Wilder als Hass, süsser als Liebe
anstellte.
Vielleicht würde Abdul Samut Khan wirklich helfen, daß ROSS
fliehen konnte, wenn er nur gut genug bezahlt werden würde -
vielleicht aber auch nicht. Die einzige Möglichkeit, das herauszufinden, war, sich in die
Hände des Nawab zu begeben, und das wollte ROSS nur widerwillig tun.
Ohne etwas von seinen zynischen Gedanken verlauten zu lassen, erklärte ROSS: »Ihr seid sehr tapfer, mir ein solches Angebot zu machen, aber es wäre unehrenhaft, zu fliehen, wo der Emir sich mir gegenüber doch so großherzig gezeigt hat.«
Sein Gastgeber warf ihm einen verzweifelten Blick zu. »Ehre ist ja gut und schön, Lord Kilburn, aber hier geht es um Euer Leben.
Nichts außer Flucht wird Euch vor dem Zorn des Emirs retten.«
»Ich werde darüber nachdenken.«
Abdul Samut Khans Miene veränderte sich. »Ihr habt noch eine Alternative. Werdet einer von uns. Wenn Ihr zum Islam übertretet, wird der Emir Euch als vertrauenswürdigen Berater willkommen heißen und Euch wunderschöne Frauen und große Reichtümer gewähren. Bleibt, ( Lord Kilburn!«
ROSS hatte den merkwürdigen Eindruck, daß der Nawab es tatsächlich ernst meinte. Aber wie auch immer, Nasrul-lahs Berater zu werden schien ihm keine verlockende Aussicht, zumal eine solche Position wahrscheinlich nicht gefestigter war als seine jetzige Lage. »Ihr ehrt mich, Abdul Samut Khan«, sagte er in feierlichem Ernst, »aber das ist nicht möglich. Ich habe eine Frau, Familie und Verantwortung in meinem eigenen Land.«
Der Nawab seufzte schwer. »Ich glaube nicht, daß Ihr den Ernst Eurer Lage wirklich ganz begreift. Tot werdet Ihr weder Euch selbst noch Eurer Familie von Nutzen sein.«
»Ich werde über all das, was Ihr gesagt habt, nachdenken«, versprach ROSS noch einmal. »Doch nun bitte ich Euch, mich zu entschuldigen. Der Imam der Tekkie von Khalfa Husein hat mich großherzig eingeladen, heute morgen das Tekkie-Kloster zu besuchen, und ich möchte ihn nicht warten lassen.«
Bevor er sich erheben konnte, begann Abdul Samut Khan traurig seinen Kopf zu schütteln. »Das geht leider nicht, verehrter Kilburn. Der Emir hat befohlen, Euch nicht mehr in der Stadt herumlaufen zu lassen.«
»Ich verstehe.« ROSS gab sich Mühe, seiner Miene nicht anmerken zu lassen, was für ein Schlag das war. »Kann ich Nachrichten schicken und Besucher empfangen, oder werde ich unter absolutem Verschluß gehalten?«
»Ihr könnt Briefe schreiben und Gäste einladen und Euch auf dem Grundstück frei bewegen, doch Ihr werdet stets bewacht werden, wenn Ihr außerhalb Eurer eigenen Räume weilt«, sagte der Nawab mit einer bedauernden Geste. Dann sank seine Stimme wieder.
»Wie Ihr seht, ist die Lage wirklich äußerst ernst. Wieder ermahne ich Euch, daß Dir fliehen müßt. Gebt mir nur Gold, und ich werde mich um alles kümmern.«
»Wieviel werdet Ihr brauchen?«
Ein berechnendes Funkeln blitzte in des Nawabs Augen auf.
»Sagen wir… zehntausend Dukaten?«
ROSS schüttelte den Kopf. »Soviel habe ich nicht. Also wird mein Schicksal doch in Gottes Händen bleiben müssen.«
Schnell meinte der Nawab: »Gebt mir, was Ihr habt und dazu ein Papier, in dem steht, daß der britische Botschafter in Teheran den Rest bezahlen wird. Ihr seht, wie sehr ich Euch vertraue.«
»Aber der britische Botschafter wird ein solches Papier nicht anerkennen, denn ich bin privat hier, nicht als Vertreter meines Landes. Ich kann nicht in Kauf nehmen, daß Ihr Euch wegen mir ruiniert.« ROSS fand, daß es Zeit war zu gehen. »Ich danke Euch für Eure Sorge, Abdul Samut Khan. Ihr habt mir viel zum Grübeln gegeben.«
»Grübelt gut, Ferengi«, antwortete der Nawab verzweifelt. Mit lauterer Stimme rief er der Wache an der Tür zu: »Zadeh, du wirst jederzeit bei Lord Kilburn bleiben, es sei denn, er hält sich in seinen Räumen auf. Laß ihn nicht aus den Augen.«
Der Wachmann öffnete ROSS die Tür und folgte ihm dann hinaus.
Da es ihm nun verboten war, die Gebäude zu verlassen, beschloß ROSS, zurück in seine Räume zu gehen, um dem Imam schriftlich zu erklären, warum er nicht kommen konnte. Er hatte auch einige andere Einladungen abzusagen. Mit etwas Glück würden einige einwilligen, ihn im Haus des Na-wabs zu besuchen.
Während sie über das ausgedehnte Grundstück gingen, erklang auf einmal ein leises Flüstern hinter ihm: »Traut Abdul Samut Khan nicht, Lord Kilburn. Er gab vor, Jawer Camerons Freund zu sein, dann hat er ihn hinterhältig verraten. Er wird dasselbe mit Euch
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