Wilder Oleander
wie vor giere ich nach diesem erotischen Knistern … «
»Ed, wir brauchen keinen Therapeuten. Wir können unsere Probleme selbst lösen. The Grove ist der beste Ort dafür.« Und damit dirigierte sie ihn ins Schlafzimmer. Weil sie inzwischen wusste, was in ihrem Leben gefehlt hatte: Erregung und Erotik. Da Ed ebenso empfunden hatte, würde er gleich eine Überraschung erleben, wenn sie ihn in eine neue Welt einführte, die erfüllt war von Leidenschaft und Wollust. Und zugleich gestand sie sich ein, dass sie ohne die Erfahrungen, die sie in The Grove gemacht hatte, Ed wohl nicht verziehen
und ihm auch keine zweite Chance gewährt hätte. Durch Alistair, den Marine und die anderen war sie auf den Geschmack gekommen, wusste um die Faszination, mit einem aufregenden Fremden Sex zu haben. Nur dass ab sofort Ed und sie diese aufregenden Fremden füreinander verkörpern und sie gemeinsam das grenzenlose Terrain der erotischen Lust erforschen würden. Auch mit dem Rollenspiel würde Sissy ihren Ehemann vertraut machen und ihn dafür begeistern, sich zu verkleiden und zu Sex-Spielzeug zu greifen.
Gleich morgen früh wollte sie ihren Aufenthalt in The Grove verlängern. Mit Eds Kreditkarte natürlich.
Kapitel 45
Eigentlich sollte Abby längst weg sein, hatte aber wegen Ophelia ihre Abreise verschoben.
Gestern Abend, nach dem Telefonat mit den Kaplans, hatte Ophelia den Wunsch geäußert, mit David allein zu bleiben. Was Abby nur zu gut verstand. So vieles gab es zu überdenken. Wie beruhigend, dass David da war und Ophelia zur Seite stehen konnte. Abby selbst hatte aus dem gleichen Grund Jack aufsuchen wollen, aber da sie wusste, dass er im Begriff war, Frieden mit seiner Schwester zu schließen, wollte sie ihn nicht stören und hatte stattdessen in Vanessas Bungalow angerufen, wo sie aber nur an den Anrufbeantworter geraten war. Also war Abby mit ihren Erinnerungen und Ängsten allein geblieben, was aber nichts an ihrem Entschluss zu ändern vermochte, sich dem zu stellen, was immer auf sie zukam. Sie hatte kein Auge zugetan und hin und her überlegt, wer ihr wohl den Zettel mit dem Vermerk »Du bist die Nächste« unter der Tür durchgeschoben hatte. Warum war es dabei geblieben? Warum schlug niemand zu? Worauf warteten sie denn?
Endlich war die Nacht vorbei, und jetzt stand Abby an der Landebahn und wartete auf die Ankunft von Mrs.Kaplan, die im Begriff war, ihre Tochter zu verlieren.
Der Wind hatte sich gelegt, The Grove war eingehüllt in Staub und Sand und das Personal bereits damit beschäftigt, die Wege zu fegen, Zweige und Blätter aus den Pools zu fischen und die Plane um die Voliere aufzurollen.
Das Dröhnen der Turbinen war zu hören, noch ehe das Flugzeug selbst in Sicht kam. Abby schlang die Arme um sich. Ophelia, die zwischen ihr und David stand, sah der Ankunft der Frau, die sie dreiunddreißig Jahre lang für ihre Mutter gehalten hatte, mit gemischten Gefühlen entgegen. Nicht der Familie anzugehören, der sie geglaubt hatte anzugehören – nach so vielen Jahren! Sie dachte an ihre Schwestern, ihren Bruder, an die unzähligen Tanten, Onkel, Cousins. An
Zaydeh
Abraham und seine Bemerkung: »Sie ist keine von uns.«
Was auch für ihr Baby galt, das vermutlich nicht einmal jüdischer Abstammung war. Dafür aber nicht länger Gefahr lief, an der Tay-Sachs-Krankheit zu sterben.
Der Jet kam zum Stillstand, die Gangway wurde ausgefahren. Als erste stiegen die Kaplans aus.
Norman und die etwas kleinere Rose Kaplan waren beide Ende siebzig, gedrungen und grauhaarig. Rose Kaplan sah davon ab, Abbys zur Begrüßung ausgestreckte Hand zu ergreifen, umschloss vielmehr liebevoll das Gesicht der Hausherrin von The Grove. »Die Mutter meiner Tochter«, sagte sie so innig, dass Abby am liebsten losgeheult hätte. »Ihr Baby hat es bei uns sehr gut gehabt. Wir liebten die Kleine wie unser eigenes. Es tut mir Leid, dass man sie Ihnen weggenommen hat. Das haben wir nicht gewusst. Man sagte uns, sie käme aus einem jüdischen Waisenhaus und ihre Mutter sei gestorben.«
Mit einem Buggy fuhren sie zu Abbys Bungalow, wo Vanessa Erfrischungen bereitgestellt hatte und auch gleich Tee einschenkte, den jedoch keiner beachtete.
Abby gab einen kurzen Abriss über ihre Vergangenheit und die Suche nach ihrem Kind, legte dann den Kaplans den Bericht des privaten Ermittlers vor. Nachdem Mr.Kaplan die schriftlichen Unterlagen durchgelesen hatte, legte er sie aufseufzend beiseite. »Aufgrund der Auskunft, dass die Mutter
des
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