Wilder als Hass, süsser als Liebe
ruhiger Bestimmung, die seiner in nichts nachstand. »Wenn du unbedingt darauf bestehst, nach Buchara zu reisen, dann gehe ich mit.«
Kapitel 5
VERDAMMT UND ZUGENÄHT und noch mal verdammt. ROSS
starrte seine Frau an und dachte, daß er es hätte kommen sehen müssen. »Auf gar keinen Fall.«
Sie hob unbeeindruckt die Augenbrauen. »Ich habe nicht um Erlaubnis gebeten, ROSS. Ich gehe mit, und du hast keine Möglichkeit, mich davon abzuhalten. Du bist vielleicht durch Zentralasien gereist, aber ich habe neun Jahre hier gelebt. Ich kenne die Menschen und ihre Bräuche besser als du, und ich habe mehr Leute unter Befehl.« »Sei nicht albern«, verlangte er heftig.
»Du weißt, daß Frauen in diesem Land keine gesellschaftliche Stellung haben. Allein könntest du gar nichts ausrichten, und als meine Begleitung würdest du meine Lage nur verschlechtern.
Meine Mission wird viel schwieriger sein, wenn ich mich nicht nur um meine, sondern auch noch um deine Sicherheit kümmern muß.«
»Heb dir deine Sorgen für dein eigenes Leben auf«, gab Juliet schlicht zurück. »Du riskierst viel mehr als ich, denn ich werde wohl kaum als Frau auftreten.«
ROSS öffnete den Mund, dann schloß er ihn wieder. »Bei deiner Größe und mit der Tuareg-Tracht wirst du vermutlich als Targi durchgehen, wenn du keine größeren Fehler irti Verhalten machst«, gab er widerwillig zu. »Obwohl die Tracht in Zentralasien wohl ein wenig verdächtig ist, bist du damit auf jeden Fall sicherer als in der Rolle einer Fe-rengi-Frau. Doch das steht nicht zur Debatte. Ich sehe keinen Vorteil in deiner Begleitung, dafür jede Menge Nachteile. Um das Argument zu benutzen, das wir beide heute schon fast überstrapazierst haben: Du würdest dich sinnlos in große Gefahr begeben.«
»Man behauptet, daß Buchara eine Schlangengrube von Spitzeln und Informanten ist. Wenn ich mich dort als Moslem zeige, habe ich weitaus mehr Möglichkeiten, mich frei zu bewegen als du, und ich werde in der Lage sein, Dinge zu erfahren, die einem Ferengi niemals zu Ohren kommen würden.« Sie drehte gedankenverloren ein« Strähne ihres Haares um den Finger. »Ich denke, es wäre am klügsten, wenn ich mich als dein Diener ausgebe.«
ROSS hätte sich fast am letzten Rest Kaffee verschluckt. »Du als Diener?« fragte er ungläubig. »Ich kann mir eher vorstellen, daß du als Mann durchgehst, als daß du jemals etwas tun würdest, was dir ein anderer befiehlt.«
Juliet schenkte ihm ein unerwartetes Lächeln. »Touche. Ich gebe zu, daß es nicht gerade meine Stärke ist, Befehle zu befolgen, aber ich bin kein Narr. Wenn unser Leben auf dem Spiel steht, werde ich ein Muster an Gehorsam abgeben.«
Warum mußte sie ihn auch immer wieder mit solchen Anflügen unwiderstehlichen Charmes überrumpeln? Alles wäre viel leichter zu ertragen, wenn Juliet ein Miststück • wäre. Allerdings hätte ROSS sie niemals geheiratet, wenn dem so gewesen wäre - statt dessen war sie schlichtweg ‘•• unmöglich.
»Es interessiert mich nicht, ob du Befehle wie ein abgerichteter Schießhund befolgen kannst. Ich nehme dich un- j ter gar keinen Umständen als Diener nach Buchara mit.« i
»Du bist ziemlich unvernünftig«, gab sie geduldig zu-rück. »Die Männer, die du in Teheran angeheuert hast, mögen ja Heilige und Helden sein, aber du kennst sie erst ein paar Wochen lang, und du hast keine Möglichkeit, sich ihrer Loyalität sicher zu sein. Ganz bestimmt haben sie sich heute nicht besonders hervorgetan, indem sie dich mit den Turkmenen alleine ließen. Du kannst dir bei mir wenigstens sicher sein, daß ich dich im Falle einer Gefahr nicht im Stich lasse oder dich betrüge.«
Mit absichtlicher Grausamkeit betonte er: »Dir vertrauen, mich nicht zu betrügen? In Anbetracht der Berichte und Gerüchte der vergangenen Jahre müßte ich ja verrückt sein, das zu tun.«
Aus Juliets Gesicht wich alle Farbe, wodurch die blassen Sommersprossen auf ihrer Nase deutlicher hervortraten.
»Offenbar war es ein Fehler von dir, mir deine Ehre anzuvertrauen«, erwiderte sie mit kaum hörbarer Stimme. »Dein Leben kannst du mir aber anvertrauen, und das weißt du.«
Trotz seiner harschen Worte glaubte ROSS, was Juliet sagte.
Vielleicht hatte sie die Versprechen der Ehe verraten, aber sie würde niemals feige oder hinterhältig werden, am wenigsten, wenn es um das Leben ihres Bruders ging. Und um ihrer Ehre willen, wenn schon nicht aus Zuneigung zu ihm, würde sie sicher nichts unternehmen, was
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