Wilde Magie - Wilde Magie - Fever / Wild Rain
zu töten, dass es mir keine Ruhe lässt.«
»Wenn du willst, gehe ich, aber nicht zu deinen Ältesten.« Zum allerersten Mal hörte er in ihrer Stimme eine schneidende Schärfe. Sie war nicht nervös oder gereizt, sondern schlicht wütend. Ihre dunklen Augen blitzten so feurig, dass sie wie Funken sprühten.
»Rachael.« Rio setzte sich auf die Bettkante und strich ihr die wilde Lockenmähne aus dem Gesicht. »Ich will dich doch nicht loswerden. Es ist bloß sicherer für dich, denn er wird wiederkommen.«
»Ja, ich weiß. Und du willst hier auf ihn warten, oder? Allein. Ohne jede Unterstützung. Weil deine idiotischen Ältesten ganz gerne das Geld einschieben, das du damit verdienst, dein Leben zu riskieren - bei was immer du mit deinem kleinen Team unternimmst. Du gibst es ihnen doch, oder?« Sie starrte ihn wütend an. »Ich hab gesehen, wie du lebst, und ich glaube nicht, dass du irgendwo ein dickes Bankkonto hast. Du gibst es den anderen, nicht wahr?«
Rio zuckte die Achseln. Rachael war fuchsteufelswild. Sie sprühte geradezu vor Zorn. Ihr ganzer Körper bebte. Er grub die Finger in ihren dicken Lockenschopf. Warum, wusste er nicht genau, vielleicht um sie festzuhalten, denn im Moment wirkte sie, als könnte sie jeden Augenblick in die Luft gehen. »Nur einen Teil. Ich habe keine Verwendung dafür. Das Geld wird genutzt, um unsere Umwelt zu schützen. Unsere Leute können etwas damit anfangen, ich nicht. Ich lebe bescheiden, Rachael, und ich mag mein Leben. Was ich behalte, gebe ich für Waffen, Nahrung und Medikamente aus. Ich brauche einfach nicht viel.«
»Das ist mir egal, Rio. Sie sind Heuchler. Sie haben dich in die Verbannung geschickt. Du bist ihnen nicht gut genug, um bei ihnen zu leben, aber dein Geld nehmen sie, und sie lassen dich dein Leben riskieren, während sie sich nur um ihre Angelegenheiten kümmern. Das stinkt zum Himmel, ich will nichts mit ihnen zu tun haben. Und falls du noch einen Grund brauchst, der Killer wird mir einfach zu den Ältesten folgen und sie in Schwierigkeiten bringen. Ich geh nicht zu denen. Aber ich gehe fort von dir, dann ist der Attentäter hinter mir her, und du bist in Sicherheit.«
Ganz plötzlich, aus keinem erkennbaren Grund, war Rio zum Lachen zumute. Doch er beugte sich nur vor und küsste sie auf den Mund. Den wunderschönen, perfekten, sündhaft süßen Mund. Und sie schmolz einfach dahin, drückte sich an ihn und ließ ihn alles vergessen. Rio nahm sie in die Arme, labte sich hungrig an ihr und küsste sie wieder und wieder, so froh war er, dass sie noch lebte und ihn mit diesem Blick ansah. Dass sie sich darüber aufregte, dass die Ältesten ihn verbannt hatten, und dass sie ihn stets verteidigte, auch wenn er es gar nicht nötig hatte. Dass sie sein Blut zum Singen brachte und seinen Körper hart wie Stein werden ließ.
Blitze durchzuckten seinen Kreislauf. Flammen tanzten auf seiner Haut. Und das Dröhnen in seinem Kopf bewies ihm, dass er wieder ganz lebendig war. Auch wenn er ihre Vergangenheit nicht kannte, das zählte nicht, denn er wusste, was ihren Charakter ausmachte. Was wirklich zählte waren ihre Stärke und ihr leidenschaftlicher Beschützerinstinkt. Ihr Mut und ihr Temperament. Sie hatte ihn akzeptiert, während seine eigenen Leute nichts mit ihm zu tun haben wollten.
Rachaels Hand schlang sich um seinen Nacken. Sie hob
den Kopf und sah ihn an. »Ich kann nicht bei dir bleiben, Rio, und es bricht mir das Herz. Warum musste ich bloß jemandem begegnen, der so lieb und nett ist?«
»Außer dir würde mich niemand als lieb und nett bezeichnen, Rachael.« Rio küsste sie abermals. »Und wir werden das schon schaffen.«
»Du meinst, du willst diesen Killer jagen und zur Strecke bringen.« Rachael schüttelte den Kopf. »Das werde ich nicht zulassen. Du hasst dich dafür, dass du den Mörder deiner Mutter getötet hast. Und du verurteilst dich selbst, weil dir sein Tod nicht leidtut. Rio, in Wahrheit tut es dir leid, dass du ihn umgebracht hast. Ich weiß es. Vielleicht nicht an sich, dass er tot ist, aber du bereust die Art, wie er zu Tode gekommen ist. Das alles sollst du meinetwegen nicht noch einmal durchmachen.«
»Ich tu’s nicht für dich.«
Rachael lächelte ihn an und schob die Haarlocke zurück, die ihm in die Stirn fiel. »Oh doch. Es spielt keine Rolle, welche Entschuldigung du dir für uns beide ausdenkst, ich werde immer wissen, dass du es für mich getan hast, und du auch. Die Schwierigkeiten, in denen ich stecke, haben
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