Wilde Pferde in Gefahr
Kleider auf einen Stuhl, stellte sich unter die heiße Dusche und ließ sich dann todmüde auf ihr Bett fallen. Doch zu ihrer eigenen Verwunderung konnte sie nicht einschlafen. Zu viele Gedanken jagten durch ihren Kopf. Die Cessna, die dicht über ihren Kopf gebraust war. Buddy Miller, wie er kaltblütig das Fohlen erschossen hatte. Der stechende Schmerz, der von ihren gefesselten Handgelenken ausgegangen war. Die schmutzige Ruine, in der sie gelegen hatte. Der dreckige Knebel in ihrem Mund. Die Flucht durch die nächtliche Wüste. Der furchtbare Augenblick, als sie allein auf dem verlassenen Highway gestanden hatte. Marty … und immer wieder Marty Rockwell.
Sie schlug die Decke zurück und setzte sich auf den Bettrand. Erschöpft griff sie nach der Wasserflasche auf ihrem Nachttisch und nahm einen Schluck. Warum konnte sie nicht einschlafen? Sie stand auf und trat ans Fenster, blickte nachdenklich zum Haupthaus hinüber. Im Schlafzimmer von Annie und Charlie brannte noch Licht. Auch sie konnten anscheinend nicht schlafen. Machten sie sich Sorgen wegen der Mustangjäger? Würden die Männer merken, dass sie ihnen den falschen Film gegeben hatten? Entwickeln lassen konnten sie ihn erst am nächsten Morgen. Oder kannten sie jemand, der es noch in dieser Nacht machen würde? Würden sie einen Fotografen oder den Besitzer desFotoladens in Reno wecken und ihn überreden, den Film sofort zu entwickeln? Zuzutrauen war ihnen alles.
Peggy überlegte. Wenn sie es schafften, den Film noch in dieser Nacht entwickeln zu lassen, konnten die Bilder frühestens in drei Stunden hier sein. Vielleicht erst in vier oder fünf. Jetzt war es noch nicht mal elf. Sie würde ihren Wecker auf zwei Uhr stellen und dann eine Weile das Ranchhaus beobachten, das war sie Annie und Charlie schuldig. Sie hatte ihre Freunde in diese missliche Lage gebracht.
Der Gedanke, dass ihnen im Augenblick keine Gefahr drohte, beruhigte sie und ließ sie einschlafen. Sie träumte wirres Zeug und wälzte sich unruhig von einer Seite auf die andere. Als der Wecker klingelte, griff sie im Halbschlaf danach und stieß ihn vom Nachttisch. Erst viel später schreckte sie wieder aus dem Schlaf. Sie hob den Wecker auf, stellte fest, dass er um zwei Uhr stehen geblieben war, stieg aus dem Bett und blickte auf ihre Armbanduhr. Kurz nach vier Uhr. Sie hastete zum Fenster und blickte zum Haupthaus. Keine Bewegung, kein verdächtiger Schatten, auch das Licht im ersten Stock war erloschen. Sie zog sich dennoch an, schlüpfte in ihre Jacke und trat vor das Blockhaus. Leise schloss sie die Tür.
Sie hatte erst einen Schritt getan, als sie eine Bewegung beim Haus bemerkte. Eine Gestalt stieg aus einem Fenster im Erdgeschoss. Donna, erkannte sie mit Schrecken. Das Mädchen lief genau auf sie zu. Mitwehendem Nachthemd und fliegenden Haaren rannte sie über den Hof.
»Peggy! Peggy!«, rief sie mit gedämpfter Stimme.
Peggy empfing sie mit ausgebreiteten Armen, hob sie hoch und brachte sie in ihr Blockhaus. »Donna! Weißt du, wie spät es ist?«, fragte sie. »Was ist passiert?«
Donna war viel zu aufgeregt, um in zusammenhängenden Sätzen zu sprechen. »Ein fremder Mann … im Haus … ich hab ihn gesehen … er sucht was … alle Schubladen …« Sie begann zu weinen. »Ich hab Angst … dass er Annie und Charlie was tut … ich glaube, er hat eine Pistole … Ruf die Polizei, Peggy … tu was … schnell!«
Peggy legte das Mädchen in ihr Bett. »Du bleibst hier«, sagte sie zu ihr. »Versprich mir, dass du dich nicht von der Stelle rührst. Egal was passiert. Du verriegelst die Tür hinter mit und bleibst liegen. Du gehst nicht mal ans Fenster, verstanden?«
»Ja, Peggy«, versprach sie kleinlaut.
Peggy küsste sie auf die Stirn und ging. Sie wartete, bis Donna die Tür verriegelt hatte, bevor sie zum Haupthaus hinunterschlich. Buddy Miller, sagte sie sich, der geheimnisvolle Einbrecher konnte nur Buddy Miller sein. Er wusste, dass Annie und Charlie ihn betrogen hatten, und suchte nach dem richtigen Film. Den Pick-up hatte er weiter draußen stehen lassen, um sich nicht zu verraten. Gut möglich, dass Ron Baxter und Santiago auch in der Nähe waren. Oderhandelte Buddy Miller auf eigene Faust? Er hatte das Fohlen erschossen, er würde am meisten unter der Veröffentlichung leiden.
Während sie über den Hof lief, flammte plötzlich Licht im Wohnraum auf. Sie schlich zum Fenster neben der Tür, blickte vorsichtig hindurch und sah Buddy Miller mit erhobenem Revolver
Weitere Kostenlose Bücher