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Wilder als Hass, süsser als Liebe

Wilder als Hass, süsser als Liebe

Titel: Wilder als Hass, süsser als Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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Katze auf ihre Arme. »Entschuldige, ROSS. Wenn ich schreibe, schläft sie gewöhnlich bei mir hier mitten auf dem Tisch. Ich nehme an, sie dachte, ich arbeite, und wollte mir nur Gesellschaft leisten. Ich kann mir nicht denken, daß sie unbedingt auf dem Lamm landen wollte, denn sie läßt mich gewöhnlich in Frieden, wenn ich auf orientalische Art esse.«
    Er lächelte über Scheherazades begeistertes Interesse an den Dingen auf dem Tisch. »Vielleicht war das nicht ihre Absicht, aber offensichtlich ist sie durchaus flexibel.« Er nahm ein kleines Stück Fleisch, beugte sich über den Tisch und bot es der Katze an, die es gierig akzeptierte.
    »Du verdirbst ihre Erziehung«, tadelte Juliet wehmütig, als sich die Katze in ihren Armen wand. »Wenn sie anfängt zu glauben, daß sie für Störungen am Tisch noch belohnt wird, dann entwickelt sie sich bestimmt unmöglich.«
    Die Gelöstheit, die ROSS’ Gesicht vorübergehend erhellt hatte, erstarb, und er lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Es tut mir leid.«
    Juliet biß sich auf die Unterlippe und wünschte, sie hätte nichts gesagt. Den ganzen bisherigen Abend hatte ROSS
    seine distanzierte, höfliche und durch und durch formelle Art aufrechterhalten. Und nun, als er endlich ein wenig entspannt gewesen war, hatte sie mit wenigen unbedachten Worten alles zerstört.
    Glücklicherweise wurden sie in Gestalt der sechsjährigen Fatima, Juliets Lieblingskind, unterbrochen. »Tut mir leid, Gul-i Sahari«, rief die Kleine, als sie in den Raum platzte. »Scheherazade ist mir entwischt.« Dann blieb das Kind wie angewurzelt stehen und starrte mit weit aufgerissen Augen auf die seltsam gekleidete Frau.
    »Gul-i Sahari?«
    »Ich bin es wirklich, Fatima«, versicherte Juliet ihr amüsiert. »Ich trage zu Ehren des Mannes hier, Lord ROSS Carlisle, eine Tracht meines Volkes. Er ist… ein alter Freund aus meiner Heimat.«
    Der Blick des Mädchens wanderte zu ROSS. Plötzlich wurde die Kleine feuerrot und zog den Schleier über den unteren Teil ihres Gesichts, so daß nur noch ihre leuchtenden Augen zu sehen waren. Fasziniert stellte Juliet für sich selbst fest, daß ROSS wohl auf alle weiblichen Wesen einen derartigen Effekt hatte. Man hatte das Gefühl, sich vor ihm schützen zu müssen, wollte man ihm nicht ganz und gar verfallen.
    Während sie die Katzenkrallen aus ihrem Kaschmirschal löste, sagte Juliet: »Hier, Liebes, nimm Scheherazade und geh zurück ins Bett.«
    Als Fatima das Tier an sich nahm, drückte Juliet sie herzlich und gab ihr etwas von dem Gebäck auf einer der Platten. Die Kleine blieb am Vorhang stehen und verbeugte sich höflich, wobei ihr Blick noch einmal zu ROSS wanderte. Dann huschte sie aus dem Zimmer.
    Als das Kind fort war, fragte ROSS geradeheraus: »Ist das deine Tochter?«
    »Lieber Himmel, nein«, antwortete Juliet verdattert.
    »Sie ist Salehs Jüngste.« Nun, Juliet hätte von ROSS’ Frage nicht überrascht sein dürfen. Schließlich hatte er keine Ahnung, was sie die letzten Jahre getrieben hatte. Oder, in diesem Fall, nicht getrieben hatte.
    Durch den Gedankengang zermürbt, erhob sie sich vom Tisch und räumte die leeren Teller und die Essensreste ab. »Möchtest du Kaffee? Er ist allerdings eher französisch als türkisch oder arabisch.«

    Als er nickte, schenkte sie zwei Tassen aus der Kanne ein, die über einer Kerze warmgehalten worden war, und] stellte sie dann auf den Tisch. Sie betrachtete ROSS, der im Lampenlicht wie das Musterbeispiel britischer Gelassenheit wirkte. Alles war auf einmal ganz wie die Abende in Chapelgate, wo sie Stunden damit verbracht hatten, beim Kaffee nach dem Essen über jedes erdenkliche Thema zu plaudern.
    Obwohl Juliet sich sehr bewußt war, daß sie Erinnerungen nicht auffrischen sollte, hörte sie sich plötzlich sagen: »Es ist schon seltsam, aber so angezogen und mit dir mir gegenüber fühle ich mich wieder wie Lady ROSS Carlisle.«J
    »Aber du bist nicht Lady ROSS Carlisle«, entgegnete er ausdruckslos. »Nicht mehr.«
    Juliet erstarrte. In bestimmter Hinsicht war dieser ganze Abend ein größerer Schock, als ROSS Carlisle leblos auf der Wüstenstraße zu finden. Obwohl ihr Abschiedsbrief ihren Mann förmlich dazu gedrängt hatte, sich von ihr scheiden zu lassen, war sie egoistischerweise froh darüber gewesen, daß er es nie getan hatte.
    Über all die Jahre und die große Entfernung hinweg hatte sie immer Trost in dem Wissen gefunden, daß sie immer noch Mann und.i Frau waren, daß ein

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