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Wilde Pferde in Gefahr

Titel: Wilde Pferde in Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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anderen Ende der Koppel zurück.
    »White Lightning!«, rief Peggy dem Fohlen zu. »Bist du okay?«
    Besonders glücklich sah White Lightning nicht aus. Kein Wunder, sie hatte Hunger und brauchte dringend Stutenmilch. Allein mit Heu und Gras würde sie nicht überleben, dazu war sie noch zu klein. »Wollen doch mal sehen, ob Blue Skies heute etwas zugänglicher ist. Ich kenne da einen Trick, weißt du?«
    Sie griff nach einem zusammengerollten Lasso, das über einem der Pfosten hing, und trieb das Fohlen durch die Koppel. Nachdem sie das Gatter geöffnet hatte, scheuchte sie es mit einem »Vorwärts, Kleine!« in den Stall. Sie drängte es in eine leere Box, trieb die anderen Pferde auf die Koppel hinaus und fing Blue Skies mit dem Lasso ein. Die wehrte sich kaum gegen die Schlinge, war es gewohnt, dass man sie auf diese Weise aus der Herde holte.
    Im Stall führte sie Blues Skies an der Koppel mit dem Fohlen vorbei. Sie zögerte bewusst etwas, um der Stute die Möglichkeit zu geben, die Witterung des kleinenTieres aufzunehmen. »So, um dich kümmere ich mich gleich, Blue Skies«, sagte sie, als hätte sie vor, die Stute in eine leere Box zu führen.
    Vor ihren Augen band sie White Lightning los. Das Fohlen reagierte nervös, als es die Nähe von Blue Skies spürte, hatte inzwischen so großen Hunger, dass es sich kaum noch im Zaum halten konnte. Indem Peggy die Stute mit dem Rücken abschirmte, öffnete sie die halbe Tür und ließ White Lightning frei. Sie sprang weg und blieb nach einer Weile abwartend stehen.
    Von Old Jules hatte Peggy gelernt, dass es besonders in diesem Augenblick auf das richtige Timing ankam. Man durfte die Stute nicht zu früh aus dem Stall lassen, als würde man ihr das Fohlen aufdrängen, man sollte aber auch nicht warten, bis ihr Interesse erlosch. Ihr ungeduldiges Schnauben erfüllte den Stall, und ihre Flanken zitterten nervös. Das schutzbedürftige Fohlen, das vor ihren Augen davonlief, weckte ihren Mutterinstinkt. Nach dem Tod ihres eigenen Fohlens war sie bereit, ein anderes Jungtier anzunehmen.
    Peggy ließ die Stute vorbei und fast augenblicklich galoppierte diese zu White Lightning. Das Fohlen suchte nach ihrem Euter und bekam es zu fassen, ohne dass Blue Skies es zu merken schien. Für sie schien es selbstverständlich zu sein, dass das Fohlen an ihr saugte. Die beiden waren plötzlich ein Herz und eine Seele.
    Bei diesem Anblick bekam Peggy feuchte Augen. Ohne Blue Skies wären die Überlebenschancen desFohlens sehr gering gewesen. Sie hätten natürlich versucht, es mit der Babyflasche durchzufüttern, doch es war nie sicher, ob ein Fohlen die Flasche annehmen würde.
    »So gefallt ihr mir schon besser«, rief Peggy den beiden zu.
    Die nächste knappe Stunde verbrachte sie damit, alle Tiere mit frischem Heu zu versorgen und den Stall auszumisten. Sie war die Arbeit gewohnt, hatte auf der Ranch ihrer Freundin oft genug geholfen. Allein die Freundschaft mit Judy, die inzwischen an einem College an der Ostküste studierte, war dafür verantwortlich gewesen, dass sie zur Pferdenärrin geworden war. Und ihr »Naturtalent als Rodeo-Reiterin«, das nicht nur Judy, sondern auch deren Vater bemerkt hatte.
    Sie war gerade dabei, Dusty zu satteln, als Donna aus dem Haus gerannt kam. Sie trug ihre neuen Cowboystiefel, die Charlie ihr geschenkt hatte, eine karierte Bluse und hochgerollte Dungarees. Ihren breitkrempigen Strohhut hatte sie keck in die Stirn gezogen. »Ich hab unser Picknick dabei«, rief sie und hielt einen Beutel mit Sandwiches, Äpfeln, Schokolade und Wasser hoch. Nichts erinnerte mehr an das traurige Mädchen vom vergangenen Abend.
    »Wunderbar«, erwiderte Peggy. Sie hängte den Beutel an ihr Sattelhorn, nahm ihr Lasso und fing Pinto ein. Ein ganz zahmer Wallach, etwas kleiner und stämmiger als die anderen Pferde. Sein Fell war gescheckt.»Und jetzt hilf mir beim Satteln! Wenn du größer bist, musst du das ganz alleine schaffen, klar?«
    »Klar, Peggy.«
    Peggy holte das Sattelzeug aus der Kammer, legte dem Pferd eine Decke über den Rücken und stemmte den Sattel darauf. »So, und du hältst diesen Gurt jetzt ganz fest, ja?« Sie reichte Donna den Sattelgurt, führte das andere Ende unter dem Bauch des Tieres hindurch und zog ihn durch die Lasche. »Und jetzt ziehen wir den Gurt an. Er muss immer fest sitzen, wenn du reitest, sonst verrutscht der Sattel und du fällst runter. Wenn du eine längere Rast einlegst, lockerst du ihn.«
    Sie klappte den Steigbügel herunter

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