Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wilde Wellen

Wilde Wellen

Titel: Wilde Wellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Sadlo
Vom Netzwerk:
die Bretagne gekommen. Das konnte kein Zufall sein. Sicher war er auf der Suche nach seiner Mutter. Hatte er sie schon getroffen? Hatte sie ihm schon alles erzählt?
    Sie drehte auf dem Absatz um. Ihr Zahnarzttermin, dessenwegen sie eigentlich nach Brest gekommen war, war ihr plötzlich egal; es wäre sowieso nur eine Routineuntersuchung gewesen. Jetzt war etwas anders viel wichtiger. Sie griff nach ihrem Handy.
    Â»Céline? Gut, dass ich dich erwische. Ich brauche dich. Mir ist etwas ins Kreuz gefahren. Du musst mir unbedingt helfen.«
    Wieso sagte sie nicht einfach einmal Nein? Céline war gerade auf dem Weg ins Büro gewesen. Sie liebte die Stunden, bevor Leon eintraf. Da konnte sie eine Menge wegarbeiten, bevor der tägliche Wahnsinn wieder begann. Sie hätte Claire einfach sagen sollen, dass sie am Abend für sie Zeit hätte. Oder morgen. Aber das war noch nie geschehen. Wenn Claire sie brauchte, war Céline zur Stelle. Claire erwartete das einfach von ihr. Und Céline hatte diese Erwartung noch nie enttäuscht. Außerdem – war da nicht etwas in Claires Stimme, das sie noch nie gehört hatte? Es hatte wie ein Anflug von Panik geklungen. Etwas, das sie bei Claire nicht kannte. Sie war immer die Beherrschung in Person. Ein Schauer lief über Célines Rücken, als sie die Massageliege vorbereitete.
    Â»Ich weiß nicht, was ich getan habe, aber plötzlich war da dieser Schmerz. Ich konnte mich einen Augenblick praktisch nicht bewegen. Ich fürchte, ich werde alt.«
    Claire war so wie immer, als sie auf Célines Massageliege lag. Also hatte sie sich nur eingebildet, dass da etwas anderes gewesen war. Céline rieb ihre Hände aneinander, um sie leicht anzuwärmen, dann ließ sie ein paar Tropfen des kostbaren Arganöls auf Claires durchtrainierten Rücken tropfen.
    Â»Vielleicht hast du eine falsche Bewegung gemacht, als du aufgestanden bist.«
    Â»Kann sein, dass ich wieder mal zu hastig aus dem Bett gesprungen bin. Aber, weißt du, ich wollte unbedingt noch mit Caspar und Leon frühstücken, bevor sie in die Firma gehen.«
    Die Lüge kam ihr leicht von den Lippen.
    Â»So ist das, wenn man Kinder hat. Wenn ich Caspar am Morgen nicht mit einem Kuss verabschiede, bin ich den ganzen Tag unruhig.«
    Â»Du sorgst dich um ihn. Das ist normal.« Célines Hände bearbeiteten sanft Claires Rücken.
    Â»Oh, tut das gut. Ich sollte viel öfter zu dir kommen.«
    Sie schloss die Augen, als sie leise weiterredete. So, als würden ihr die Gedanken gerade so durch den Kopf gehen.
    Â»Ich dachte immer, dass das aufhören würde, wenn er erst einmal erwachsen ist. Aber das Gegenteil ist der Fall. Wie sagen die Leute: kleine Kinder, kleine Sorgen, große Kinder, große Sorgen. Zu seinen eigenen Sachen kommt man einfach nicht mehr.«
    Â»Ich kann mir vorstellen, dass es für dich nichts Wichtigeres gibt als ihn. Er ist dein einziges Kind. Vermutlich wird man sich immer Gedanken machen, ob es ihm gut geht.«
    Ein kleines, irgendwie genervt klingendes Lachen entfuhr Claire.
    Â»Ohne Kinder ist das Leben auf jeden Fall … na ja, ich würde sagen, irgendwie einfacher. Ich verrate dir ein Geheimnis: Manchmal hab ich echt darüber nachgedacht, dass es vielleicht besser gewesen wäre, ihn einfach nicht zu bekommen.«
    Céline hielt in ihrer Bewegung inne.
    Â»Ich meine das natürlich nicht so. Aber dass er den Rest meines Lebens beeinflussen würde, das hatte ich mir damals nicht so vorgestellt. Manchmal beneide ich dich wirklich, Céline. Du musst dich um nichts anderes kümmern als um dich und … na ja, um Merlin. War vielleicht klug von dir, dich gegen ein Leben mit Kindern zu entscheiden.«
    Sie hielt den Atem an. Was würde Céline antworten?
    Â»Ich würde nicht sagen, dass es meine Entscheidung war. Es hat einfach nicht sein sollen.«
    Â»Hättest du denn ein Kind gewollt? Ich meine, ich habe immer den Eindruck gehabt, dass du zufrieden bist, so wie dein Leben ist.«
    Zufrieden? Vielleicht war sie das ja tatsächlich. Weil sie sich sicher war, dass ihre Entscheidung damals die einzig richtige gewesen war.
    Â»Das bin ich auch. Mein Leben ist genau so, wie es sein soll. Ich hadere nicht damit.«
    Â»Das dachte ich mir. Und, ehrlich gesagt, ich kann mir dich auch gar nicht als Mutter vorstellen.«
    Wieso sagte Claire das? Wollte sie ihr weh tun? Natürlich wäre sie

Weitere Kostenlose Bücher