Wilde Magie - Wilde Magie - Fever / Wild Rain
die nervösen, reizbaren Stimmungen werden so stark werden, dass du sie kaum noch kontrollieren kannst. Aber du darfst nicht
die Beherrschung verlieren, schon gar nicht, wenn du das Han Vol Don noch nicht hinter dir hast. Die Kombination beider Übergänge kann sehr gefährlich sein.«
»Merkst du eigentlich nicht, wie absolut lächerlich das klingt? Wenn ich so etwas in einem Film hören würde, müsste ich losprusten.«
»Aber du weißt, dass ich die Wahrheit sage. Du hast schon erlebt, wie das Tier in dir nach draußen drängt. Ich habe gesehen, wie du kurz vor der Verwandlung gewesen bist.«
»Warum hätte meine Mutter mir das verschweigen sollen? Trotz aller Geschichten, die sie mir erzählt hat, hat sie nicht ein einziges Mal angedeutet, dass ich eine andere Gestalt annehmen könnte.«
»Ich weiß es nicht, Rachael, aber ich bin sicher, dass du zu uns gehörst.«
»Und wenn nicht?« Ihre dunklen Augen glitten über sein Gesicht. »Was ist, wenn du dich täuschst? Können wir dann nicht zusammen sein? Darfst du überhaupt eine Frau haben, die nicht zu deinen Leuten gehört?«
Rio legte ihr die Hand unters Kinn und streichelte sie mit dem Daumen. »Ich lebe in der Verbannung, sestrilla , niemand kann mir etwas vorschreiben.« Er beugte sich herab und küsste sie. »Ich komme dich holen.«
»Das solltest du auch. Ich möchte nicht alleine mit den Alligatoren ringen.« Rachael versuchte, sich nicht an ihn zu klammern, obwohl sie ihn gern festgehalten hätte. Doch nichts, was sie tat oder sagte, konnte ihn aufhalten. Sie wusste, wie stur er war. Es machte keinen Sinn, mit ihm zu diskutieren, wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte. Sie versuchte ihre Gedanken zu ordnen. Wie ihre gemeinsame Vergangenheit auch ausgesehen haben mochte,
sie kam stets ungelegen wieder hoch. Sie kannte ihn. Sie wusste, wie er war. »Dann geh jetzt, solange es noch dunkel ist. Und denk dran, wenn du recht hast, und er uns gefolgt ist, könnte er schon die Ufer absuchen, um zu sehen, wo wir wieder an Land gehen.«
»Du bist gereizt.«
»Natürlich bin ich gereizt. Ich sitze hier mit diesem dämlichen Bein fest, und du gehst los und riskierst dein Leben, um den Killer zu stoppen.« Wütend und den Tränen nah fuhr sie sich mit der Hand durchs Haar. »Verstehst du nicht, dass er einen anderen schicken wird? Und dann noch einen? Und noch einen und noch einen? Er wird niemals aufgeben.«
Rio nickte. »Das habe ich mir schon gedacht. Aber es spielt keine Rolle, Rachael. Wir werden einen nach dem anderen erledigen, und falls nötig, werde ich ihn selbst mir vorknöpfen.«
Aus Rachaels Gesicht wich alle Farbe. »Nein. Nein, versprich es mir, Rio. Du darfst nie in seine Nähe gehen. Unter gar keinen Umständen. Du darfst ihm nichts tun. Und du sollst ihn nicht suchen.«
Die Angst in Rachaels Gesicht verursachte Rio Bauchschmerzen. »Rachael, ich komme dich holen.«
»Ich weiß.« Er musste kommen. Sie konnte nicht für alle Ewigkeit in einer Höhle unter dem Flussufer ausharren - es sei denn, er war bei ihr. Mit ihm konnte sie wahrscheinlich überall leben. Der Gedanke machte ihr Angst. Sie hatte nie überhaupt erwogen, ihr Leben mit jemandem zu verbringen. Ein Leben schien für eine Beziehung eine lange Zeitspanne zu sein, doch wenn sie diese Zeit mit Rio teilen konnte, würde sie sich mehr als ein Leben wünschen.
Rio zwang sich dazu, sich von Rachael und dem Anblick ihres Gesichts loszureißen, sie wirkte so einsam und verletzlich, so viel Schmerz stand in ihren Augen. Er wagte es nicht, sie an sich zu ziehen, sonst hätte er sie nie wieder losgelassen. Er watete ins Wasser.
»Möge der Zauber des Waldes dich begleiten und möge das Glück dir allzeit treu sein.« Rachaels Stimme war heiser vor lauter Schmerz. »Gute Jagd, Rio.«
Mit dem Rücken zu Rachael blieb Rio stehen. Er wusste, woran sich traumatische Erfahrungen zeigten. Hatte die enttäuschte, hilflose Wut selbst erlebt. Ein solcher Schmerz saß tief und hinterließ Narben. Er konnte sie nicht ansehen. Ihr Leid war schwerer zu ertragen als sein eigenes. »Ich weiß nicht viel über die Liebe, Rachael. Dass ich dich getroffen habe, war Zufall, doch alles an dir macht mich glücklich. Ich komme dich holen.«
Er watete weiter, und Rachael begann zu weinen. Ihre Tränen zu sehen, würde ihn umbringen. Lieber stand er dem gesamten Banditenlager gegenüber als ihrem tränenüberströmten Gesicht. Was er zu tun hatte, war unabänderlich. Er konnte sie nicht trösten. In
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