Wilde Magie - Wilde Magie - Fever / Wild Rain
reichlich dumme Frage. Ich würde dich auch nicht gehen lassen.«
Rachael hob den Kopf und schaute ihn an. Ein schwaches Lächeln umspielte ihre Lippen. »Rio, das war aber ein schönes Kompliment. Danke sehr.«
Rio war eher verlegen als erfreut über diese Würdigung. »Du musst mir den Grund sagen, Rachael. Falls jemand kommt, um nach dir zu suchen, muss ich vorbereitet sein.«
»Du kannst dich nicht vorbereiten. Sobald ich dazu in der Lage bin, mache ich mich wieder auf den Weg. Es muss doch einen Ort geben, an dem sie mich nicht finden können. Ich hatte gehofft, dass sie mich für tot halten.«
»Wenn Kim noch lebt, wird er wissen, dass du es geschafft hast. Er ist einer der besten Fährtenleser im Umkreis. Und er wird nach dir suchen, denn du warst in seiner Obhut. Auch die Regierung ergreift Maßnahmen, wenn eine Gruppe von Zivilisten mit Hilfsgütern von Banditen angegriffen wird. Man wird euch mit der Lupe suchen. Dieses Land braucht eure Hilfe, und keiner will, dass sich die Nachricht verbreitet, es sei gefährlich an den Flüssen und in den Wäldern, denn das sind die Hauptattraktionen für Touristen. Und wenn dann noch jemand von außen kommt, der die Regierung drängt, den Banditen nachzustellen, wird am Fluss jeder Stein umgedreht.«
»Es passiert doch andauernd, dass Menschen ertrinken und nie wieder auftauchen. Ist Kim Pang nicht ein Freund von dir? Falls er mich hier findet, könntest du ihn doch dazu bringen, zu behaupten, ich sei tot.«
»Kim wird keine Lügen verbreiten. Wenn er noch lebt, und das werde ich so bald wie möglich herausfinden, bitte ich ihn, eine Weile fortzugehen, damit sie ihm keine Fragen stellen können. Er hat einen guten, hart erarbeiteten Ruf. Den sollte er nicht für uns aufs Spiel setzen müssen.«
Rachael wandte das Gesicht ab. »Ich mochte ihn. Mehr als die anderen. Ich glaube nicht, dass die Banditen die Absicht hatten, uns als Geiseln zu nehmen. Ich glaube, man hat ihnen einen Haufen Geld gezahlt, damit sie mich aufspüren.«
Rio schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht verstehen, warum irgendjemand dich so sehr hassen sollte.«
»Ich hab nie behauptet, dass er mich hasst.«
Es war wie ein Schlag in die Magengrube, ein düsteres Gefühl von Eifersucht kam in ihm auf, seine gefährliche, wilde Seite. Doch seine Leidenschaft durfte nicht die Oberhand gewinnen, das war viel zu riskant. Er hatte sich ein Leben aufgebaut, das ihm gefiel. In dem er sich gut eingerichtet hatte. Und das wollte er sich nicht von Rachael kaputtmachen lassen.
Der Wind drehte und sprühte ihnen Regen ins Gesicht. Sofort beugte Rio sich über Rachael und schützte sie vor den Tropfen, bis der Wind sich wieder legte. »In dieser Gegend gibt es an den Flüssen viele Banditen. Nicht nur bei uns, sondern in fast allen Ländern, in denen man schnell im Urwald verschwinden kann. Denk an Indochina, Malaysia, Thailand und auch an die Philippinen. Eine solche Situation ist alles andere als neu und ungewöhnlich.
Hat man euch denn nicht vor den Gefahren gewarnt?« Rio bemühte sich um einen leisen, ausgeglichenen Tonfall. Nichts von dem düsteren Groll, der sich in ihm regte, sollte nach außen dringen. Sie gehörte ihm nicht. Und würde ihm auch nie gehören.
»Es schien alles glattzulaufen.«
»Ja, das sagt man immer. Du hättest zu Hause bleiben sollen, Rachael. Warum hast du nicht die Polizei eingeschaltet?«
»Manchmal hat man keine Wahl, Rio. Ich habe das getan, was unter den gegebenen Umständen möglich war. Ich bleibe nur noch so lange, bis mein Bein verheilt ist.«
»Glaubst du, das geht über Nacht?«
Seine Stimme war gedämpft, so sanft dass es sich beinahe sinnlich anhörte, und Rachael die Tränen in die Augen trieb. Ob Rio ihr nun glaubte oder nicht, sie brachte ihn in Gefahr. Sie wünschte, sie könnte fortgehen und ihm nicht länger zur Last fallen, doch sie wusste, dass er Recht hatte. Sie wollte im Moment einfach nicht mehr über ihr Leben nachdenken. Einer Frau, die sich vor lauter Verzweiflung in einen reißenden Fluss gestürzt hatte, konnte er ja wohl ein klein wenig Zeit zu gönnen, in der sie sich in Sicherheit wiegen konnte.
Sie vernahm den Ruf des Waldes, ein dunkler Zufluchtsort, in dem alle möglichen Geheimnisse verborgen lagen. Warum sollte er nicht auch ihr Zuflucht bieten? Schließlich war das gesamte Haus, das Rio hoch oben in die Äste eines Baumes gebaut hatte, hinter Laub und Schlingpflanzen versteckt. Es musste doch einen Weg geben, im Regenwald zu
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