Wilde Pferde in Gefahr
Mann?«
»Weil du mich an einen Schwachkopf erinnerst, der genauso hieß«, klärte Buddy Miller ihn auf. »Und jetzt verschwindet endlich oder muss ich böse werden?«
Ein dunkler Schatten erschien in der Tür zu Peggys Gefängnis. Marty Rockwell. Er hatte die Begegnung mit den Jugendlichen genutzt, um sich wegzuschleichen und zu ihr in das verfallene Gebäude zu kommen. »Wir haben nicht viel Zeit«, flüsterte er. Er zog ihr den Knebel aus dem Mund und schnitt die Fesseln durch. »Laufen Sie zum Highway! In einer halben Stunde sind Sie dort.«
»Sollen … wir … nicht lieber auf den Mexikaner warten?«
»Viel zu gefährlich«, erwiderte er. »Ich traue Buddy nicht. Er hat zwar versprochen, dass er Ihnen nichts antut, aber wer weiß, wozu der fähig ist, wenn irgendwas schiefläuft oder Annie das FBI alarmiert. Verschwinden Sie lieber … schnell!«
Von draußen erklang Motorengeräusch. Anscheinend hatten die Jugendlichen den Rat der Mustangjäger befolgt und fuhren davon. Sie blickten beide durch die Tür und sahen, wie der Buick wendete und verschwand. Buddy Miller drehte sich um und rief: »He, Marty! Sag bloß, du bist bei dem Mädchen! Wenn duihr die Fesseln gelöst hast, schlag ich dich windelweich, verdammtes Aas!«
»Hauen Sie ab!«, raunte Marty ihr zu. »Ich halte sie auf! Beeilen Sie sich!«
Sie stieg durch das große Loch in der Wand und schlich in die dunkle Wüste davon. Nur noch aus weiter Ferne hörte sie, wie Marty den Unschuldigen spielte und Buddy Miller weismachen wollte, dass alles in Ordnung sei. Doch gleich darauf hörte sie den Mustangjäger laut fluchen und schimpfen: »Das hast du nicht umsonst gemacht, du verdammter Bengel!« Ein Augenblick Stille und dann: »He, Ron! Der Scheißkerl hat das Mädchen befreit! Hinterher, schnell!«
Peggy rannte um ihr Leben. Obwohl ihr nach der holprigen Fahrt jede Bewegung wehtat, stürmte sie durch die Nacht, an dem Dornendickicht hinter der verlassenen Tankstelle vorbei und durch den Salbei, der in dieser Gegend besonders dicht wuchs und eine perfekte Deckung bot. Wenn sie sich tief genug duckte, war sie kaum zu sehen. Sie hielt den Kopf gesenkt, nahm in Kauf, dass sie alle paar Schritte gegen einen Ast rannte, aber dafür keine Dornen ins Gesicht bekam. Das Scheinwerferlicht des Buick, in dem die Jugendlichen davonfuhren, zeigte ihr an, wo die Straße war. Wenn sie parallel dazu weiterlief, müsste sie den Highway erreichen.
Ein Kojote tauchte dicht vor ihr auf und rannte in panischer Angst davon, als er sie bemerkte. »Da drüben!«, hörte sie Buddy Miller rufen. »Sie rennt in dieWüste! Bleib stehen, Mädchen, sei doch vernünftig!« Die Schatten bewegten sich in die Richtung, in welche der Kojote verschwunden war, der zottige Bursche hatte wertvolle Zeit für sie herausgeschunden. Unbeachtet von ihren Verfolgern rannte sie zu der Straße und über den Asphalt nach Süden. Erst als sie den Highway schon dicht vor sich sah, hörte sie die Männer in der Ferne fluchen. »Sie muss zur Straße rüber gerannt sein, das war ein verdammter Kojote!«
Auf dem Highway herrschte gähnende Leere. Außer dem schwachen Mondlicht, das sich kaum sichtbar auf dem dunklen Asphalt spiegelte, war kein Licht zu sehen. Kein rettendes Auto, das sie mitnehmen konnte. Kein Bus, kein Truck.
Sie drehte sich besorgt um. Noch hatten die Verfolger sie nicht gesehen, aber sie waren bereits verdächtig nahe. Eine Viertelmeile vielleicht. Wenn sie rannten, konnten sie in wenigen Minuten am Highway sein. Dann waren alle Anstrengungen umsonst gewesen, und wer wusste schon, was Buddy Miller dann mit ihr anstellte. Sie musste hier weg, so schnell wie möglich.
Zwei helle Punkte tauchten in der Ferne auf, wurden langsam größer. Zwei Scheinwerfer, ein Auto, endlich! Sie schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass es rechtzeitig kommen würde. Der Fahrer musste sie mitnehmen, er musste einfach!
»Da ist sie! Auf dem Highway!«, hörte sie Buddy Miller rufen.
»Verdammt! Da kommt ein Wagen!«
Der Wagen war schneller, als sie gehofft hatte, fuhr so zügig über den Highway, dass er bestimmt nicht halten würde. Wer nahm schon nachts einen Anhalter mit? Wer ging dieses Risiko ein?
Buddy Miller und Ron Baxter kamen immer näher.
Sie beschloss, es darauf ankommen zu lassen, und trat mitten auf die Straße. Mit ausgebreiteten Armen blieb sie stehen, als könnte sie den näher kommenden Wagen dadurch zwingen, vor ihr anzuhalten. Vor Angst schloss sie die Augen.
Bremsen
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