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Wilder Oleander

Wilder Oleander

Titel: Wilder Oleander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Harvey
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unterging.
    Abby umschlang seinen Nacken, und Jack spürte Wärme auf ihrer Haut. Ihre Lippen waren scharlachrot und feucht geworden, hatten sich leicht geöffnet, ließen ihre lockende rosa Zunge erkennen. Von einem heißen Wind umweht, küsste er sie inbrünstig, und als er nach dem Gewand griff, das jetzt die Farbe von Granatäpfeln angenommen hatte, öffnete Abby die Beine. Eine Hitzewelle umfing ihn.
    Seine Hände umspannten ihre warmen Brüste. Stöhnende Laute entrangen sich ihrer Kehle, die jetzt so rot wie Feuer war. Ihr Mund gierte nach seinem, als wollte sie ihn nie wieder loslassen, und sie schlang die Beine um seine Schenkel, drängte ihn, in ihr Flammenmeer einzudringen.
    Bereits beim ersten Stoß explodierte er förmlich, und der Schrei, den sie ausstieß, hallte in den roten Canyons in der Wüste wider.
     
    Jack fuhr hoch, in Schweiß gebadet und völlig benommen. Es war lange her, dass er einen erotischen Traum gehabt hatte. Und jetzt diesen, ausgerechnet von Abby Tyler!
    Als er gestern Abend in Abbys Bungalow die Akte über Nina gefunden hatte, war er mit einem üblen Geschmack auf den Lippen in sein Zimmer gegangen. Ihre Behauptung, sie kenne seine Schwester nicht, war eine dreiste Lüge gewesen. Sie kannte Nina nicht nur, sie führte eine Akte über sie, die, soweit Jack es hatte erkennen können, diverse Unterlagen und Fotos enthielt. Er fühlte sich verraten. Ihm wurde bewusst, dass Abby Tyler ihm gefiel und dass seine Instinkte als Polizist ausgehöhlt wurden durch das Begehren, das sie in ihm auslöste. Von jetzt ab würde er sehr auf der Hut sein und niemandem mehr trauen.
    Ganz besonders nicht Abby Tyler.
    Vergiss nicht, warum du hier bist. Halt allen Verlockungen stand.
    Das war es, genau. Es lag nicht nur an Tyler, sondern an diesem Resort. Auf heimtückische Weise wurde man verführt, es kroch einem unter die Haut und in die Seele, und man merkte es erst, wenn es zu spät war.
    Er versuchte, nicht wieder wegzudämmern, obwohl er nur vier Stunden geschlafen hatte. Mehr als vier Stunden am Stück brachte er sowieso seit Wochen nicht mehr zusammen. Seit man ihn zu diesem einen Tatort gerufen hatte und er beim Anblick der Leiche ohnmächtig geworden war.
    Dabei war es weiß Gott nicht seine erste Leiche gewesen.
    Nach einer kalten Dusche, die ihn im Nu wieder zur Besinnung brachte, auch wenn Abby Tyler ihm noch immer durch den Kopf ging, legte er eine CD mit Musik von Beethoven auf. Als die mit Emotionen überfrachtete
Appassionata
erklang, warf Jack einen Blick auf das Foto von Nina, das auf seinem Nachttisch stand.
     
    Noch immer machte Jack zu schaffen, was er und Nina vier Jahre zuvor aus dem Munde ihrer sterbenden Mutter vernommen hatten. Mit ihrem letzten Atemzug hatte sich Monica Burns zu einem verblüffenden Geständnis aufgerafft: »Du warst vierzehn, Jack, und im Internat. Ich wollte noch ein Kind, aber es klappte nicht mehr. Deshalb suchte ich eine Adoptions-Vermittlung auf. Dort sagte man uns, dass wir schon zu alt dafür seien. Daraufhin machten wir einen Anwalt ausfindig, der auf so genannte Sonderfälle spezialisiert war. Er meinte, er könnte uns durchaus ein Baby besorgen, allerdings würde uns das eine Menge Geld kosten. Wir zahlten in bar und erhielten dich, Nina. Von dem Moment an, da du mir in die Arme gelegt wurdest, warst du kein Adoptivkind mehr. Sondern mein ureigenes Kind. Deswegen habe ich dich auch nicht über die wahren Umstände aufgeklärt. Und du, Jack, du kamst in den Ferien nach Hause und hast geglaubt, ich sei in der Zwischenzeit schwanger gewesen. Ich habe es dabei belassen.
    Aber jetzt, wo ich mich anschicke, von euch zu gehen, sollst du die Wahrheit erfahren, Nina … «
    Tags darauf hatte Nina mit den Nachforschungen begonnen. In den schriftlichen Unterlagen der Mutter war sie auf den Anwalt gestoßen, der die Adoption durchgeführt hatte und jetzt als Rentner in Phoenix lebte. So spärlich seine zusätzlichen Informationen auch waren, reichten sie für Nina doch aus, ihre Suche intensiv zu betreiben. Sie hatte sich Einblick in alte Adoptionsakten verschafft, war Hinweisen nachgegangen und hatte sich nach und nach ein Bild zusammengesetzt. Das Ergebnis war niederschmetternd gewesen: Nina war über einen illegalen Adoptionsring gekauft worden.
    Ein Albtraum. War sie entführt worden? Hatte man ihre leibliche Mutter, damals offenbar ein blutjunges Mädchen, genötigt, ihr Kind wegzugeben? Suchte sie in diesem Augenblick
nach ihr? Nach vier Jahren

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