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Wilder als Hass, süsser als Liebe

Wilder als Hass, süsser als Liebe

Titel: Wilder als Hass, süsser als Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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Sahari. Bitte vergib mir, daß ich mich nicht erhebe, um zu begrüßen, doch meine Knie sind alt und zittrig und sie protestieren, wenn ich sie zu °ft beanspruche.«
    ROSS ließ sich mit der Anmut der langen Erfahrung mit gekreuzten Beinen auf einem Kissen am Tisch nieder. »Aleikum salam«, gab er den frommen Wunsch zurück. »Ich fühle mich höchst geehrt, daß du einen vagabundierenden Reisenden bittest, Brot und Salz mit dir zu teilen. Ich wäre untröstlich, wenn deine Knie darunter zu leiden hätten.«
    Saleh lachte, und seine Augen funkelten hell und neugierig in seinem bärtigen Gesicht. Es war deutlich, daß er etwas zu besprechen hatte, versorgte zunächst jedoch seinen Gast mit Tee, Käse und frischem Brot.
    Als ROSS zu Ende gegessen hatte und an einer weiteren Tasse Tee nippte, begann Saleh: »Ihr sprecht sehr gut Persisch, mein Herr.«
    »Die Schönheit eurer Sprache belohnt das Studium.« Und wie die meisten orientalischen Sprachen machte es blumige Floskeln möglich. ROSS wechselte auf Usbekisch um und setzte hinzu:
    »Aber wenn du es vorziehst, können wir eine andere Sprache benutzen.«
    Salehs Miene hellte sich auf. »Ah, du sprichst die Sprache meiner Heimat. Das wird in Buchara von großem Nutzen sein.«
    ROSS warf ihm einen scharfen Blick zu. »Juliet - oder vielmehr Gul-i Sahari - hat dir schon davon erzählt?«
    »Ja. Heute morgen sagte sie mir, daß ihr Bruder vom Emir gefangengenommen worden ist und daß ihr beide dorthin reisen werdet, um sein Schicksal zu erfahren.« Saleh nahm sich einen Pfirsich und begann, ihn mit einem schmalen Messer in einem einzigen Streifen zu schälen. »Ich habe über die Sache nachgedacht und finde, daß ich mitgehen sollte.«
    ROSS hob die Augenbrauen und fragte sich einen Au-1 genblick, ob sich wohl letztendlich jedermann in Serevan entschließen würde, mitzugehen. Nun, ein Mann, der in ] Buchara geboren war, konnte wirklich nützlich sein. »Die
    Strecke ist lang, beschwerlich und voller Gefahren. Bist du sicher, daß du es tun willst?«
    »Eigentlich nicht.« Der Usbeke war mit seinem Pfirsich fertig und schnitt ihn nun in Scheiben. »Ich bin ein alter Mann, der seine Bequemlichkeit liebt. Aber ich stehe beträchtlich in Gul-i Saharis Schuld, und vielleicht kann ich damit einen Teil zurückzahlen.«
    Neugierig geworden sagte ROSS ermutigend: »Tatsächlich?«
    »Ich entstamme einer guten bucharischen Familie und war ein vielversprechender Student«, erklärte Saleh. »Doch dann faßte der Emir eine Abneigung gegen mich. Nicht der jetzige Emir Nasrullah, sondern sein Vater, den Nasrullah umgebracht hat.
    Tatsächlich tötete er auch seine Brüder, nur für den Fall, daß einer vielleicht seinen Platz einnehmen wollte. Ein nicht ganz einfacher Mann, der Emir, aber so sind die Herrscher.« Er zuckte die Schultern. »Möchtet Ihr vielleicht von dem Pfirsich? Es sind die ersten in diesem Jahr und sehr schmackhaft.« Er pixkste ein Stück Obst mit der Messerspitze auf und reichte es ROSS. »Um meiner Gesundheit willen beschloß ich, mein Land zu verlassen. Ich pilgerte nach Mekka, besuchte Konstantinopel und Teheran und sah viel von der Welt. Schließlich nahm ich mir eine Frau und ließ mich hier in Serevan nieder, welches damals eine blühende Gemeinde war. Dann zog Allah, der Gnädige, dessen Wege geheimnisvoll sind, seinen Segen zurück. Plagen, Dürre und Turkmenen brachen über uns herein. Das Dorf lag im Sterben, als Gul-i Sahari kam. Sie war es, die Herz, Gesundheit und Kraft zurückbrachte.«
    ROSS nahm das Pfirsichstück. »Sie ist eine bemerkenswerte Frau.«
    »Ja, da ist sie.« Salehs Hand verharrte, sein Blick driftete in die Ferne ab. »Und es war nicht nur das Dorf, das starb. Als Gul-i Sahari hierherkam, lag mein einziger Sohn Ramin mit einem furchtbaren Fieber im Sterben. Sie gab ihm englische Medizin und pflegte ihn eigenhändig, bis das Fieber zurückging.
    Sie behauptete, es wäre Allahs Wille gewesen, den Jungen zu heilen, nicht ihr Können, aber meine Frau und ich wissen, daß Allah sie uns geschickt hat.« Wieder in die Gegenwart zurückgekehrt, bot er ROSS ein weiteres Stück Obst. »Und so werde ich mit ihr nach Buchara gehen.«
    ROSS spürte eine tiefe Erleichterung. Die Geschichte bedeutete, daß Saleh Gul-i Sahari treu ergeben sein würde, auch wenn er nicht ihr Gemahl war. »Du kennst die Stadt und ihre Bräuche. Wie groß, glaubst du, sind unsere Chancen auf Erfolg?«
    Der Usbeke wiegte den Kopf. »Es wird sehr schwierig werden. Im

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