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Wilder als Hass, süsser als Liebe

Wilder als Hass, süsser als Liebe

Titel: Wilder als Hass, süsser als Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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unsichtbarer Faden der Zusammengehörigkeit sie mit ROSS verband. Diese Verbindung verloren zu sehen, schmerzte sie mehr, als sie je für möglich gehalten hatte.
    Sie zwang ihre Stimme auf ein emotionsloses Niveau und antwortete: »Also hast du dich schließlich doch scheiden lassen, wie ich es schon seit Jahren erwartet habe. Ich wundere mich allerdings, daß mein Anwalt mich nicht informiert hat, aber es ist ja nicht ungewöhnlich, daß Briefe verlorengehen.« Sie stellte den Teller mit Gebäck auf den Tisch und setzte sich dann wieder, wobei sie ihre Hände im Schoß verbarg, damit er ihr Zittern nicht bemerkte.
    »Ich habe mich nicht scheiden lassen. Das britische Recht hat sich nicht geändert, und der einzige Grund ist immer noch Ehebruch.«
    Er rührte Zucker in seinen Kaffee, und ohne den Tonfall zu ändern, fuhr er fort: »Deine Reiseroute durch die Mittelmeerländer erzeugte eine Reihe von Gerüchten, und wenn nur ein Viertel davon wahr ist, hast du mir die Qual der Wahl, was die Vielzahl der Ehebrüche betrifft, überlassen. Wie auch immer, Scheidung ist eine häßliche, sehr öffentliche Sache, und ich wollte meiner Familie und mir so etwas nicht antun. Es hat schon einen stattlichen Skandal wegen unserer Hochzeit gegeben, und ich war Spottobjekt genug.« Obwohl ROSS’ Stimme immer noch ruhig und sanft war, konnte sie den Schmerz und den Zorn, der unter der Oberfläche pulsierte, heraushören.
    Dies war einer der sehr seltenen Momente in ihrem Leben, in denen Juliet sprachlos war, als die unselige Mischung aus Schock und Schuldgefühl sie durchdrang. Sie holte tief Atem und versuchte sich auf das zu konzentrieren, was er kurz zuvor gesagt hatte.
    »Wenn du dich nicht hast scheiden lassen, wieso sagst du dann, ich wäre nicht mehr Lady ROSS Carlisle? Ich kann mir nicht denken, daß du die Ehe hast annullieren
    können.«
    »Nein, das konnte ich nicht. Vom Gesetz her sind wir immer noch Mann und Frau.« Sein Blick war ironisch, als könnte er den Mahlstrom der Gefühle in ihr lesen, den er ausgelöst hatte. Ja, vielleicht konnte er es tatsächlich. »Mein Bruder starb im letzten Herbst und hat keine Söhne hinterlassen, also bist du jetzt die Marquise von Kil-burn. Herzlichen Glückwunsch. Wenn wir beide lang genug leben, wirst du noch zur Duchesse von Windermere.«
    Seltsamerweise war ihre erste Reaktion weder Erleichterung, daß sie noch immer verheiratet waren, noch Ärger, daß er sie absichtlich in die Irre geführt hatte. Statt dessen empfand sie nur Mitgefühl. »Es tut mir so leid, ROSS.« Impulsiv legte sie ihre Hand auf seine. »Ich weiß, daß du niemals der Erbe sein wolltest.«
    Obwohl seine Hand sich nicht bewegte, spürte sie, wie sich die Sehnen anspannten. Sehr vorsichtig, als wäre ROSS eine scharfe Mine, zog sie ihre Finger zurück. »Oder hast du deine Ansicht geändert? Das, was wie ein Käfig ausgesehen hat, als du einundzwanzig warst, kann sich inzwischen durchaus in eine Belobung verwandelt haben. Die meisten Männer wären sicher nicht traurig darüber, eine Grafschaft zu erben.«
    »Nein, ich habe meine Ansicht nicht ändert.« ROSS seufzte und bedachte sie mit einem resignierten Lächeln. »Du warst der einzige Mensch, der das je verstanden hat. Wenn andere Leute davon hören, daß ich nun der Erbe bin, gratulieren sie mir immer ganz begeistert, als wäre es eine Leistung von mir, daß ich meinen Bruder überlebt habe.«
    »Es ist schon eine Ironie des Schicksals, daß du nun alles bekommst, obwohl du es nicht wolltest. Dennoch, du wirst das Vermögen und den Einfluß der Windermeres besser einsetzen, als dein Bruder es getan hätte. Er hatte keine große Seele.« Nach einer sehr kurzen Pause, fuhr Juliet fort: »Natürlich ist es jetzt viel wichtiger, daß du einen Erben bekommst. Ich kann es dir nicht verübeln, daß
    du das Aufsehen einer Scheidung vermeiden willst. Deshalb: Wenn du dir eine andere Frau nehmen möchtest, dann schwöre ich dir, ich werde niemals nach England kommen, um dir in irgendwelcher Hinsicht Ärger zu bereiten.«
    »Du bist zu lange im Orient gewesen, Juliet«, erwiderte er, während er eine Augenbraue hochzog. »Moslems mögen ja mehrere Frauen haben dürfen, aber in England ist das immer noch Bigamie und höchst illegal.«
    »Das meinte ich doch nicht!« rief sie verzweifelt aus. »Du kannst mich für tot erklären lassen. Es würde dir bestimmt nicht schwerfallen, den englischen Behörden eine Art Beweis vorzulegen. Dann wärest du offiziell Witwer

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