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Wilder Oleander

Wilder Oleander

Titel: Wilder Oleander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Harvey
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verbissener Recherche hatte sie Jack am Telefon gegenüber – ihrem letzten Anruf bei ihm – erwähnt, dass sie sich fragte, welche Gemeinsamkeiten Coco McCarthy, Sissy Whitboro und Ophelia Kaplan aufwiesen und warum sie sich zu einem Aufenthalt in einem ihnen völlig unbekannten Urlaubsparadies entschlossen hätten. Im Verlauf dieses Anrufs hatte Nina auch gesagt, sie wollte sich abends mit jemandem treffen, das Gespräch könnte ganz neue Erkenntnisse bringen.
    Und tags darauf hatte man sie ermordet aufgefunden.
    Jack blickte auf die auf seinem Schreibtisch ausgebreiteten Unterlagen. Das Ergebnis von Ninas mit Eifer betriebenen Recherchen zur Aufspürung eines illegalen Adoptionsrings aus einer Zeit, die mehr als dreißig Jahre zurücklag. Leider ließen ihre Aufzeichnungen weiterhin so einiges ungeklärt. Der Name Abby Tyler in Großbuchstaben und rot eingekreist. Warum?
    Und mit wem war Nina in der Nacht, in der sie ermordet wurde, verabredet gewesen?
    Jack hatte sich über Abby Tyler schlau gemacht und festgestellt, dass sie die Besitzerin der Ferienanlage war, in der die drei Frauen einen Aufenthalt gewonnen hatten.
    Er hatte auch weitere Nachforschungen über sie angestellt, aber nicht viel in Erfahrung gebracht. So wie es aussah, ließ sich Abby Tylers Werdegang nur bis in das Jahr 1974 zurückverfolgen. Und deshalb brauchte er Fingerabdrücke.
    Angeheftet an das Foto war ein Hochglanzfaltblatt über ein zauberhaftes Grundstück, das sich Crystal Creek Winery nannte. Jack hatte es an das Foto geheftet, weil es ebenfalls in Zusammenhang mit seiner Suche stand. Das Weingut hatte zum Verkauf gestanden, und Jack verhandelte gerade mit dem Besitzer, als ihn der Anruf erreichte, bei dem es um Nina ging. Von einem Weingut träumte er seit jeher; dort wollte
er nach der Pensionierung seinen Lebensabend verbringen, Trauben anbauen und Wein keltern. Das Faltblatt steckte in der Nacht, da er ohnmächtig geworden war, in seiner Tasche. Er hatte den Kontakt mit dem Besitzer nicht wieder aufgenommen. Sein Leben war in dem Augenblick, da er neben Ninas Leiche lag, zum Stillstand gekommen, wie eine Uhr, deren Zeiger die Zeit hatten erstarren lassen. Das Weingut, Wettbewerbe im Bogenschießen, Reisepläne – Jacks gesamtes Leben war in der Nacht, in der Nina starb, angehalten worden, und so war es auch jetzt noch. Es würde erst wieder eine Zukunft für Jack geben, wenn er alle Antworten hatte.
    Eine Unruhe überkam ihn, fuhr ihm durch Muskeln und Knochen. Er musste diesem Ort und seinem Zauber den Rücken kehren, weg von der Frau, die ihm den Kopf verdrehte. Durch die Glastür zu seinem privaten Patio sah Jack über den in der Ferne gelegenen Bergen langsam die Sonne aufgehen. Die richtige Zeit für ein Training.
    Er steckte seinen Revolver in den Halfter unter seiner Jacke und studierte die Informationsbroschüre für die Gäste. »
Durch die Wüstenregion um The Grove ziehen sich eindrucksvolle und romantische Wanderwege, die unsere Gäste nach Lust und Laune erforschen können. Wir bitten Sie jedoch, vor Verlassen des Resorts den Empfangschef zu informieren. Darüber hinaus raten wir Ihnen dringend, vor einem Ausflug die Wetterlage zu überprüfen, da gelegentlich mit plötzlichen Überschwemmungen und Sandstürmen zu rechnen ist. Falls Sie einen Fahrer benötigen, rufen Sie bitte bei Reservierungen an.«
     
    »In Afrika, da gibt’s die besten Jagdgebiete«, sagte Zeb zwanzig Minuten später, als er den Geländewagen über die Wüstenpiste lenkte.
    Die Sonne hatte den Nebelschleier am Horizont aufgelöst
und überzog die Landschaft mit atemberaubenden Rosa- und Goldtönen. Blühende Frühlingsblumen, die exotische Düfte verströmten, bildeten Teppiche in Blau und Gelb.
    Jack ließ Zebs Bemerkung unerwidert. Aus der Jagd hatte er sich noch nie etwas gemacht, er sah keinen Reiz darin. Mit Blick auf Zebs Armreif aus Elefantenhaar fragte er sich, ob Zeb die »wirklich« wilden Tiere, wie man sie in Afrika antraf – Giraffen und Löwen und Nashörner – abgingen, gegen die das Wild, das die Mojave zu bieten hatte, regelrecht zahm wirken musste.
    »Da sind wir, Sir. Indian Rocks.« Eine massige Formation abgerundeter Felsen, wie ineinander verschmolzen. Unweit davon Schilder: Achtung! Höhlen nicht gesichert! Betreten verboten!
    Jack warf einen Rundumblick über das Gelände. Nichts als Leere und Öde, kein Haus, keine Straße, keine Menschenseele weit und breit.
    Ideal.
    »Sie haben doch Ihr Mobiltelefon mit, ja,

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