Wilde Saat
Speisen.«
»Ich frage mich, weshalb du hier bist. Um von mir ein Kind zu bekommen oder um mich zu einem Kind zu m a chen«, brummte er und schloß die Tür hinter sich.
Anyanwu ging ebenfalls nach draußen und band einige Zweige zu einem Besen zusammen. Sie fegte die Hütte aus und spülte alles, was zu spülen war. Nur vor den Insekten und dem Ungeziefer verzagte sie. Sie wußte nicht, was sie dagegen unternehmen sollte. Allein die Fliegenplage war entsetzlich. Wenn es nach ihr gegangen wäre, hätte sie die Hütte niedergebrannt und eine neue errichtet. Doch Th o mas würde mit diesen Gedanken wohl nicht einversta n den sein.
Sie setzte ihre Reinigungsarbeiten fort, aber die hä ß liche kleine Hütte blieb Sieger. Es gab keine frischen Decken und keine sauberen Kleider für Thomas. Schließlich kehrte er vom Fluß zurück, die schmu t zigen, stinkenden Lumpen über einer fast blutig g e scheuerten weißen Haut. Er schien aufs höchste überrascht, als Anyanwu damit begann, ihm die ze r fetzten Kleidungsstücke auszuziehen.
»Sei nicht albern«, sagte sie. »Wenn ich mich um deine Wunden kümmmern soll, kannst du dir keine Schamgefü h le erlauben – und bei dem anderen sind sie dir auch im Weg.«
Sein Glied richtete sich auf. Wie er gesagt hatte, war er nicht impotent, so ausgemergelt und krank sein Körper auch war.
»Gut«, murmelte Anyanwu und lächelte. »Meine t wegen das Vergnügen zuerst und der Schmerz d a nach.«
Seine ungeschickten Finger begannen an ihren Kle i dern zu nesteln. Doch dann hielt er inne. »Nein!« sagte er. »Nein!« Er kehrte ihr den Rücken zu.
»Aber … warum?« Anyanwu legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Du willst es doch, und ich bin damit einve r sta n den. Warum sonst bin ich hier?«
Seine Worte kamen gepreßt, als schmerzten sie ihn. »Bist du immer noch so ungeduldig, von mir fortzuko m men? Könntest du nicht noch eine Zeitlang ble i ben?«
»Oh«. Sie streichelte seine Schulter, fühlte die Kn o chen hart und scharf durch die dünne Haut. »Die Frauen nehmen deinen Samen und verlassen dich so rasch als möglich.«
Er schwieg.
Sie trat dicht an ihn heran. Er war kleiner als Isaak, kle i ner als die meisten der Männerkörper, in denen Doro zu ihr kam. Es war eine neue Erfahrung für sie, in die Augen e i nes Mannes zu sehen, ohne zu ihm aufblicken zu müssen. »Auch bei mir wird es so sein«, sagte sie. »Ich habe einen Mann. Ich habe Kinder. Und außerdem … Doro weiß, wie schnell ich schwanger bin. Gerade bei ihm sehe ich zu, daß es schnell geht. Ich muß deinen Samen aufnehmen und dich alleinlassen. Aber ich werde bis morgen warten, heute bleibe ich noch bei dir.«
Einen Moment lang sah er sie an. Die dunklen Augen hatten einen angespannten Ausdruck angeno m men, so, als versuchte er, seine Kräfte unter Kontro l le zu bringen und ihre Gedanken zu hören, jetzt, da er sie hören wollte. Sie ertappte sich bei dem Wunsch, ihr Kind – sein Kind – hätte diese Augen. Sie waren das einzige an ihm, das nie einer Reinigung oder Heilung bedurfte, um in einer fast vol l kommenen Schönheit zu erstrahlen. Das war erstau n lich, wenn man bedachte, wieviel er trank.
Plötzlich drehte er sich um und riß sie an sich. Lange hielt er sie an sich gepreßt, dann zog er sie zu seinem ar m seligen Lager.
Doro kam Stunden danach. Er brachte Mehl, Zucker, Ka f fee, Salz, Eier, Butter, frisches Gemüse und Obst, D e cken und Stoff, aus dem man Kleider nähen konnte, mit – und außerdem einen neuen Körper. Um die Sachen transporti e ren zu können, hatte er jemandem einen kleinen, pr i mitiv gebauten Wagen abgekauft oder entwendet.
»Danke«, sagte Anyanwu nachdrücklich und wünschte, daß er sah, wie ernst ihr Dank gemeint war. Es kam selten genug vor, daß er ihr eine Bitte erfüllte. Sie fragte sich, was ihn diesmal dazu bew o gen hatte. Ganz sicher hätte er am Tag zuvor noch nicht daran gedacht.
Dann bemerkte sie den Blick, mit dem er Thomas b e trachtete. Das Bad hatte eine deutliche Veränderung in de s sen Aussehen bewirkt, und Anyanwu ha t te ihn rasiert und ihm die Haare geschnitten. Doch dem forschenden Blick Doros konnten auch andere, feinere Veränderungen nicht entg e hen. Thomas lächelte, er half bereitwillig, die Vorräte au s zuladen und in die Hütte zu tragen, anstatt wie sonst gleichgültig und teilnahmslos herumzustehen.
»Nun«, sagte er, offensichtlich beglückt darüber, daß Doro ihn anschaute, »nun werden wir sehen, wie gut du kochen
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