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Wilder als Hass, süsser als Liebe

Wilder als Hass, süsser als Liebe

Titel: Wilder als Hass, süsser als Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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und dürftest ohne Skandal wieder heiraten.«
    Er musterte sie nachdenklich. »Mein Vater hat immer gesagt, daß Frauen hemmungslos praktisch veranlagt sind, und er hat recht damit. Ehrlich gesagt, selbst wenn ich frei wäre, wieder zu heiraten, hätte ich weder den Mumm noch den Optimismus, es zu tun. Der alte Titel der Windermeres und das Vermögen kann meinetwegen auf einen meiner Vettern übergehen, wenn es soweit ist.« Er nickte düster. »Dennoch, ich danke dir für das Angebot.
    Wenn auch ziemlich verdreht, war es doch großzügig gemeint.«
    Juliet kam sich plötzlich mächtig albern vor, als ihr einfiel, welche Konsequenzen aus ihrem impulsiven Vorschlag zum Beispiel für ihre Familie entstehen würden. Sie holte die Kaffeekanne und goß in beide Tassen etwas nach. »Und was hast du jetzt vor? Gehst du zurück nach Teheran? Nicht nach Herat, hoffe ich. Afghanistan ist im Moment sogar noch gefährlicher als gewöhnlich.«
    »Weder noch.« Er wählte ein luftiges Stück Gebäck, das nach Kardamom duftete, und biß hinein. »Köstlich. Du hast wirklich eine gute Küche hier.« Mit einem zweiten Bissen verschlang er das Gebäck. »Tatsächlich ist mein Ziel Buchara.«
    Sie starrte ihn an. »Ich hoffe, das sollte ein Scherz sein. Für Europäer ist das der gefährlichste Fleck der Welt. Wenn du wirklich tiefer nach Zentralasien reisen mußt, dann begib dich nach Kokand oder Chiwa, wo du eine realistische Chance hast, lebendig nach Hause zurückzukehren.«
    »Unglücklicherweise muß es Buchara sein.« Er wischte sich die Finger an der Serviette ab. »Das ist keine Vergnügungsreise, Juliet. Hast du etwas davon gehört, daß der Emir einen britischen Armeeoffizier gefangenhält?«
    »Ich habe tatsächlich diverse Gerüchte gehört, aber auch, daß der Mann hingerichtet worden ist.«
    »Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Wie auch immer, ich will die Wahrheit herausfinden und dann zusehen, ob ich etwas unternehmen kann.«
    Juliet biß sich betroffen auf die Unterlippe. »Das ist aber doch Sache der britischen Regierung, nicht deine. Du hast doch keinen offiziellen Status, oder?«
    »Nein, was das betrifft - ich bin als Privatmann unterwegs.«
    »Du mußt verrückt sein«, sagte sie direkt. »Wenn du einfach in den Palast reinmarschierst und den Emir bittest, seinen Gefangenen freizulassen, wirst du nur selber im Kerker oder tot enden.«
    »Da hast du zweifellos recht«, stimmte ROSS zu. »Wie auch immer
    … ich will es trotzdem versuchen. Die Mutter des Mannes hat mich darum gebeten, und ich konnte es ihr irgendwie nicht abschlagen.«
    »Himmel, das hättest du aber tun sollen«, fauchte Juliet, entsetzt darüber, wie lässig er ihre Warnung wegwischte. »Heute nachmittag hast du noch gesagt, daß es niemandem nützen würde, wenn deine Diener ihr Leben
    opfern, weil sie ohne Chancen versuchen, deines zu retten. Das hier ist dasselbe, oder nein: Es ist noch viel schlim-mer!
    Wenigstens hätten die Turkmenen dich nur zum Sklaven gemacht
    - wenn du nach Buchara gehst, bist du dagegen ein toter Mann.

    Die einzige Frage bleibt nur, ob du schnell sterben darfst oder Jahre in dem Schwarzen Brunnen vermoderst. ROSS, begreif doch, es macht keinen Sinn, ein derartiges Risiko für einen Mann einzugehen, der bereits tot ist.«
    »Diese zwei Situationen sind nicht vergleichbar«, ent-gegnete er sanft. »Zum einen steht es nicht fest, daß der britische Offizier exekutiert worden ist. Und wenn doch, dann kann ich vielleicht den Emir überreden, die Leiche freizugeben, damit ich sie seiner Familie zum Begräbnis übergeben kann.«
    »Kein Zweifel, daß die Familie das zu schätzen wüßte, aber auch das ist es nicht wert, daß du dein Leben aufs Spiel setzt.«
    Sein Blick traf ihren. »Nicht einmal, wenn der in Frage kommende Offizier dein Bruder lan ist?«
    Juliet rang nach Atem, als hätte man ihr einen heftigen Schlag verpaßt. »Lieber Himmel. Nicht lan …«
    Es war zuviel für sie. Am ganzen Körper zitternd, vergrub sie ihr Gesicht in den Händen. Vielleicht war dieser ganze Tag nur ein Alptraum, und sie würde morgen früh aufwachen und dem ganz normalen Leben in Serevan entgegenblicken. Oder noch besser: die letzten zwölf Jahre waren nichts als ein fiebriger Traum gewesen, und sie war immer noch in Chapelgate und lag sicher in der warmen Umarmung ihres Mannes.
    »Oh, verdammt!« stieß ROSS hilflos hervor.
    Sie hörte, wie er aufstand und um den Tisch herumkam.
    Unendlich zart berührte er ihr Haar. »Es tut mir

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