Wilde Magie - Wilde Magie - Fever / Wild Rain
begangen hatte, war es schon möglich, dass man ihr Auftragsmörder nachschickte.
Rio wischte sich mit der Hand übers Gesicht. Wenn
das der Fall war, konnten ihre Ältesten die Ältesten seines Dorfes bitten, die Strafe stellvertretend zu vollziehen. Rio lebte bereits in der Verbannung. Er bezweifelte, dass seine Ältesten sich für seine Gefährtin verwenden würden, insbesondere, weil sie sie nicht kannten, und zudem war sie auch noch rechtmäßig zum Tode verurteilt. Er fluchte leise, während er sich wieder in einen Leoparden verwandelte, um den Kadaver in die Äste eines Baumes hochzuziehen. Er blieb ihm nichts anderes übrig, als den Leoparden zu verbrennen, um die Geheimnisse seiner Spezies zu wahren. Er musste schnell sein nächstgelegenes Depot finden. Den Körper eines Leoparden liegen zu lassen war extrem gefährlich, deshalb hatte er keine andere Wahl, als ihn bis zu seiner Rückkehr zu verstecken.
In Gedanken beschäftigte er sich mit der Frage, ob Rachael eventuell von den eigenen Leuten verurteilt worden war. Sie hatte zugegeben, dass es ihr Bruder war, der jemanden mit dem Mord an ihr beauftragt hatte. Es war also möglich, obwohl Rio sich nicht vorstellen konnte, was Rachael verbrochen haben sollte, um den Tod zu verdienen. Er rannte leichtfüßig durch den Wald, ohne auf die Warnschreie der Gibbons zu achten, die wegen des wilden Kampfes immer noch in heller Panik waren. Über seinem Kopf schossen Vögel pfeilschnell durch die Bäume, und die Muntjaks flüchteten vor ihm, während er von Ast zu Ast sprang, gelegentlich aber auch über den Boden lief und über verrottende Baumstämme setzte.
Der Wind drehte sich ein wenig und da, wo die unheimliche Windstille normalerweise nichts verriet, kam eine leichte Brise auf. Jäh blieb Rio stehen. Ganz in der Nähe war noch jemand im Dschungel. Er witterte einen Leoparden. Die Vögel, die Gibbons und selbst die Muntjaks
hatten ihn gewarnt, aber der traurige Gedanke, dass Rachael die Todesstrafe drohte, hatte ihn so abgelenkt, dass es ihm nicht aufgefallen war.
Glücklicherweise hatte er bald sein Depot erreicht. Die Kiste war ganz in der Nähe vergraben, in einer Höhle, die von den Wurzeln eines Flügelfruchtbaumes gebildet wurde. Er hatte den Obstbaum mit einem kleinen Symbol markiert. Rasch grub er die Kiste mit den Klauen aus, während er lauschte, von welchen Neuigkeiten der Wald berichtete. Der zweite Leopard näherte sich rasch, offenbar hatte er ihn gewittert.
Rio nahm menschliche Gestalt an und schnallte sich mit grimmiger Miene hastig seine Waffen um. Erst nachdem er die Pistolen kontrolliert und die Messer eingesteckt hatte, streifte er Kleider über und befestigte den kleinen Verbandskasten am Gürtel. Als er den stechenden Blick des Leoparden im Nacken spürte, drehte er sich mit erhobenem Gewehr auf dem Absatz herum, den Finger am Abzug.
»Du bist früh unterwegs, Drake.« Sein Tonfall war freundlich und entspannt, beinahe locker, doch der Lauf seiner Waffe wich nicht eine Sekunde vom tödlichen Zielpunkt zwischen den Augen der Katze, und sein Finger blieb am Abzug.
Einen langen Augenblick starrten sie sich so an. Dann drehte und wand sich Drakes Körper, und die Muskeln formten sich wieder zur Gestalt eines Mannes, der Rio böse anfunkelte. »Wirst du mir verraten, warum du immer noch mit dem Ding auf mich zielst?«
»Wenn du mir verrätst, was du hier machst?«
»Ich habe fast die ganze Nacht damit zugebracht, dich und diesen schurkischen Leoparden zu verfolgen. Deine
Spur habe ich verloren, er hier war nicht so gut. Du hast ihn verwundet, das hat es mir leichter gemacht, ihn aufzuspüren.«
»Wieso?«
Drake legte die Stirn in Falten. »Du zeckenzerfressener Sohn eines Bartschweins! Ich habe mich aus lauter Sorge um dein Wohlergehen dazu entschlossen, zurückzugehen und dir den Rücken freizuhalten. Aber als ich bei dir ankam, hattest du Rachael schon fortgebracht, und ich musste eurer Fährte folgen. Das ging nicht so schnell, denn mir fiel auf, dass der Killer ebenfalls hinter euch her war. Er hat euch ein paar Mal verloren, und ich bin hinter ihm geblieben, um zu sehen, was er tut.« Abrupt brach er ab und schaute Rio wütend an. »Verdammt, nimm das Gewehr runter. Das ist nicht nur beleidigend, das nervt.«
Rio schulterte das Gewehr. Doch eine Hand blieb frei, bereit, jederzeit nach dem Messer zu greifen, obwohl er Drake angrinste. »Ich bin nicht zeckenzerfressen.«
»Kommt darauf an, wen man fragt. Wo ist Rachael?«
Das
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