Wilder als Hass, süsser als Liebe
finden, und durch die Entschädigung, die ich euch gezahlt habe, wird es doch viel profitabler für euch sein.«
»Ich will keine andere Arbeit!« erklärte Murad trotzig-»Ich will mit dir nach Buchara gehen.«
ROSS betrachtete den jungen Mann aufmerksam. Murad, um die zwanzig, war ein gutaussehender, freundlicher Bursche, auch wenn er sich als ziemlich unfähiger
Führer herausgestellt hatte. Dennoch waren die Gründe, die ROSS
für die Entlassung seiner beiden Diener hatte, immer noch gültig.
»Es tut mir leid, aber ich kann dich für die Reise nicht mehr brauchen.«
Mit traurigen dunklen Augen erkannte Murad: »Du vertraust mir nicht, Kilburn, und du bist im Recht, aber ich schwöre, ich werde nicht noch einmal versagen.«
ROSS dachte über die Worte nach. Er glaubte durchaus, daß Murad es ernst meinte, aber er war auch unglücklicherweise ziemlich jung und unbedacht.
»Es geht nicht darum, ob du mir treu bist, sondern den anderen.
Ich habe mich entschlossen, den Rest der Reise in asiatischer Tracht zu reiten, in der Hoffnung, daß ich keine unerwünschte Aufmerksamkeit errege. Aber die Gefahr, daß man mich für einen Spion hält, ist dennoch vorhanden. Zudem ist ein Targi unter den Männern, die ich angeheuert habe. Ich habe ihn vor vielen Jahren kennengelernt, und ich weiß, wie wertvoll er für meine Reise sein wird, aber die Tuareg benehmen sich manchmal etwas merkwürdig. Wenn du aus Versehen jemandem in der Karwane erzählst, daß ich ein Ferengi bin oder wie komisch der Targi ist, dann könntest du die ganze Mission gefährden. Das darf ich nicht riskieren.«
»Du bist ein guter Mensch, Kilburn, selbst wenn du ein Ferengi bist. Ich schwöre, ich werde nichts sagen, was dich in Schwierigkeiten bringt. Was den Targi betrifft…« Murad zuckte die Schultern. »Die Stämme Asiens sind vielfältig und unzählig.
Ich habe Uiguren, Kafiren, Belu-chen und Kirgisen kennengelernt.
. . ich kann mir nicht vorstellen, daß ein Targi so viel ungewöhnlicher sein kann.«
»Die Männer der Tuareg gehen verschleiert. Durch ihre versteckten Gesichter kommen sie vielen Leuten unheimlich vor, denn man kann nicht erraten, was sie denken.
Selbst in ihrer eigenen Wüste im Westen Afrikas sind sie eine Legende.«
»Wenn der Targi ein Gläubiger und ein vernünftiger Mann ist, werde ich nicht mit ihm aneinandergeraten.« Der junge Perser beugte sich eifrig vor. »Gestern habe ich mich selbst entwürdigt, und ich kann mir meine Ehre nur wiederverdienen, wenn du mich weiter für dich arbeiten läßt. Ich bitte dich, gib mir diese Chance.«
Plötzlich traf ROSS seine Entscheidung. Neben der Tatsache, daß er Murad mochte, hatte er das Gefühl, als könnte sich der junge Perser als nützlich erweisen, und ROSS hatte gelernt, sich auf seine Gefühle zu verlassen, l
»Also gut, du kannst mitkommen. Nenn mich Kilburn und versuche, mich nicht als Ferengi zu sehen. Wenn wir sicher nach Serevan zurückkehren und du deine Arbeit gut gemacht hast, gebe ich dir einen Bonus über die Summe hinaus, die wir in Teheran ausgemacht haben.«
Murad verbeugte sich demütig. »Ich werde dir gut dienen, nicht für den Bonus, sondern um meiner Ehre willen.« Er beschenkte ROSS mit einem bezaubernden Lächeln. »Obwohl ich das Geld nicht ablehnen werde. Du wirst es nicht bereuen, Kilburn.«
ROSS hoffte inständig, daß sich das bewahrheiten würde.
Nachdem er Murad losgeschickt hatte, seine Habseligkeiten zusammenzupacken, sandte ROSS einen Diener zu Juliet, der ihr mitteilen sollte, daß der junge Perser sie begleiten würde und daß sie von Anfang an ihre Rolle als männlicher Tuareg spielen mußte. Von ROSS’ Standpunkt aus war es um so besser, je früher sie sich in ihre Stoffbahnen hüllte. Wenn er nichts mehr von ihrem schönen
Körper oder Gesicht sah, würde es ihm leichter fallen, sein unerwünschtes Verlangen unter Kontrolle zu halten. Bei der Rückkehr in sein Zimmer fand ROSS seine neue Garderobe auf dem Bett liegen. Er untersuchte den Stoff und stellte zufrieden fest, daß die Qualität genau richtig war - weder zu teuer noch zu billig, so daß er verarmt erscheinen mußte. Aber schließlich war von Juliet zu erwarten, daß sie alles gründlich erledigte, selbst so kurzfristig. Lockere mehrbahnige Stoffe wurden überall in der islamischen Welt getragen. Obwohl es endlose Variationen gab, lautete die Faustregel, daß nordafrikanische Kleidung in der Regel einfacher war und meistens aus Gewändern bestand, die man über
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