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Wilder Wein

Wilder Wein

Titel: Wilder Wein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Seele! »Wissen Sie, warum noch es für mich nicht das Richtige wäre, ein Mann zu sein?«
    »Warum?«
    »Weil ich dann nicht als Mädchen einem Mann begegnen könnte wie Ihnen.«
    »Fräulein Selzer …«
    »Aber leider sehe ich an Ihrem Finger, daß Sie schon verheiratet sind.«
    »Nur verlobt!«
    »… jedenfalls schon vergeben sind. Verlobt oder verheiratet ist für mich dasselbe. Schade.«
    Der kleine Satansbraten Anne brachte es wahrhaftig fertig, dem aufgeregten Wachtmeister noch einen Gruß voller Bedauern zuzunicken, ehe sie zur Tür schritt.
    »Komm!« sagte sie dabei zu Schang, der eigentlich immer noch nicht wußte, wie ihm geschehen war. Dies wurde am deutlichsten draußen vor der Tür, als er zu Anne sagte: »Die Geldstrafe werde ich aber nur in Raten zahlen können.«
    Sie blickte ihn an, ein Weilchen, schaute weg, blickte ihn wieder an, stellte sich auf die Zehen, um ihm einen sanften, ganz sanften Backenstreich zu geben. Sie mußte sich dazu strecken, weil sie sonst nicht zum Gesicht des Riesenkerls hätte hinaufreichen können.
    »Schang«, sagte sie leise nur.
    Und noch leiser: »Was bist du für ein lieber Idiot.«
    »Was war denn auf der Polizei, Anne?« fragte Fritz sie.
    »Alles erledigt«, antwortete Anne.
    »Woher wußtest du denn plötzlich, wohin Schang verschwunden sein könnte?«
    »Ich dachte es mir, nachdem ich von der Köchin erfuhr, was er ihr gegenüber angekündigt hatte.«
    »Dieser Narr! Ich hätte nicht geglaubt, daß er gemeingefährlich werden könnte!«
    »Vergiß nicht, wem zuliebe er's getan hat.«
    »Ist eigentlich Zumberg schon im Bilde?«
    »Soviel ich weiß, nicht.«
    »Dann wird das noch einen schönen Tanz geben, wenn er's erfährt.«
    Anne seufzte.
    »Ich werde aufpassen müssen, daß Schang sich nicht noch an ihm persönlich vergreift. Weißt du, was er mir auf dem Weg von der Polizei hierher noch erzählt hat?«
    »Was?«
    »Daß er die Rehbein und meinen Herrn Verlobten zusammen gesehen hat. Sie stieg in sein Auto. Das muß gewesen sein, als die beiden dann zwei Tage lang verschwunden waren; sie angeblich nach Koblenz, er nach Düsseldorf.«
    »Regt dich das auf?«
    »Im Gegenteil, das vereinfacht die Liquidation der Angelegenheit zwischen ihm und mir.«
    Ein bißchen unangenehm berührt, sagte Fritz: »Anne, deine Formulierungen sind oft schon sehr geschäftsmäßig.«
    Daraufhin meinte sie, daß das unvermeidlich sei. Sie steckte doch mittendrin im Geschäft. Vater habe sie schon als Minderjährige ganz bewußt in alles hineinriechen lassen. Das präge einen Menschen. Sie wolle sich aber nun dazu entschließen, sich diesbezüglich in Zukunft unter eine gewisse Selbstkontrolle zu nehmen. Gänzlich könne sie allerdings von ihrer Linie nicht abgehen, denn das Geschäftliche werde ja, wenn sie an ihre zukünftige Ehe denke, nach wie vor auf ihren Schultern ruhen.
    »Oder hast du vor, deine künstlerische Tätigkeit aufzugeben?« fragte sie ihn.
    »Niemals!« rief Fritz spontan.
    Doch dann zog wieder Skepsis ein in sein Herz, und er sagte, daß von einer Ehe noch gar keine Rede sein könne; er sehe eine solche überhaupt nicht, und noch viel weniger werde sie ein gewisser Baptist Selzer sehen.
    »Hast du Angst vor dem?« fragte ihn Anne anzüglich.
    »Nein, Angst nicht.«
    »Dann pack den Stier bei den Hörnern! Geh hin und halte bei ihm um meine Hand an!«
    Er gab sich einen Ruck.
    »Gut, das werde ich tun.«
    Aber vorher mußte noch mit Anne über etwas Unangenehmes gesprochen werden, und zwar gleich. Sich um das herumdrücken, kam für Fritz nicht in Frage.
    »Anne«, sagte er zerknirscht, »ich habe dir noch ein Geständnis zu machen …«
    »Was?« fiel sie ihm ins Wort. »Gibt's denn noch eine dritte, mit der du hier geschlafen hast?«
    »Nein, das nicht.«
    »Sondern?« fragte sie sichtlich erleichtert.
    »Die Rehbein … die … die wäre vielleicht gar nicht auf die Idee gekommen, sich mit … mit deinem Verlobten auf etwas einzulassen.«
    »Und das bedrückt dich? Ich bin froh, daß sie es tat.«
    »Aber sie wurde dazu angestiftet, Anne.«
    »Angestiftet? War das bei der nötig?«
    »Doch.«
    »Von wem?«
    »Von mir.«
    Anne blickte ihn sehr überrascht an. In ihrem Gesicht arbeitete es. Ihr Schweigen setzte ihm mehr zu, als es spontane harte Vorwürfe getan hätten. Er deutete es als schlimmsten Tadel, der möglich war, und erlag damit einem Mißverständnis.
    »Ich weiß«, sagte er zerknirscht, »das war eine Schweinerei von mir. Inzwischen habe ich mich

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