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Wilder als Hass, süsser als Liebe

Wilder als Hass, süsser als Liebe

Titel: Wilder als Hass, süsser als Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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redselig. »Mein lieber Lord Kilburn! War die Audienz mit dem Emir schwierig? Hätte ich nur gewußt, daß Ihr gestern abend noch zu ihm gerufen werdet. Ich hätte Euch begleitet.« Er führte ROSS zum Tisch, während seine kalten Augen einen beunruhigenden Gegensatz zu seiner jovialen Art darstellten. »Unglücklicherweise verlangten wichtige Angelegenheiten, die Artillerie betreffend, meine ganze Aufmerksamkeit, und ich erfuhr erst heute morgen, was geschehen ist. Was hat Seine Majestät gesagt?«
    »Es war keine große Sache«, antwortete ROSS leichthin, als er sich auf das Kissen niederließ. Er nahm an, daß der Nawab bereits Wort für Wort und Andeutung für Andeutung wußte, was sich in der Nacht im Audienzzimmer zugetragen hatte. »Der Emir teilte mir lediglich mit, daß ich Major Camerons Leiche nicht nach Hause bringen könnte. Natürlich bedaure ich das, aber es ist das Recht Seiner Majestät, mir das zu verweigern. Als ich um Erlaubnis bat, abzureisen, antwortete er, sie würde mir bald gewährt werden.«
    Abdul Samut Khan blickte wachsam umher. Eine Wache stand an der Tür am entfernten Ende des Zimmers und trug eine gelangweilte Miene zur Schau. Ansonsten war niemand anwesend.
    »Wenn das nur stimmen würde«, seufzte der Nawab nun mit leiser Stimme. »Doch der Emir ist bekanntermaßen launisch. Er wird Euch die Erlaubnis geben, nur um sie wieder und wieder zurückzuziehen. Genauso hat er sich Eurem Bruder gegenüber verhalten. So wird es weitergehen, bis er Euch irgendeiner Tat anklagt… oder auch aus gar keinem Grund.«
    ROSS blickte seinen Gastgeber ungerührt an. »Und dann was - der Schwarze Brunnen, oder wird er mich stehenden Fußes umbringen?«
    »Das kann ich nicht sagen.« Der Nawab runzelte die Stirn. »Die Lage ist kompliziert, und sie wird noch schwieriger werden. Ihr werdet gehört haben, daß es zwischen Buchara und Kokand Streitigkeiten gibt. Gestern hat der Emir entschieden, persönlich eine Armee gegen seine Feinde anzuführen. Als Hauptmann der Artillerie werde ich mit ihm gehen. Deswegen war ich auch gestern nacht beschäftigt -ich traf Vorbereitungen, in den Krieg zu ziehen, denn Nas-rullah will in zehn Tagen aufbrechen, und es gibt noch viel zu tun.«
    »Ich verstehe.« ROSS überlegte, was das für ihn bedeutete, während er ein Stück Melone aß; die Bucharer behaupteten, daß ihre Melonen die besten der Welt seien, und vermutlich hatten sie recht damit. »Wie werden die Ereignisse mich betreffen?«
    »Da der Emir Euch letzte Nacht nicht exekutiert hat, werdet Ihr vermutlich sicher sein, bis er Buchara verläßt, denn er wird zu beschäftigt sein, um an Euch zu denken.« Der Nawab hielt inne, um an seinem Tee zu schlürfen. »Wenn sein Feldzug gegen Kokand erfolgreich ist, wird Nasrullah bestens gelaunt heimkehren und jedem seine Bitten gewähren.
    Wenn es jedoch schlecht ausgeht, wie ich es leider befürchte, wird seine Stimmung… gefährlich sein. Sehr gefährlich, um es genau zu sagen.« »Was schlagt Ihr mir also vor?«
    Abdul Samut Khan blickte sich wieder rasch um, dann beugte er sich vor. »Flüchtet aus Buchara, während der Emir außerhalb der Stadt ist. Geht nach Chiwa - der dortige Emir ist ein Freund der Europäer.«
    Das war alles höchst interessant, aber ROSS hatte die Ahnung, als würde noch etwas anderes kommen. »Die Reise nach Chiwa ist lang und gefährlich. Es ist schwierig für einen einzelnen Ferengi, zu entkommen.«
    »Selbstverständlich werde ich alles in meiner Macht Stehende tun, um Euch zu helfen, verehrter Freund, selbst wenn ich dafür mein eigenes Leben riskiere.« Der Nawab strich sich nachdenklich über seinen Bart. »Flucht ist nicht unmöglich, aber teuer, sehr teuer.
    Wenn Ihr genug Gold habt, kann ich für Euch alles arrangieren, bevor ich fort muß. Der Emir wird erst von Eurem Verschwinden erfahren, wenn er zurückkommt, und dann werdet Ihr schon sicher in Chiwa weilen.« Er breitete, um Vergebung heischend, seine Hände aus. »Wenn ich ein reicher Mann wäre, würde ich mich selbst um all die Kosten kümmern, doch leider habe ich nicht die Möglichkeiten.«
    Mit anderen Worten: der Ferengi sollte all sein Gold in die Hände dieses unzuverlässigen Mannes legen und auf das Beste hoffen.
    ROSS ließ sich nicht von des Nawabs Versicherung beeindrucken, er würde sein Leben für ihn riskieren, denn es war unwahrscheinlich, daß er dafür verantwortlich gemacht werden würde, was sein unwürdiger Gast in seiner Abwesenheit

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