Wilde Pferde in Gefahr
jemand im Stall!«, rief sie aufgeregt.
Charlie ließ die Schrotflinte sinken und blickte wütend zum Waldrand hinüber. »Und das nicht zum ersten Mal. Sie wollen uns Angst einjagen, damit wir den Kampf gegen die Mustangjäger aufgeben. Aber so leicht lassen wir uns nicht unterkriegen.« Er wandte sich langsam ab. »Geh wieder schlafen, Peggy. Der kommt nicht mehr wieder. Tut mir leid, dass ich dir indiesem Aufzug begegne. So bekommt mich eigentlich nur Annie zu sehen.«
Peggy verkniff sich ein Lächeln. »Schon gut, Charlie. Gute Nacht.«
5
Am nächsten Morgen schien die Sonne. Ihre Strahlen fielen durchs Fenster und ließen Donnas blonde Haare wie bei einer Prinzessin leuchten. Das sagte Annie beim Frühstück, als sie die Schüssel mit den Rühreiern weiterreichte. »Freust du dich auf den Ausflug mit Peggy?«, fragte sie. »So ein Picknick ist was Feines, an der frischen Luft schmeckt es viel besser.«
»Aber ich kann doch gar nicht reiten«, erwiderte Donna. »Letztes Mal bin ich beinahe runtergefallen. Wenn Charlie mich nicht gehalten hätte …«
Annie schenkte ihr Kakao ein. »Peggy passt gut auf dich auf. Sie reitet beim Rodeo, weißt du? Da dürfen nur die besten Reiterinnen des Landes mitmachen. Sie zeigt dir, wie man am besten im Sattel sitzt, dann kann gar nichts passieren. Pinto mag dich, das weißt du doch.«
»Du darfst mir auch beim Broteschmieren für euer Picknick helfen«, sagte Tante Martha. »Leckere Sandwiches mit Huhn und Käse, und für jede einen Apfel.Vielleicht legen wir noch ein Stück Schokolade dazu, na, was meinst du?«
Donna willigte zögernd ein und folgte der Haushälterin in die Küche.
»Und ich kümmere mich um die Pferde«, sagte Peggy. »Vielleicht bringe ich die Stute ja doch noch dazu, White Lightning zu adoptieren.« Sie lächelte verschmitzt. »Ich kenne da einen Trick, auf den sie vielleicht hereinfällt. Old Jules, ein Arbeiter auf der Ranch meiner Freundin, hat ihn mir verraten.«
»Na, dann hoffen wir mal, dass Old Jules ein Pferdekenner war.«
»Oh, das war er«, erwiderte sie fröhlich, »in seinem Zimmer hingen lauter Auszeichnungen. Als junger Mann war er Rodeo-Champion. Zwei Dutzend erste Plätze beim Wildpferdreiten, zwei große Pokale für Gesamtsiege und ich weiß nicht wie viele vordere Plätze. Er prahlte immer damit, dass er sich während seiner Karriere über dreißig Mal die Knochen gebrochen hatte.«
Charlie lachte. »Na, wenn das keine Empfehlung ist.«
Beim Auto verabschiedete sich Peggy von ihren neuen Arbeitgebern. Charlie würde seine Frau wie jeden Morgen in die Stadt bringen und noch einige Besorgungen erledigen, bevor er nach Hause zurückkehrte.
Er stieg ein und lehnte sich aus dem offenen Fenster. »Bleib in der Nähe des Flusses, da kommst du denCowboys der Rockwell-Ranch nicht in die Quere. Wer weiß, welche Störmanöver die Burschen noch auf Lager haben.«
»Du meinst, der Mann heute Nacht war ein Rockwell-Cowboy?«
»Oder jemand, der von James Rockwell bezahlt wird.«
»Er ist ein unverbesserlicher Macho«, fügte Annie mit einem bitteren Lächeln hinzu. »Wenn’s nach ihm ginge, dürften Frauen noch immer nicht wählen. Er hat was dagegen, dass ich mich einmische.«
»Versteh uns nicht falsch«, sagte Charlie, »er ist kein Verbrecher. Er ist ein störrischer und hochnäsiger Bursche, das ist alles. Wenn Annie mit ihren Aufrufen etwas Konkretes erreicht, greift er vielleicht zu drastischeren Methoden. Bisher wollte er uns nur Angst machen. Wilde Drohungen ausstoßen, die Pferde verjagen … so was.«
»Einer jungen Frau und einem kleinen Mädchen werden sie wohl kaum etwas tun«, erwiderte Peggy, obwohl sie bei Männern wie Buddy Miller und Ron Baxter nicht sicher war. »Uns passiert nichts, Charlie.«
»Ich verlasse mich auf dich, Peggy. Bis später.«
Peggy winkte ihren neuen Freunden nach und ging zur Koppel. Hopalong lief ihr schwanzwedelnd nach. Der zottige Hofhund hatte bereits Zutrauen zu ihr gefasst und bellte nicht mal, wenn sie in seine Nähe kam. »Hey, Hopalong«, begrüßte sie ihn freundlich. »Noch zu früh, um Kaninchen zu jagen?«
In der Koppel kam ihr Dusty entgegengelaufen. Sie begrüßte ihn mit einer Mohrrübe, die sie für ihn in der Tasche hatte, und tätschelte seinen Hals. »Hallo, Dusty! Na, wie gefällt’s dir auf deiner neuen Koppel? Verträgst du dich auch mit den Stuten? Dass mir keine Klagen kommen, hörst du mich?«
Dusty nickte schnaubend, als hätte er sie verstanden, und lief zum
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