Wilde Magie - Wilde Magie - Fever / Wild Rain
keine andere Wahl, Rachael. Solange der Killer weiß, wo du bist, sind wir im Nachteil. Er kann schnell seinen Standort wechseln, und wir können das nicht. Ich lasse nicht zu, dass dir etwas geschieht, das schwöre ich.«
Rachael sah ihm ins Gesicht. In die Augen. Betrachtete
sein kantiges Kinn und die feinen Linien in seinem markanten Gesicht. Dann hob sie die Hand und zeichnete eine kleine Narbe unter Rios Kinn nach. »Du hast Glück, denn ich bin eine exzellente Schwimmerin«, sagte sie lächelnd. Sie vertraute ihm, obwohl sie gar nicht mehr wusste, wann sie das letzte Mal jemandem Vertrauen geschenkt hatte. »Mein Name ist Rachael Lospostos, Rio, nicht Smith.«
»Irgendwie hatte ich mir das schon gedacht.« Sanft küsste er sie auf den Mund. »Danke, ich weiß, dass dir das nicht leichtgefallen ist.«
»Das ist das mindeste, was ich tun kann, nachdem ich dich in diese Sache hineingezogen habe.« Ihre dunklen Augen funkelten amüsiert. »Aber du könntest mich noch einmal küssen. Ich möchte den Abdruck deiner wunderschönen Lippen mitnehmen, wenn ich untergehe.«
»Ich hoffe, dir ist klar, dass du mich ablenkst. Falls wir von einem Alligator gefressen werden, ist es deine Schuld.«
»Ich habe gehört, sie mögen keine schnell fließenden Gewässer«, sagte sie und drückte ihren Mund auf Rios. Und wie immer verschmolzen sie auf der Stelle, versanken einfach ineinander, weit weg von dieser Welt.
Rio kämpfte darum, nicht zu vergessen, wo sie sich befanden und in welcher Gefahr sie schwebten. Rachael hatte eine ganz besondere Art, ihn aller Vernunft zu berauben und in ihm stattdessen diesen Hunger auszulösen, diese wahnsinnige Begierde. Äußerst behutsam stellte er sie in dem rauschenden Wasser ab und hob widerwillig den Kopf. Das war seine einzige Chance, Luft zu bekommen und bei Verstand zu bleiben.
»Ich halte dich, Rachael.« Er legte den Arm um ihre Taille und hielt sie fest, während er ein Seil um sie schlang und es an seiner Taille festband. »Ich habe nicht vor, dich
zu verlieren. Wir waten weiter hinaus, dahin, wo das Wasser schneller fließt, nehmen die Füße hoch und lassen uns von der Strömung flussabwärts tragen. Wir wollen ihm keinen Hinweis darauf geben, in welche Richtung wir uns bewegen. Ein einzelnes Blatt, kleinste Spuren im Flussbett am Ufer, alles könnte ein Anhaltspunkt sein. Wir werden ein Stück den Fluss hinab unterwegs sein.«
»Na dann los.« Rachael wollte nicht die Nerven verlieren. Sie grinste Rio an. »Zumindest weiß ich jetzt, dass du dich nicht zu mir hingezogen fühlst, weil ich so toll aussehe.« Sie fuhr sich mit der Hand durchs Haar und machte den ersten Schritt. Doch ihr verletztes Bein knickte trotz des Wasserauftriebs ein, also streckte sie sich lang aus und begann zu schwimmen.
Voller Bewunderung für ihren Mut folgte Rio ihrem Beispiel. Das Mondlicht fiel auf Rachaels Gesicht, und er sah Wassertropfen von ihrer Haut abperlen. Sie bewegte sich mit sicheren, kräftigen Zügen durch das Wasser, beinah so lautlos wie er. Da überkam ihn wieder dieses merkwürdige, verwirrende Gefühl von Vertrautheit. Er war schon mit ihr geschwommen. Er hatte genau dieses Bild gesehen und kannte den exakten Moment, in dem sie den Kopf wenden und Luft holen würde.
In der Mitte des Flusses war die Strömung stärker und trug sie beide mühelos flussabwärts. Rio nahm Rachaels Hand und hielt sie fest, während sie sich mit angezogenen Beinen treiben ließen, um nicht an Felsen oder Baumstümpfen anzustoßen. Es war ein berauschendes Gefühl, zum Nachthimmel aufzuschauen, nachdem so viele Tage nichts als das Baumkronendach zu sehen gewesen war. Die Sterne, die den dunklen Himmel sprenkelten, glitzerten trotz der Wolken wie Edelsteine. Der Regen war leicht,
eher ein Sprühregen als ein Schauer, so dass Rachael den Kopf in den Nacken legte, um sich berieseln zu lassen.
Der Fluss war nicht halb so reißend wie in der Nacht des Sturms. Es gab keine gefährlichen Unterströmungen, die versuchten, sie unter Wasser zu ziehen. Rachael merkte, wie sie das Erlebnis eigentlich genoss, nachdem sie so lang im Bett gelegen hatte. Rio wich ihr nicht von der Seite, er war immer ganz nah, so dass sie sich liebevoll behütet fühlte, was sie vorher nie gekannt hatte. Es war wie im Traum. Keiner von ihnen sprach, da Geräusche auf dem Fluss nachts sehr weit zu hören waren.
Sie wurden um eine Kurve herumgetragen und stürzten einen winzigen Wasserfall hinab. Da fasste Rio sie jäh um die
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