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Wilder Oleander

Wilder Oleander

Titel: Wilder Oleander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Harvey
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Protziges. Zurückhaltend und klassisch. Wie die beiden Frauen, die hier wohnten.
    Vor allem ein Gemälde über dem Kamin fesselte seine Aufmerksamkeit: scharlachrot und orange lodernde Wolken bei Sonnenuntergang. Das Wohnzimmer war in warmen Tönen möbliert – Pfirsich, Tangerine und flammfarben –, als würde der Sonnenuntergang auf dem Bild alles ins Licht des zur Neige gehenden Tages tauchen.
    Abby, in einen Morgenmantel aus roséfarbener Seide gehüllt, lächelte, als sie den Besucher erblickte. Wieder empfand Jack große Wärme von ihr ausgehen, auch wenn sie bemüht war, sich eher kühl zu geben. Fragte sich, wie es sein würde, dieses Feuer zum Lodern zu bringen.
    Er ärgerte sich über sich selbst. Stets hatte er sich etwas darauf eingebildet, ein Mann der Tat zu sein. Seine Kollegen auf dem Revier nannten ihn Bluthund, weil er, sobald er Witterung aufgenommen hatte, nicht mehr locker ließ. Abby Tyler dagegen trickste ihn immer wieder aus.
    «Entschuldigen Sie, Detective … «, sagte sie und streckte die
Hand aus. »Ich habe einen anstrengenden Tag hinter mir. Musste in der Hotelküche aushelfen.« Den ganzen Nachmittag und Abend über, weil Chefkoch Maurice den Beleidigten spielte. Gerne hätte sie sich, erschöpft wie sie war, zurückgezogen, wäre da nicht ihre Neugier gewesen, was es mit diesem geheimnisvollen Jack Burns auf sich hatte. Er war immerhin Polizist und sah nicht so aus, als wollte er hier Urlaub machen. War da etwa Gefahr im Verzug?
    Sie forderte ihn auf, Platz zu nehmen. Vanessa servierte ihnen auf einem silbernen Tablett Kaffee und verzog sich dann diskret.
    »Haselnuss, aus Hawaii«, merkte Abby beim Einschenken an, ehe sie ihm die Porzellantasse reichte. »Hoffentlich schmeckt er Ihnen.«
    Jack bediente sich mit Sahne und Zucker, und während er den Kaffee umrührte, sinnierte er über den Namen Abby Tyler nach, den er in Blockbuchstaben und rot eingekreist und gefolgt von drei Ausrufezeichen auf einem Zettel zwischen den Papieren seiner Schwester entdeckt hatte. War Abby Tyler etwa die Unbekannte, mit der Nina in der Mordnacht verabredet gewesen war?
    »Wie gefällt es Ihnen bei uns, Detective?«
    »Nennen Sie mich doch Jack«, sagte er und ließ sie nicht aus den Augen, als er hinzufügte: »Ehrlich gesagt, Ms. Tyler, hat mein Aufenthalt hier nichts mit Urlaub zu tun. Ich arbeite an einem Fall.«
    Sie hob die Tasse an die Lippen. »An was für einem Fall denn?«
    »Einem Mordfall.«
    Ohne zu trinken, setzte sie die Tasse wieder ab. »Steht einer meiner Gäste unter Verdacht?«
    »Ich gehe vielmehr einem Hinweis auf einen Verdächtigen nach. Mehr kann ich im Augenblick nicht dazu sagen, und ich
möchte auch nicht, dass irgendetwas darüber bekannt wird. Ich bin sozusagen ein verdeckter Ermittler.«
    »Gewiss doch, Detective«, sagte sie und trank ihren Kaffee. Ihre Augen verrieten, wie Jack bemerkte, Angst. »Wann ist denn dieser Mord passiert?«
    Diese Frage verblüffte ihn. Meist erkundigte man sich bei einem Mord nach dem Wie und Wo und nur selten nach dem Wann. Dachte sie an einen speziellen Mord? »Vor ein paar Wochen.«
    Sie war sichtlich erleichtert. Dann gab es also noch einen weiteren Mord. In den sie irgendwie verwickelt war? »Das Mordopfer war Nina Burns«, sagte er und wartete auf Abbys Reaktion.
    »Sollte mir dieser Name geläufig sein?«
    »Sie war eine recht erfolgreiche Geschäftsfrau und in ihren beruflichen Kreisen durchaus bekannt. Sie war meine Schwester.«
    Abby stellte ihre Tasse ab. »Das tut mir Leid. Es muss entsetzlich für Sie sein. Nein, ich habe noch nie von ihr gehört. Und Sie glauben, Sie könnten hier, in meinem Resort, eine Spur zu ihrem Mörder finden?«
    Er wollte nicht weiter darüber sprechen, nicht zuletzt weil er merkte, dass Abby müde war. Deshalb trank er seinen Kaffee, machte eine Bemerkung über das Wetter, über die Bilder an der Wand und über das phantastische Management von The Grove, ehe er aufstand und sich zum Gehen anschickte.
    Als er noch kurz einen Blick auf die Tasse in ihrer Hand warf, wurde ihm klar, dass es aussichtslos war, sie zur Sicherung der Fingerabdrücke an sich zu bringen. Eigentlich hatte er ja gehofft, Abby Tyler und er würden sich in einem der Restaurants treffen; dort hätte er bestimmt Gelegenheit gefunden, ihre Tasse oder ihr Glas sicherzustellen. Er musste es eben weiter versuchen.
     
    Zu seiner eigenen Verblüffung freute er sich schon jetzt auf ein abermaliges Wiedersehen mit dieser Frau.
    »Falls ich

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