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Wilde Wellen

Wilde Wellen

Titel: Wilde Wellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Sadlo
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wieder ganz seiner eigenen Forschungsarbeit widmen. Drei Jahre, das war doch keine Zeit. Er wäre dann achtunddreißig. Das richtige Alter, um sich niederzulassen.
    Als das Flugzeug mit dem Landeanflug nach Brest begann, steckte Paul die Unterlagen in seine Tasche, schnallte sich an und sah auf das nächtliche Land unter ihm mit seinen wenigen Lichtern. Wieso nur fiel es ihm so schwer, sich mit dem Gedanken anzufreunden, von Brest wegzugehen? Lag es wirklich nur an Marie? Die er gefunden hatte und nicht mehr verlieren wollte? Aber war es nicht heutzutage normal, eine Fernbeziehung zu führen? Er könnte sie in Paris besuchen, sie könnte ihren Urlaub bei ihm in Vietnam verbringen. Vielleicht könnte sie auch einfach mit ihm gehen? Natürlich konnte sie das: Das Honorar, das Florence LaRue ihm zahlen würde, war so gigantisch, dass sie beide ein luxuriöses Leben führen konnten. Vietnam würde ihr gefallen, da war er sich sicher. Das grüne, fruchtbare Land mit den freundlichen Menschen. Sie würde sich wohlfühlen dort. Als das Flugzeug auf der Landebahn ausrollte, ignorierte Paul das Zeichen, dass er den Anschnallgurt noch nicht öffnen durfte. Er riss seine Tasche aus der Gepäckablage und ging, ohne auf die empörte Stimme der Stewardess zu hören, zum Ausgang. Er hatte sich entschieden. Und er hatte es plötzlich sehr eilig, Marie zu sehen.
3
    Â»Wir wissen, was es für ein Auto war.« Marie hatte Pauls Schritte vor der Tür gehört. Zusammen mit Merlin, der aufgeregt von seiner Decke vor dem Kamin aufgesprungen und auf die Tür zugestürzt war, hatte sie Paul empfangen.
    Â»Ich habe eine Scherbe gefunden vom linken vorderen Scheinwerfer. Sie gehört zu einem Peugeot 403, Baujahr 1957.«
    Â»Soll das heißen, ihr habt den Kerl?« Alles, was Paul Marie gerade noch hatte erzählen wollen, rutschte in den Hintergrund.
    Â»Noch nicht. Aber sie haben den Fall wieder aufgerollt. Sie prüfen jetzt die Besitzer der siebenundfünfziger Peugeots. So viele wird es hier in der Gegend ja nicht geben.«
    Sie war aufgeregt und tatendurstig. Célines Tod würde nicht ungesühnt bleiben, das war sicher.
    Â»Das wollte ich dir eigentlich nur sagen.« Sie nahm ihre Jacke, schlüpfte hinein, strich Merlin über den Kopf und wollte gehen.
    Â»Was machst du denn?« Paul hatte einen Moment vergessen, dass es nicht selbstverständlich war, dass Marie hier in seinem Haus war.
    Â»Ich gehe nach Hause. Merlin braucht jetzt ja keinen Babysitter mehr.«
    Â»Willst du nicht noch bleiben? Lass uns was essen. Ich muss dir auch was erzählen.«
    Ihr Blick war prüfend. Waren sie schon wieder so weit? Dass sie bei ihm blieb?
    Â»Ich weiß nicht …« Sie war unschlüssig. Hatte sie ihm verziehen? Und er? Hatte er ihr auch verziehen? Sollten sie einfach so tun, als hätte sie ihn nie verdächtigt, mit Célines Tod etwas zu tun zu haben? Sollten sie so tun, als gäbe es Sara nicht?
    Â»Ich hab dich verdächtigt, an Célines Tod schuldig zu sein.«
    Â»Und ich hab dir nichts von Sara gesagt. Man könnte also meinen, wir sind quitt.«
    Â»Du meinst, meine Verdächtigung gegen deine Lüge? Glaubst du, das hebt sich auf? Man kann so was doch nicht gegeneinander aufwiegen!«
    Natürlich konnte man das nicht. Aber man konnte Kränkungen in Relation zu dem stellen, was man verlieren würde, wenn man der Kränkung zu viel Platz einräumte.
    Â»Du bist Polizistin. Ich hab verstanden, dass du diese Fragen stellen musstest.«
    Â»Es war gemein von mir. Ich hab doch gewusst, dass du sie nicht getötet hast. Ich hab keine einzige Sekunde daran geglaubt, dass du …« Stimmte das? Nicht eine Sekunde?
    Â»Die Wahrheit ist, als Claire über dich redete – dass du als Erster am Unfallort gewesen bist, dass du hier fremd bist – hat sich das zusammengereimt mit meinem Wissen, dass du mit Céline verabredet warst und sie zur Rede stellen wolltest.«
    Sie schämte sich für ihre Gedanken. Aber sie hatte sie gehabt. Und sie wollte Paul nicht vormachen, dass es diesen Moment nicht gegeben hatte, an dem ihr Zweifel an ihm gekommen waren.
    Â»Was hat eigentlich Claire Menec damit zu tun?«
    Â»Nichts. Sie war nur zufällig da. Wir haben ein paar Sätze gewechselt.«
    Â»In denen sie den Verdacht auf mich lenkte.«
    Marie sah ihn erstaunt an.
    Â»Claire war Célines Freundin.

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