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Wilde Wellen

Wilde Wellen

Titel: Wilde Wellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Sadlo
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Es ist doch kein Wunder, dass sie sich auch Gedanken macht, wer sie getötet haben könnte.«
    Â»Das Komische ist …« Er brach ab. Er hatte sich doch vorgenommen, Marie nicht zu erzählen, was Claire ihm über Michel gesagt hatte.
    Â»Was ist komisch? Kennst du Claire Menec eigentlich?«
    Â»Nicht gut, wir sind uns ein-, zweimal begegnet.«
    Â»Und?« Marie spürte, dass da noch etwas war.
    Â»Nichts und. Ich … Ich hab nur das Gefühl, dass … Ach, was weiß ich, wozu Menschen in ihrer Trauer fähig sind. Erst verdächtigt sie mich, dann …«
    Â»Dann? Wen hat sie noch verdächtigt? Vielleicht ist es ja ein Hinweis?«
    Â»So wie der Hinweis auf mich? Es ist Quatsch, Marie. Vergiss es. Hör mir lieber zu, was mir in Paris …«
    Â»Sag es mir. Wen hat sie verdächtigt?«
    Paul saß in der Falle. Er fühlte sich schrecklich unbehaglich.
    Â»Céline war eine schöne Frau. Es ist doch unwahrscheinlich, dass sie … na ja, dass sie keinen Freund gehabt hat.«
    Â»Sie hatte einen Freund? Wer ist es? Wieso hat uns niemand davon erzählt? Ich muss mit ihm reden. Vielleicht …«
    Â»Claire ist überzeugt davon, dass es nur ein Gerücht ist. Sie kann sich nicht vorstellen, dass Céline …« Er wusste nicht, wie er aus dieser Falle herauskommen sollte. »Wollen wir nicht was essen? Es müsste noch Schinken da sein und …«
    Â»Ich geh jetzt. Ich muss mit Claire reden.«
    Â»Nein, warte. Ich sag es dir doch. Es ist … Na ja, es ist eben nur nicht so einfach.«
    Marie setzte sich auf einen Küchenstuhl und blickte ihn erwartungsvoll an. Als er erzählt hatte, was Claire ihm suggeriert hatte, sprang sie auf.
    Â»Michel?« Die Wut blitzte aus ihren Augen. »Du verdächtigst meinen Vater, Céline getötet zu haben? Du bist verrückt. Das ist doch völlig absurd. Mein Vater! Herrgott, wie kannst du so was auch nur denken?«
    Â»Ich hab dir gesagt, dass ich es nicht glaube. Ich hab dir gesagt, es war nur ein Gerücht. Und ich hab dir auch gesagt, dass auch Claire Menec nicht glaubt, dass Michel …«
    Â»Sie glaubt es nicht? Redet aber darüber.«
    Â»Ich hätte es dir nicht sagen sollen.« Genau diese Reaktion hatte Paul erwartet. Natürlich würde Marie durchdrehen, wenn sie von diesem Verdacht hörte. Er hatte es gewusst. Aber jetzt war es zu spät. Sie packte endgültig ihre Jacke. Noch ein wütender, enttäuschter Blick. Und sie war weg.
    Ich sollte wirklich nach Vietnam gehen, dachte Paul einen Moment lang. Da würde alles einfacher sein. Aber wollte er es überhaupt einfach?
    Marie lief am Strand entlang nach Hause. Seit sie Pauls Haus verlassen hatte, war sie gerannt. Den schmalen Weg zwischen den Felsen hinunter zum Strand, immer an der Kante entlang, die die Wellen im Sand bildeten. Was fiel Paul bloß ein? War es eine dumme Retourkutsche, weil sie ihn verdächtigt hatte? Verdächtigte er deswegen jetzt umgekehrt ihren Vater?
    Atemlos blieb sie stehen. Versuchte gegen das Seitenstechen anzuatmen, das ihr Zwerchfell zusammenzog.
    Michel war vielleicht ein Lügner. Aber er war doch keiner, der eine schwer verletzte Frau auf der Straße liegen ließ. Niemals. Niemals. Und außerdem – er hatte einen kleinen Pickup, Baujahr 2007. Keinen Oldtimer-Peugeot. Sie schüttelte unwillig den Kopf über sich. Jetzt fing sie schon an, Argumente gegen Pauls Verdacht zu suchen. Als wenn das nötig gewesen wäre. Sie brauchte keinen Beweis für Michels Unschuld.
    Das Seitenstechen hörte nicht auf. Das kam davon, dass man unaufgewärmt und überstürzt losrannte. Sie atmete tief in ihren Bauch hinein. Und ging dann langsam weiter. Sie wusste nicht mehr, wieso sie es eigentlich so eilig hatte, nach Hause zu kommen. Wo sie ihrem Vater gegenüberstehen würde, der sie wie immer mit diesem angstvollen, waidwunden Blick ansehen würde. Sollte sie ihm erzählen, was sie gehört hatte? Sie musste diesen Verdacht so schnell wie möglich vergessen. Und sie musste zu Claire Menec gehen und ihr verbieten, derartige Vermutungen zu äußern. Diese Frau hatte sich offensichtlich nicht unter Kontrolle. Am besten wäre es, wenn sie sofort ins Schloss ginge. Doch ein Blick auf die Uhr belehrte Marie eines Besseren. Es war schon nach zwölf. Keine gute Zeit, um einen Besuch zu machen. Schon gar nicht, wenn man jemandem

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