Unterlippe, da wusste er, dass sie es auf einen Versuch ankommen lassen würde. Als sie an einem Baum vorbeikam, griff er nach ihr und zog sie an seine Brust,
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