Wilde Magie - Wilde Magie - Fever / Wild Rain
niedlich.«
»Stimmt ja, du bist reich und trägst Designerklamotten.«
»Woher weißt du denn, was Designerklamotten sind, Tarzan?«
Rio grinste sie an. »Ach, man kommt rum. Du wärst überrascht, wo Tarzan schon überall gewesen ist«, feixte er.
Rachael lachte, wurde aber schnell wieder ernst und musterte sein Gesicht. »Nichts an dir kann mich überraschen, Rio.«
Und schon hatte sie wieder dafür gesorgt, dass er einen Kloß im Hals hatte. »Komm her und lass dich tragen.« Rio streckte die Hand aus.
»Ich würde gern mal versuchen zu laufen, nur ein kurzes Stück. Es fühlt sich so gut an, wieder ein kleines bisschen selbst zurechtzukommen.« Sie nahm ihn bei der Hand.
Rio zog ihre Hand an seinen warmen Mund und drückte ihr einen Kuss auf die Handfläche. »Aber wirklich nur ein kurzes Stück. Du hast das Bein lange nicht belastet, deshalb solltest du es nicht übertreiben. Sonst kann Tamas Salbe auch nichts mehr ausrichten.«
»Ich weiß.« Ihr Knöchel und ihr Unterschenkel schmerzten, aber das gab sie nicht zu, weil sie unbedingt selber gehen wollte. Rio hatte ein störrisches Kinn, und seine feurigen Augen konnten von einer Sekunde zur anderen eiskalt
werden. Er war ein Mann, der unter bestimmten Umständen sehr rasch herrisch werden konnte. Sie lächelte in sich hinein, machte den ersten Schritt und zog ihn an der Hand hinterher. »Los, ich kann es gar nicht abwarten, ein heißes Bad zu nehmen.«
Rio runzelte die Stirn, kam aber mit und wachte über ihre Schritte. »Hier draußen muss man immer auf seine Umgebung achten, Rachael. Die Vögel senden Warnrufe aus, und du musst sie genau wahrnehmen, musst die verschiedenen Töne auseinanderhalten können. Die Vögel verraten dir, was ihnen Angst macht, und dann weißt du, wer in der Nähe ist.«
»Ein paarmal habe ich es ja schon erlebt.« Rachael gab sich Mühe, nicht zu hinken. Auf den eigenen zwei Beinen zu stehen, erschien ihr wie ein Wunder. Sie blickte auf zu den fruchtbeladenen Bäumen. Wo sie auch hinsah, ein Meer von Farben. Die massiven Baumstämme, in allen Schattierungen, waren üppig mit anderen Lebensformen bewachsen, Flechten, Pilzen, Farnen und Orchideen. Und überall hingen Schlingpflanzen. Zunächst gab es noch recht viel Licht, denn die kleineren Bäume am Flussufer erlaubten der Sonne durchzuscheinen, doch als sie tiefer ins Innere des Waldes vordrangen, schirmten die größeren Bäume sie mit ihrem dichten Laub ab.
»Schau dir diese Fährten an, Rachael.« Rio hockte sich hin, um die unzähligen Spuren an einem Wasserloch zu studieren. Er zeigte auf einen großen Prankenabdruck mit vier deutlich sichtbaren Zehen. »Der stammt von einem Nebelparder. Wahrscheinlich von Franz, der unseren Rückweg deckt. Die beiden Kleinen sind immer hinter mir hergelaufen, wenn ich zur Arbeit ging, selbst wenn ich dabei Grenzen passieren musste, daher war es sicherer, sie
abzurichten. Ich konnte die zwei Dummerchen nicht davon abhalten, mir überallhin zu folgen.«
»Machst du dir Sorgen um Fritz?«
»Nein, er ist nicht zum ersten Mal verwundet. Er weiß, wie man sich im Wald verkriecht. Wenn keine Gefahr mehr besteht, kommt er schon wieder. Ich wollte ihn nicht allein zu Hause lassen. Wenn der gefleckte Leopard ihn gefunden hätte, hätte er ihn aus schierer Bosheit getötet. Schau dir das an.« Er zeigte auf einen sehr kleinen Abdruck, der dem des Nebelparders ähnelte. »Der ist von einer Bengalkatze. Sie sind ungefähr so groß wie Hauskatzen und haben meist ein rötliches oder gelbliches Fell mit schwarzen Rosetten. Heute Morgen ist hier viel los gewesen.«
»Was ist das für eine seltsame Spur? Das sieht ja aus, als wären Schwimmhäute an den Füßen gewesen.«
»Das war ein Larvenroller. Ein nachtaktives Tier.« Rio schaute zu Rachael auf. »Lässt du dich jetzt tragen?« Er richtete sich langsam auf. »Oder muss ich meine Autorität ausspielen und dir das befehlen? Du hinkst.«
»Ich wusste nicht, dass wir beim Militär sind.«
»Bei Lebensgefahr muss immer einer das Kommando übernehmen.«
Rachaels Gelächter schallte bis zum Baumkronendach hinauf und vermischte sich mit den unaufhörlichen Rufen eines Bartvogels, der in den Klang seiner eigenen Stimme verliebt zu sein schien. »Zimmerst du dir immer schnell einen passenden Spruch?«
»War doch eine Glanzleistung. Bist du nicht beeindruckt?« Er nahm sie auf die Arme. »Ich möchte etwas mehr über die Familie deiner Mutter wissen. Hast du deine Großeltern gekannt?«
»Ich
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