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Wilde Wellen

Wilde Wellen

Titel: Wilde Wellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Sadlo
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Michel in die Augen, als er sich die Hände gewaschen hatte. Michel, dem die kleine Pause gut in den Kram gepasst hatte, hielt ihm in ein Glas Rotwein hin.
    Â»Mein bester Burgunder.«
    Da standen sie. Und als Michel sein Glas hinhielt, um mit Paul anzustoßen, zögert der keine Sekunde. Das helle »Pling« erklang, sie tranken. Und Paul fragte sich, wie er auf die Idee gekommen war, Michel zu verdächtigen. Dieser Mann wirkte so freundlich und so harmlos. Er war Maries Vater. Und Marie als Polizistin musste doch über eine gute Menschenkenntnis verfügen. Aber Michel war auch der Kapitän, der seine Matrosen hatte ertrinken lassen. Und der Marie unfassbar kühl belogen hatte, als sie darum rang, ihre Erinnerung wiederzubekommen.
    Eva . Leon hatte seine Tochter gesehen. Hatte es nicht einen Moment so ausgesehen, als wollte sie auf ihn zugehen? Leon saß auf der Terrasse und hörte dem Meer zu. Claire hatte sich für den Migräneanfall, bei dem es ihr vor Schmerzen schwarz vor Augen geworden war, entschuldigt. Wie leid ihr das getan hatte, wo sie doch wusste, wie sehr Leon Sabines Bilder schätzte. Sie hatte ihm vorgeschlagen, sie nach Hause zu fahren und dann zur Vernissage zurückzukehren. Doch Leon wollte sie nicht allein lassen, auch wenn sie sich sofort ins Bett zurückgezogen hatte. Wenn sie nicht dabei war, würde er sowieso keinen Spaß haben, hatte er ihr gesagt.
    Und eigentlich bin ja auch ganz froh, der Begegnung mit Eva ausweichen zu können, dachte er jetzt, als er seinen Rotwein trank. Was hätte er Eva auch sagen sollen? In so einer öffentlichen Situation? Dass er sich jeden Tag danach sehnte, wieder Kontakt mit ihr zu haben? Dass er sich nichts mehr wünschte, als dass sie wieder miteinander redeten? Dass er stolz auf sie sei? Dass er ihren Werdegang durchaus beobachtet hatte? Natürlich, das alles wollte er ihr sagen. Und hatte doch Angst davor, dass sie ihn mit diesem kalten Blick ansah, den sie ihm zugeworfen hatte, als sie sich das letzte Mal gesehen hatten. Und dass sie sich einfach wegdrehte und ihn stehen ließ. Er wusste doch, dass sie ihm keine Chance mehr geben wollte. Wie oft hatte Claire versucht zu vermitteln? Sie war sogar nach Frankfurt geflogen, um Eva anzuflehen, wieder auf ihren Vater zuzugehen. Und Eva? Hatte ihm ausrichten lassen, dass er für sie gestorben sei.
    Aber wenn es vorhin doch geklappt hätte? Wenn sie sich nicht weggedreht hätte? Wenn sie ihm signalisiert hätte, dass sie auch den Wunsch hatte, mit ihm zu reden? Sie war die einzige Person, mit der er über die Erpressung geredet hätte. Was soll ich tun?, hätte er sie gefragt. Und ihr klarer kühler Verstand hätte gearbeitet und ihm schließlich einen Rat präsentiert. Leon trank das Glas mit einem Schluck aus. Alles Blödsinn. Natürlich war Eva nicht die Person, mit der er reden konnte. Weil sie nichts wusste von seiner Schuld. Und weil sie auch nie etwas davon erfahren würde. Und außerdem – hatte er nicht längst einen Entschluss gefasst?
    Â»Auf Ihrer Yacht. Morgen früh um halb sechs. Legen Sie das Geld in einen Plastikbeutel verpackt an die Reling.« Die Forderung war klar. Und genauso klar war, dass er ihr nachkommen würde. Er hatte keine Wahl. Das Geld lag in seinem Arbeitszimmer im Safe bereit. Morgen würde dieser Spuk zu Ende sein. Und wenn nicht? Wenn danach neue Forderungen kämen? Leon wusste, dass er sich dem Erpresser ausliefern würde, wenn er zahlte. Er begab sich wissentlich in die Hand des Unbekannten, der fortan mit ihm würde spielen können, je nach Lust und Laune. Er würde in Zukunft ständig unter der Anspannung leben, ob sich der Erpresser wieder melden würde. Kein sehr angenehmer Gedanke.
    Claire hatte die Tabletten, die Leon ihr fürsorglich aus dem Medikamentenschrank geholt und mit einer Karaffe Wasser auf den Nachttisch gestellt hatte, nicht genommen. Ihr Kopf war klar. Und schmerzfrei. Was hätte sie anderes tun sollen, als einmal mehr einen Migräneanfall vorzutäuschen? Es hatte keinen anderen Weg gegeben, um Leon aus dieser brenzligen Situation herauszumanövrieren. Und es hatte wieder einmal geklappt. Vater und Tochter hatten keine Gelegenheit bekommen, miteinander zu reden. Sie hatte Leon vorgeschlagen, dass sie morgen versuchen würde, Eva bei Sabine zu treffen und sie wieder einmal zu bitten, sich mit Leon zu versöhnen. Und sie wusste, dass sie

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