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Wilder als Hass, süsser als Liebe

Wilder als Hass, süsser als Liebe

Titel: Wilder als Hass, süsser als Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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leid, Juliet. Ich hätte dir das nicht auf diese Art sagen dürfen.«
    Instinktiv drehte sie sich um, und er legte die Arme um sie, als sie ihr Gesicht an seiner Brust barg. Die paar Momente, in denen sie mit den Tränen kämpfte, erlaubte sie sich den gefährlichen Trost seiner Umarmung. So lange schon hatte sie sich nach einer männlichen Berührung gesehnt. Nach ROSS’ Berührung.
    Schließlich machte sie sich von ihm los, dies jedoch nicht so abrupt, daß er ihre Bewegung als Zurückweisung deuten konnte.
    »Du mußt dich nicht entschuldigen«, meinte sie mit unsicherer Stimme. »Es gibt keine Art, wie man jemandem solche Nachrichten sanft beibringen kann.« Sie fuhr sich mit den Handrücken über die Augen. »Es scheint mir einfach unmöglich, daß es lan nicht mehr gibt. Er war immer so voller Leben, so voller Freude. Ich habe immer gedacht, wenn irgendein Mensch unsterblich sein könnte, dann lan.«
    ROSS kehrte zu seinem eigenen Stuhl zurück. »Ich möchte dir zwar keine falschen Hoffnungen machen, aber er besteht eine winzige Chance, daß er noch lebt.«
    »Glaubst du das wirklich?«
    Er zuckte die Schultern. »Wie ich schon sagte, es gibt eine geringe Chance. Während der ganzen Strecke von l Konstantinopel habe ich jeden befragt, der behauptete, etwas zu wissen. Die Berichte waren ziemlich unschlüssig, meist aus dritter oder vierter Hand. In Teheran stieß ich zum erstenmal auf einen Mann, der meinte, er wäre tatsächlich Zeuge einer Exekution eines Ferengis vor ein paar Monaten gewesen, aber die Beschreibung paßte auf so gut wie jeden Europäer.«
    »Selbst wenn es sich nicht um lan handelte, dann bedeutet das längst nicht, daß mein Bruder noch lebt«, erwiderte sie unumwunden. »Er könnte im Kerker gestorben oder in der Zwischenzeit exekutiert worden sein. Und wenn du durch den wahnwitzigsten Zufall tatsächlich Buchara lebend erreichen solltest, dann gibt es keinerlei Grund anzunehmen, daß der Emir lan freilassen würde - oder
    dich!«
    »Nichtdestoweniger habe ich versprochen, mein Bestes zu geben, und das werde ich tun.«
    Nun fiel ihr wieder ein, was er eben noch gesagt hatte. »Das hat alles meine Mutter ins Rollen gebracht, nicht wahr?« fragte Juliet mit einem angespannten Unterton.
    Er nickte. »Ich traf sie in der britischen Botschaft in Konstantinopel. Sie versuchte dort erfolglos, Sir Stratford Canning zu überreden, irgend etwas durch die offiziellen Kanäle zu unternehmen.«
    »Wenn Canning abgelehnt hat, geht die Regierung also von lans Tod aus.« Juliets Lippen preßten sich aufeinander. »Verflixt, meine Mutter hatte kein Recht, dein Leben auf dieser sinnlosen Mission aufs Spiel zu setzen.«
    »Sie ist überzeugt, daß lan noch lebt und wir beide gesund nach Hause zurückkehren werden«, erklärte er mit einem winzigen amüsierten Funkeln in den Augen. »Und wer bin ich denn, daß ich weibliche Institution anfechten
    würde?«
    »Ich hoffe doch schwer, daß du nicht ernsthaft irgendwelches Vertrauen in Mutters seltsame Institution setzt«, fauchte Juliet.
    »Um Gottes willen, ROSS, gib diesen irrsinnigen Plan auf! Wo liegt denn der Sinn in einem Selbstmord?«
    »Sei es, wie es sei, das Thema ist keine Frage zur Diskussion«, sagte er mit einer Entschlossenheit, die keinen Widerspruch mehr duldete. »Ich bin schon einmal in Buchara gewesen und habe es überlebt. Ich schaffe es noch einmal. Und wenn nicht« - er zuckte mit einem Fatalis-mus, der eines Asiaten würdig gewesen wäre, die Schultern - »dann soll es eben so sein.«
    »Du warst schon einmal in Buchara? Aber …«
    Er fiel ihr spöttisch ins Wort: »Bist du etwa überrascht, daß jemand so Gelehrtes und Biederes so eine Reise gewagt hat?«
    Juliet errötete, denn sie wußte, sie konnte durch seine Provokation einen neuen Streit anfangen - und vielleicht war das genau der Grund, warum er diese Bemerkung gemacht hatte. Doch sie wollte sich nicht ablenken lassen, sondern die verschiedenen Möglichkeiten in Betracht ziehen. Sie würde es niemals schaffen, seine Absicht zu ändern - nicht, wenn er diesen verdammten Gesichtsausdruck aufgesetzt hatte, der besagte, daß er sein Wort als Gentleman gegeben hatte. Und obwohl die Versuchung groß war, konnte sie ROSS nicht wirklich zu seinem eigenen Schutz einsperren.
    Sie murmelte einen persischen Fluch, der einem die Haare zu Berge hätte stehen lassen können. Es gab nur eine einzige Möglichkeit, die seine Chance erhöhte, die Reise zu überleben.
    »Also gut«, sagte sie mit

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