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Wilde Pferde in Gefahr

Titel: Wilde Pferde in Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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vor Annie und Charlie stehen. Beide trugen Nachthemden. In ihren Augen spiegelten sich Wut und Angst. In der offenen Tür rechts von ihnen stand Tante Martha, die Hände erhoben und zitternd vor Angst.
    Sie schlich weiter zur Tür, die immer noch angelehnt war, und lauschte.
    »Ihr dachtet wohl, wir merken nicht, dass ihr uns den falschen Film gegeben habt. Irrtum, Freunde! Ich hab den Typ vom Drugstore aus dem Bett geklingelt und ihn gezwungen, ihn gleich zu entwickeln.« Sein spöttisches Grinsen gefror. »Ich will den Film haben«, forderte Buddy Miller, »den richtigen Film!«
    »Tut mir leid, Miller«, antwortete Charlie. Er klang erstaunlich gefasst. »Den habe ich schon weggeschickt.«
    »Erzähl keine Märchen, Klugscheißer!«
    »Ich hab ihn dem Mann von der Futtermittelfirma mitgegeben, der heute Abend hier war. Spätestens übermorgen erscheinen die Fotos in der Zeitung. Wenn ich Sie wäre, würde ich so schnell wie möglich aus dieser Gegend verschwinden. Oder wollen Sie, dass wir Ihnen eine Anklage wegen versuchtenRaubüberfalls anhängen? Wenn das nicht reicht, könnten wir Ihnen …«
    »Halt die Klappe, Indianer!«, schnitt Buddy Miller ihm das Wort ab. »Ich weiß, dass du den Film hast. Du willst mich doch nur verscheißern. Her mit dem Ding!«
    »Oder? Wollen Sie uns erschießen?«
    »Wenn’s sein muss«, erwiderte der Mustangjäger. »Aber ich hab eine bessere Idee. Ich knall einen eurer Gäule ab. Den Klepper des Mädchens, der hat es am ehesten verdient. Hab ich ihr schon heute Nachmittag gesagt.« Durch den Türspalt beobachtete Peggy, wie er mit dem Revolver winkte. »Vorwärts! Ihr geht voraus! Das gilt auch für dich!« Gleich darauf wurde die Tür geöffnet und Annie, Charlie und Tante Martha traten aus dem Haus. Hinter ihnen erschien der Mustangjäger.
    Peggy duckte sich rasch in den Schatten neben der Tür und war schon zum Pick-up unterwegs, um Charlies Revolver aus dem Handschuhfach zu holen, als eine dunkle und irgendwie vertraute Stimme erklang: »Jetzt reicht’s mir aber, Buddy!«, rief James Rockwell. Er stand in der Einfahrt zum Hof, ein Gewehr in beiden Händen. Sein weißes Haar leuchtete im Mondlicht. »Lass den Revolver fallen und verschwinde! Mein Sohn hat mir erzählt, was ihr mit dem Mädchen gemacht habt. Mir ist egal, wie ihr die Mustangs fangt, das geschieht nach dem Gesetz, und ich bin froh, wenn dieMissgeburten von meinem Land verschwinden. Aber was du jetzt machst, ist gegen das Gesetz, und das kann ich nicht dulden. Also, lass endlich den Revolver fallen und mach, dass du wegkommst! Mustangjäger gibt’s wie Sand am Meer, ich brauche dich nicht.«
    »Aber ich wollte doch nur …«
    »Du sollst verschwinden!«
    »Das wird Ihnen noch leidtun!«, rief Buddy Miller. Doch er gehorchte und lief davon, an dem Rancher vorbei zur Schotterstraße. Wenige Sekunden später hörte man den Motor seines Pick-ups aufheulen.
    James Rockwell nahm das Gewehr herunter und blickte Annie an. »Und glauben Sie bloß nicht, dass ich meine Meinung geändert habe. Ich will immer noch, dass die Mustangs verschwinden. Auf bald, Annie.«

18
    Die düsteren Gewitterwolken, die einige Tage später über Reno hingen, passten nicht zu der guten Laune, die Peggy, Annie und Charlie in ihrem Pick-up verbreiteten. Sie hatten den Country-&-Western-Sender eingestellt und sangen laut mit den Everly Brothers ihr Wake up, little Susie, wake up .
    »Immer noch besser als Pretty, pretty, pretty Peggy Sue «, rief Peggy. Sie saß am Steuer, neben ihr Annie, dieden Vormittag freibekommen hatte, und Charlie, der einen Stapel Zeitungen auf dem Schoß liegen hatte und eifrig darin blätterte.
    »Nun hört euch das an«, versuchte er die Musik zu übertönen.
    Peggy stellte das Radio leiser.
    »Mit diesen erschütternden Fotos haben Wild Horse Annie und ihre Helfer bewiesen, wie rücksichtslos und grausam die Mustangjäger gegen die Wildpferde vorgehen. Sie schrecken nicht einmal davor zurück, ein hilfloses Fohlen neben seiner verletzten Mutter kaltblütig niederzuschießen. Wie lange will sich unsere Regierung diesen Frevel noch ansehen? Wann erfüllt sie endlich die Forderungen dieser Frau, die sich seit vielen Jahren für den Erhalt dieser prächtigen Kreaturen einsetzt? Diese skrupellosen Hetzjagden sind einer Nation, die den Schutz des Lebens und der Freiheit in ihrer Verfassung verankert hat, nicht würdig.«
    »Und das steht in der Sacramento Bee «, freute Annie sich. »Wisst ihr, was das heißt? Die

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