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Wilder als Hass, süsser als Liebe

Wilder als Hass, süsser als Liebe

Titel: Wilder als Hass, süsser als Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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Erscheinungen hier oft beobachten; einmal hatte sie sechs Staubteufel zur gleichen Zeit gesehen.
    Seufzend verstaute sie ihren Wasserschlauch wieder. Weniger als eine Woche noch bis Buchara. Dann würde der Ärger richtig losgehen.
    Die Karawane erreichte am Nachmittag das Wasserloch und schlug das Lager auf, da der nächste Brunnen zwei Tagesritte entfernt war. Da sie so früh angehalten hatten, war es noch hell, als Juliet und ihre Gefährten ihr karges Mahl aus Fladenbrot, Safranreis und Datteln verzehrten. Danach entschuldigte ROSS sich und ging fort, vermutlich, um mit einem seiner vielen Freunde zu sprechen, die er inzwischen gewonnen hatte. Murad und Saleh legten sich in den Schatten einer Decke, die sie zwischen zwei Körbe gespannt hatten, zu einem Nickerchen nieder, und die Kamele rupften zufrieden an Büschen. Nur Juliet fand trotz ihrer Erschöpfung keine rechte Ruhe. Sie beschloß, daß es angenehm wäre, eine Weile allein zu sein, und stand auf, um etwas spazierenzugehen.
    Sie wandte sich in östliche Richtung in ein Gebiet gut sechzig Meter hoch aufragender Sanddünen, die die Karawane umgangen hatte. Als sie genug gelaufen war und gß’ rade zum Lager zurückkehren wollte, entdeckte sie zu ihrer Überraschung hinter der nächsten Düne ROSS im Sand sitzen, der geistesabwesend in die Wildnis starrte.
    Sie wollte schon wieder kehrtmachen, als er ihre leisen Schritte hörte und plötzlich wachsam aufsah. Als er sie erkannte, entspannte er sich sichtlich. »Du konntest dich also auch noch nicht hinlegen. Komm doch zu mir.«
    Nach einem kurzen Zögern kam Juliet seiner Aufforderung nach.
    Weil sie es so wollte, hatten sie seit Merw kaum miteinander gesprochen. Und tatsächlich war in den letzten Tagen ihr kaum zu zügelndes Verlangen endlich abgeebbt - Hitze, Müdigkeit und Durst waren verblüffend lusttötend. So konnte sie also risikofrei ein paar Minuten in seiner Gesellschaft verbringen Als sie sich neben ihm im Sand niederließ, meinte sie: »Ich dachte, du stattest irgend jemandem in der Karawane einen Besuch ab.«
    »Manchmal bin ich gerne allein in der Wüste. Wunderschön, nicht wahr?« Er bewegte die Hand in einer umfassenden Geste in Richtung Dünen. In der späten Nachmittagssonne bildeten sie eine elegante, fremdartige Szene von weich gezeichneten Kurven und dramatischen Schatten.
    »Wunderschön, ja, aber karg«, bemerkte sie. »Ich muß immer wieder daran denken, wie grün Schottland ist. Und all das herrliche Wasser.«
    Er hob erstaunt die Brauen. »Fehlt Schottland dir?«
    »Manchmal. Immerhin habe ich die ersten fünf Jahre meines Lebens dort verbracht. Ich glaube, daß das, was man als Kind liebt, immer im Herzen eingeschlossen bleibt.«
    »Das stimmt. England, das Königreich im Meer, wird stets meine Heimat bleiben.« Sein Blick glitt zurück auf die Szene vor ihnen.
    »Doch trotz aller Gefahren bin ich dankbar dafür, daß ich noch eine Chance bekommen haben, auf der Seidenstraße zu reisen. Es fasziniert mich, daß Menschen seit Tausenden von Jahren diese Einöde durchqueren und Güter und Ideen von Rom nach China und den ganzen Weg wieder zurück bringen. Wir gehen in den Fußstapfen Marco Polos und zahllosen anderen Händlern und Abenteurern.«
    »Ein romantischer Gedanke.« Da er sie nicht ansah, nutzte sie die Gelegenheit, sein Profil zu bewundern. Wegen der Wasserknappheit hatte er sich seit einigen Tagen nicht rasiert, und sein Kiefer war mit dunkelgoldenen Bartstoppeln bedeckt.
    Mühsam ihren Blick losreißend, fragte sie: »Ist das der Grund, warum du soviel gereist bist? Wegen der Romantik und dem Abenteuer?«
    »Zum Teil ja.« Bevor sie darauf etwas antworten konnte, setzte er nachdenklich hinzu: »Ich denke, mein nächstes Buch, falls ich noch eines schreiben sollte, wird von der Seidenstraße handeln.«
    »Dein nächstes Buch? Ich wußte nicht, daß du überhaupt eins geschrieben hast«, sagte sie begeistert. »Wovon handelt das andere oder die anderen?«
    »Nur Bemerkungen zu meinen Reisen. Eines erzählt über die Sahara, ein anderes über die Nordwestgrenze Indiens, das dritte über das Morgenland und das nördliche Arabien.«
    »Beeindruckend.« Juliet strahlte ihn an. »Haben sie sich gut verkauft?«
    Er zuckte die Schultern. »Ganz anständig. Sie sind alle mehrfach nachgedruckt worden, aber zum Teil wegen meines Titels. Mein Verleger sagte mir, daß >Lord< oder >La-dy< auf dem Umschlag immer die Auflage verdoppelt.«
    Juliet hatte den Verdacht, daß er sich nur

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