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Wilder als Hass, süsser als Liebe

Wilder als Hass, süsser als Liebe

Titel: Wilder als Hass, süsser als Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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ungläubig.
    Juliet stolperte auf die Füße und fluchte im Geist in jeder Sprache, die sie kannte. Ihre kurze Unachtsamkeit hatte all ihre Versuche, ihre Identität vor Murad zu verbergen, zunichte gemacht. Sie mochte nicht unbedingt den Frauen ähneln, die er kannte, aber der Mann war schließlich kein Idiot.
    Nun, es war zu spät. Sie würde ihm die Wahrheit beichten müssen und ihn zu einem Teil ihrer Verschwörung machen, denn die einzige Alternative war, ihn im Fluß zu ertränken. Murad war ROSS treu ergeben, und sie konnte damit rechnen, daß man ihm vertrauen durfte.
    Ohne ihr übliches Knurren und ihren breiten Akzent begann sie in fließendem Persisch: »Besteht eine geringe Chance, dich zu überzeugen, daß alle Tuareg rotes Haar und bleiche, feminine Gesichter haben?«
    Da er nun bestätigt bekam, was seine Augen längst sahen, stieß Murad hervor: »Bei dem Allmächtigen! Du bist eine Frau… eine Ferengi-Frau!«
    »Stimmt«, erwiderte sie schlicht. »Doch auf einer Reise wie dieser schien es klüger, als Mann zu gehen.«
    Seine dunklen Augen verengten sich. »Weiß Kilburn davon?«
    »Allerdings«, antwortete sie trocken. »Ich bin zufällig seine Frau.«
    Murad dachte eine Weile darüber nach. »Aber du bist doch in Serevan zu uns gestoßen. Wenn du seine Frau bist, wie konntest du dann dort sein?«
    »Ich bin die Herrin von Serevan und habe viele Jahre in Persien von meinem Mann getrennt gelebt. Saleh ist dort mein Verwalter«, erklärte sie. »Aber der Gefangene des Emir ist mein Bruder, also wollte ich Kilburn nach Buchara begleiten.«
    »Ferengis erlauben ihren Frauen, sich so zu gebärden?« Er machte ein zweifelndes Gesicht.
    Da sie ROSS’ Autorität nicht untergraben wollte, erwiderte sie ausweichend: »Kilburn ist nicht wie andere Männer, und ich bin nicht wie andere Frauen.«
    Murads Blick glitt wieder zu ihrem roten Haar, und dieses Mal schimmerte Bewunderung in seinen Augen. »Das bist du bestimmt nicht.«
    Juliet stopfte den Zopf hinten in ihr Gewand, dann hob sie den Tagelmoust auf und wickelte ihn sich wieder um den Kopf. »Es schien uns sicherer, daß du nichts von mir weißt, aber da das Schicksal anders entschieden hat, wird es die Sache für uns alle einfacher machen.«
    Murad nickte nachdenklich. Dann durchfuhr ihn ein neuer Gedanke. »Du hast Habib besiegt?«
    »Natürlich.« Sie lächelte, während sie das komplizierte Umwinden ihres Schleiers beendete. »Ich konnte besser mit dem Messer umgehen als er, also habe ich gewonnen. Die Tatsache, daß ich eine Frau bin, zählt dabei nicht.«
    Der junge Perser wirkte nicht so, als wollte er das akzeptieren, fragte aber: »Wie heißt du wirklich?« »Juliet.«
    Murad zwinkerte. »Wie Kilburns Kamel ~ Julietta?« »Es sind Formen desselben Namens«, antwortete sie kurz und dachte bedauernd, daß Murad ziemlich schnell Schlüsse ziehen konnte.
    Nachdem sie ihren schwarzen Umhang aufgehoben hatte, rauschte sie durch die Binsen, und Murad folgte, wobei er immer noch verblüfft den Kopf
    schüttelte.
    Als sie zu den anderen beiden stießen, verkündete Juliet auf Englisch: »Murad hat mich ohne Schleier erwischt, deswegen habe ich ihm alles erzählt.«
    ROSS machte ein wehmütiges Gesicht. »Ich habe befürchtet, daß so was passieren würde, als ich sah, daß er nach dir suchen wollte.
    Nun ja, dann müssen wir eben das Beste daraus machen.«
    »Du hast mir nicht vertraut«, klagte Murad enttäuscht seinen Herrn an.
    ROSS schenkte dem Perser seine ganze Aufmerksamkeit. »Es war weniger, daß ich dir nicht vertraut habe, Murad, sondern daß ein Mann nicht vorsichtig genug sein kann, wenn es um die Sicherheit seiner Frau geht.« Als er merkte, daß seine Worte den jungen Mann ein wenig be-sänftigten, fuhr er fort: »Doch nun, da Juliets Identität kein Geheimnis mehr ist, können wir vier sogar davon profitieren und darüber reden, was wir in Buchara tun werden.«
    Aus ROSS’ Geste hin setzten sich alle im Schatten einer Weide nieder. »Hast du schon einen Plan?« wollte Saleh wissen.
    »Buchara ist die Stadt der Spitzel und des Mißtrauens. Als Ferengi werde ich höchst verdächtig sein«, antwortete ROSS. »Es wäre besser, wenn ihr drei woanders unterzukommen versucht als ich.
    Abgesehen davon, daß ihr euch dann freier bewegen könnt, seid ihr auch weniger durch den Zorn des Emirs gefährdet.«
    Saleh runzelte die Stirn. »Da ist etwas Wahres dran. Ich habe Familie in Buchara, und vielleicht kann ich durch sie an nützliche

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