Wilde Magie - Wilde Magie - Fever / Wild Rain
vorstellen. Wenn tatsächlich einer seiner Leute sich verpflichtet hatte, kaltblütig eine Frau zu ermorden, dann würde dieser Killer nicht aufgeben, bis er seinen Auftrag erfüllt hatte. Seine Artgenossen waren stets unbeirrbar, und das Ego dieses Männchens war jetzt angekratzt. Sein unterschwelliger, schwelender Zorn würde zu finsterem, bitterem Hass werden, der wie ein Geschwür weiterwuchs. Das Männchen hatte zweimal versagt, und jedes Mal war ihm Rio mit seinen Nebelpardern, zwei untergeordneten Wesen, in die Quere gekommen. Damit war die Sache zu einer persönlichen Angelegenheit geworden.
Rio betrat die Veranda. »Rachael, ich komm rein.« Er wartete auf ein Geräusch. Ein Zeichen. Er merkte gar nicht, dass er die Luft anhielt, bis er ihre Stimme hörte. Gepresst. Ängstlich. Entschlossen. Seine Rachael. Sie lebte.
Sie lag noch in exakt der gleichen Position auf dem Boden wie vorhin. Dass sie auf ihn gehört hatte, machte ihn richtig glücklich. Lang ausgestreckt, so dass sein Hemd
kaum ihre Schenkel verdeckte, die Beine halb unter dem Bett und das zerzauste Haar wild vom Kopf abstehend, schaute sie zu ihm auf und grinste ihn an. »Schön, dass du vorbeikommst. Ich habe ein kleines Nickerchen gemacht, aber ich wurde langsam hungrig.« Ihr Blick glitt ängstlich über ihn hinweg, offenbar suchte sie nach Verletzungen. Sie grinste noch breiter. »Und durstig. Ich könnten einen von diesen Drinks vertragen, die du so gern mixt.«
»Und vielleicht etwas Hilfe beim Aufstehen?« Er merkte, wie rau, ja beinahe heiser seine Stimme klang, vor lauter Gefühlen, die ihn ohne Vorwarnung übermannten. Fritz hatte sich neben Rachael zusammengerollt, und Pistole und Messer lagen griffbereit auf dem Boden.
»Das natürlich auch. Ich habe Schüsse gehört.« Ihre Stimme stockte ein wenig, doch es gelang ihr, weiterzulächeln.
Da wusste Rio, dass er sie liebte. Es war dieses tapfere Lächeln. Die Freude in ihren Augen. Die Sorge um seine Sicherheit. Er würde diesen Augenblick nie vergessen. Wie sie aussah, dort auf dem Boden, mit dem Blut, das aus dem Bein sickerte, dem Hemd, das sich um ihre Taille gewickelt hatte und ihren knackigen Popo enthüllte - und diesem Lächeln. Sie war so wunderschön, dass es ihm den Atem verschlug.
Rio kauerte sich neben sie und untersuchte ihr Bein sorgfältig auf Schäden. »Diesmal haben wir Glück gehabt, Rachael. Ich weiß, dass du Schmerzen hast, aber es ist nicht so schlimm. Wenn ich dir aufhelfe, wird es etwas wehtun. Halt einfach still.«
Rachael war immer wieder erstaunt über seine enorme Kraft. Selbst nachdem er ihr verraten hatte, wer er war, überraschte es sie, wie mühelos er sie hochhob und auf
dem Bett absetzte. Sie konnte nicht widerstehen. Sie musste ihn berühren, sein Gesicht nachzeichnen und die Fingerspitzen über seine Brust gleiten lassen, um sich zu vergewissern, dass er noch lebte. »Ich habe Schüsse gehört«, insistierte sie noch einmal.
»Ich habe ihm einen Streifschuss verpasst. Es ist einer von meinen Leuten, aber ich bin seinem Geruch noch nie begegnet. Ich kenne ihn nicht. Wir sind nicht die einzigen auf der Welt. Manche von uns leben in Afrika, andere in Südamerika. Er könnte dort angeheuert worden sein …« Rio brach ab.
»Als Killer?«, schlug Rachael vor.
»Ich wollte eigentlich Scharfschütze sagen, aber es kann sein. Ist durchaus möglich. Schließlich verdingen wir uns, um Entführungsopfer zu befreien. Wenn irgend möglich, mischen wir uns in politische Belange nicht ein, aber manchmal lässt es sich nicht vermeiden. Unsere Gesetze sind ziemlich strikt, und das ist auch nötig. Wir haben ein Temperament, das nicht mit allem vereinbar ist; das müssen wir stets bedenken. Kontrolle ist das Wichtigste für unsere Spezies. Wir sind intelligent und clever, haben aber nicht immer genug Selbstbeherrschung, um unser Temperament zu zügeln.«
»Er war hinter mir her, nicht wahr?«, fragte Rachael.
Rio nickte. »Kim hat die Medizin für dein Bein hiergelassen. Ich werde noch etwas Salbe auftragen. Wir müssen hier weg. Ich bringe dich zu den Ältesten. Sie können dich besser beschützen, als ich es hier kann.«
»Nein«, widersprach Rachael entschlossen. »Da gehe ich nicht hin, Rio. Es ist mir ernst. Dahin geh ich nicht - nie. Unter gar keinen Umständen.«
»Rachael, sei doch nicht so störrisch. Dieser Mann ist
ein Profi, und er weiß, wo du dich aufhältst. Wahrscheinlich weiß er sogar, dass du verletzt bist. Er war so kurz davor, dich
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