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Wilde Wellen

Wilde Wellen

Titel: Wilde Wellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Sadlo
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schon. Sie hatte doch immer wieder einen Mann geküsst, der sie verwirrt hatte. Das kam vor. Und hieß noch lange nicht, dass daraus etwas entstehen musste. Sie würde ihn vergessen, genauso wie sie ihren Vater vergessen musste. Schluss mit den sentimentalen Gedanken. Morgen würde sie zum Arzt gehen, sich gesund schreiben lassen und den Faden ihres früheren Lebens wieder in die Hand nehmen.
15
    Die Sonne malte dramatische Bilder an den Abendhimmel, als sie glutrot im Meer versank. Der Himmel leuchtete in Pastellfarben, wie man sie nur auf den Bildern italienischer Meister sehen konnte. Von einem durchsichtigen zarten Grün über ein strahlendes Aquamarin bis hin zu einem irisierenden Rosenrot, das die letzten kleinen Wolken, die sich am Horizont tummelten, wie kleine Engelsinseln erscheinen ließ. Paul hielt den Atem an, als er zu seinem Haus fuhr. Doch es war nicht allein die Dramatik, derer sich die Natur bediente. Es war der Anblick der Frau, die sich wie ein Schattenriss vor dem Sunset-Schauspiel abhob, der sein Herz fast aussetzen ließ. Sie war gekommen. Er stellte das Motorrad ab und ging auf die Felsen zu, auf denen Marie stand wie eine Statue. Ihr dünnes Kleid wehte in dem leichten Wind; man konnte fast Angst haben, dass die zarte Person gleich in den Himmel flog. Er brauchte nichts zu sagen. Er ging einfach zu ihr. Und als sie sich zu ihm umdrehte, sah er in ihrem Blick diese Gewissheit, dass es richtig war. Dass es einfach nur richtig war, dass sie hier war. Und er auch. Wortlos nahm er sie in die Arme. Einen leidenschaftlicheren Kuss hatte es noch nie gegeben.
    Es war, wie sie es sich erträumt hatte. Sie fühlte Pauls Hände auf ihrer Haut. Warm, fest, sicher. Er machte alles richtig. Seine Lippen waren trocken und fordernd. Sein Atem ging im gleichen Rhythmus wie ihrer. Als er mit seinem Mund den Linien ihres Körpers nachspürte, wollte sie, dass es nie mehr aufhörte. Seine Erregung war ihre Erregung, seine Lust war ihre Lust. Nur einen Moment lang dachte sie, dass es richtig gewesen war hierherzukommen, dann flog sie davon auf den Wellen der Begierde. Ihr Stöhnen wurde begleitet vom Rauschen der Wellen und der sanften Brise, die der Nachtwind durch das offene Fenster schickte.
    Der Mond ging auf und wieder unter, und sie hatten immer noch nicht genug voneinander. Noch kannten sie nicht jeden Nerv und jede Pore des Körpers des anderen. Dass Marie kichernd aufstöhnte, als er die Grübchen über ihrem Po küsste, sagte ihm, dass das ihre kitzligste Stelle war, dass es ihn schauderte, wenn sie ihn auf den Nacken direkt unter dem Haaransatz küsste, rührte sie zutiefst. Es war ein Spiel von Suchen und Finden in dieser Nacht, dem sich das Mädchen und ihr Lebensretter hingaben. Paul fragte nicht, warum sie zu ihm gekommen war. Marie musste nichts erklären. Es war alles so selbstverständlich, so unendlich vertraut, so als hätten sie beide ihr Leben lang aufeinander gewartet.
    Als die Sonne aufging, forderte Marie stöhnend etwas zu essen und zu trinken. Liebe mache nicht nur zufrieden, sondern auch hungrig.
    Â»Schnellkaffee und Kekse, was anderes kann ich dir leider nicht bieten.«
    Marie war es egal. Sie hätte Wasser aus einer Pfütze getrunken, so durstig war sie nach dieser Nacht.
    Sie sprang aus dem Bett und ließ Wasser in ein Glas laufen, während Paul die trockenen Kekse aus dem Schrank holte. Er beobachtet sie, wie sie gierig trank. War das das traurige Mädchen, das er kennengelernt hatte? Sie war entspannt. Und gut gelaunt.
    Â»Ich mag es gar nicht sagen, aber irgendwie war es vielleicht wichtig, dass auf mich geschossen worden ist.« Sie erschrak, als der Satz über ihre Lippen kam. Wie konnte sie so etwas sagen?
    Â»Ich wollte sagen, wenn diese furchtbare Sache nicht passiert wäre, wäre ich nicht hier. Verstehst du, was ich meine?«
    Â»Es dürfte Leute geben, die so etwas Schicksal nennen.« Er zog sie an sich, streichelte ihren Rücken, ließ seine Hand zu ihrem kleinen festen Po wandern. Sie machte sich lachend los. »Ich hab noch nie an so was wie Schicksal geglaubt. Meine Mutter hat immer gesagt, dass man sein Leben in die Hand nehmen muss.«
    Sie schlüpfte in sein Hemd, das er achtlos hatte auf den Boden fallen lassen. Ihr Blick fiel auf die Papiere, die auf dem kleinen Schreibtisch aus dunklem Holz lagen, der am Fenster stand.
    Â»Kann es sein, dass du auf ältere Frauen

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