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Wilde Wellen

Wilde Wellen

Titel: Wilde Wellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Sadlo
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Eva wie immer sagen würde, dass ihr Vater keinen Wert darauf lege, sie zu sehen. Wie naiv Leon war. Spürte er tatsächlich nicht, dass Claire nicht den geringsten Wert darauf legte, dass er seine Tochter traf? Dass sie noch nie einen Versuch unternommen hatte, die beiden miteinander zu versöhnen, was immer sie Leon auch erzählt hatte? Eine kleine Weile würde sie dieses Spiel noch spielen müssen. Zumindest so lange, bis Leon endlich beim Notar gewesen war, um sein Testament zu ändern. Céline hatte den Termin noch gemacht, aber nachdem die Ereignisse sich durch ihren Tod überschlagen hatten, hatte Leon den Termin abgesagt. Es hatte Wichtigeres gegeben, als sein Testament zu ändern. Das konnte er immer noch tun, wenn endlich wieder Ruhe eingekehrt sein würde. Er ahnte nicht, dass es für Claire kaum etwas Wichtigeres gab, als es endlich schwarz auf weiß zu haben, dass Leon Menec seinen Sohn Caspar als Alleinerben eingesetzt hatte. Morgen oder übermorgen würde sie ihn daran erinnern. Er würde lächeln und sagen, dass er so schnell noch nicht abzutreten gedenke. Und sie würde ihn daran erinnern, dass man dem Schicksal nicht in die Karten sehen konnte. Sie wollte ja nichts für sich. Jeden Cent sollte Leon Caspar vermachen. Seinem einzigen Sohn. Ihm und nur ihm stand es zu, Leons Erbe anzutreten. Einmal der alleinige Besitzer der Firma zu werden, der alleinige Erbe des immensen Vermögens, das sich Leon in den Jahren seit dem Untergang der Helena erarbeitet hatte. Und das ihm, als Sohn von Leon und vor allem als Enkel von Patrick Fedon, Claires Vater, der mit dem Schiff untergegangen war, zustand wie keinem anderen. Ein paar Tage noch, dann würde wenigstens dieses Problem gelöst sein. Und die anderen würde sie auch noch in den Griff bekommen.
5
    Sabine war sehr zufrieden mit ihrer Vernissage. Die neuen Bilder hatten ihren Gästen gefallen, Michels Büfett war wie immer originell und sehr köstlich gewesen, ihre kleine Rede war sehr gut angekommen. Ein rundum gelungener Abend eigentlich. Wenn man davon absah, dass Leons und Claires kurzes Auftreten mehr als merkwürdig gewesen war. Sabine wusste, dass es Eva kränkte, wenn ihr Vater sie keines Blickes würdigte, auch wenn sie es niemals zugeben würde. Sabine sah ihre Tochter auf der Terrasse sitzen. Einsam sah sie aus, wie sie da in einem Sessel kauerte, die Arme um die Knie geschlungen, den Blick auf das schwarze Meer gerichtet.
    Sie schenkte zwei Gläser Rotwein ein und näherte sich Eva zögernd. Bevor sie etwas sagen konnte, sah Eva sie an. Lächelnd.
    Â»Gelungene Party, Maman, gratuliere. Du hast sie alle mit deinen neuen Bildern umgehauen. Mich übrigens auch.«
    Sabine bedankte sich für das Kompliment, reichte Eva eins der Gläser und setzte sich in den anderen Sessel.
    Â»Wenn du willst, kannst du dir eins aussuchen.«
    Â»Ja? Du weißt, dass ich da nicht zögere. Am liebsten würde ich den Papageien mitnehmen. Ich weiß schon einen guten Platz für ihn in meinem Büro.«
    Sabine freute sich ehrlich darüber, dass ihre Bilder Eva gefielen. Sie schätzte den Kunstverstand ihrer Tochter und betrachtete es als aufrichtiges Kompliment, wenn Eva eins ihrer Bilder sogar in ihrem Büro aufhängte, in dem sie es ihren Kollegen und Kunden präsentierte. Einen Moment lauschten sie der ungewöhnlichen Stille dieser Nacht. Es war erstaunlich, wie leise das Meer klingen konnte, wenn es in weichen kleinen Wellen das Land berührte. Die helle Sichel des neuen Mondes war längst untergegangen, jetzt prangte ein gigantischer Sternenhimmel über ihnen.
    Â»Claire hat diese Anfälle öfter. Sie war schon als junges Mädchen von Migräne geplagt.«
    Sabine versuchte, Leons Verhalten zu entschuldigen. Und wusste doch, dass sie damit Evas Schmerz nicht lindern konnte.
    Â»Mach dir keine Gedanken, ich lege keinen Wert drauf, ihn zu sehen. Mir war es ganz recht, dass sie gleich wieder abgehauen sind, kaum dass sie mich gesehen hatten.«
    Â»Ich bin mir gar nicht sicher, dass Leon dich bemerkt hat. Vielleicht, wenn er gewusst hätte, dass du da bist …«
    Â»Was?« Eva stellte ihr Glas hart auf dem kleinen Beistelltisch ab. »Du glaubst doch nicht, dass er dann nochmals zurückgekommen wäre. Es ist irgendwie komisch, dass du ihm immer noch gute Absichten unterstellst. Er will nichts mit mir zu tun haben. Ich habe das

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