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Wilder Wein

Wilder Wein

Titel: Wilder Wein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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schon oft genug gefragt, wie ich dazu überhaupt kam.«
    »Hast du das, Frédéric?«
    Er hob hilflos beide Hände und ließ sie wieder fallen.
    »Ja, das habe ich.«
    »Schämst du dich?«
    »Bestimmt, Anne!«
    »Weißt du, wie ich das sehe?«
    »Das kann ich mir denken.«
    Sie konnte sich nicht mehr länger halten und platzte plötzlich heraus mit einem hellen Lachen.
    »Phantastisch sehe ich das!«
    »Wie? … Was?«
    »Ich betrachte dein Motiv und finde es herrlich!«
    »Mein Motiv war – das kann ich nicht anders sagen – hinterlistig.«
    »Sicher, das ist mir schon klar.«
    »Dir ist das klar?« Fritz schüttelte den Kopf. »Aber begreifst du denn nicht, ich wollte dir deinen Verlobten abspenstig machen!«
    In seinem psychologisch durchaus erklärlichen Büßerdrang ging der Zerknirschte, gleich einem der mittelalterlichen Flagellanten, geradezu bis zur Selbstzerfleischung.
    »Und warum wolltest du das, mein Süßer?«
    »Das ist es ja! Es bestand nicht die geringste Aussicht, dich zu kriegen, und trotzdem habe ich das gemacht! Ich gönnte ihn dir einfach nicht!«
    »Das bestreite ich.«
    »Was bestreitest du?«
    »Daß du ihn mir nicht gönntest.«
    »Doch, doch, das kannst du mir glauben, das stimmt!«
    »War es nicht eher so, daß du mich ihm nicht gönntest?«
    Fritz stutzte, korrigierte sich: »Ja, natürlich, du hast recht, aber das ändert nichts an meiner Schweinerei, denn –«
    Abrupt verstummte er, wozu er gezwungen war, denn sie hatte ihm den Zeigefinger auf den Mund gelegt.
    »Sei endlich still«, sagte sie. »Ich erfahre immer mehr, daß man dir wohl oft das Wort entziehen muß.«
    Er schüttelte ihren Finger ab.
    »Aber –«
    Nun setzte sie ihre Lippen als Waffe ein, verschloß ihm mit ihren die seinen. Und dieser Kuß wurde zum Vater einer ganzen Serie unmittelbarer Nachfolger.
    Baptist Selzer saß am Schreibtisch und war befaßt mit den Unterlagen, um deren Übersendung in einem Brief sein Steuerberater, der in Traben-Trarbach saß, gebeten hatte. Dies bedeutete nichts anderes, als daß schon wieder einmal das Finanzamt seinen unersättlichen Rachen aufsperrte, um in absehbarer Zeit Selzers gänzliche Habe zu verschlingen. In solchem Licht sah jedenfalls der Winzer den heranrückenden Termin der alljährlich fälligen Steuererklärung.
    Immer wieder stieg ein saftiger Fluch empor zur Zimmerdecke.
    Dann klopfte es an der Tür.
    »Herein!«
    Fritz Brühe erschien.
    »Was gibt's?« knurrte Selzer. »Aber machen Sie schnell, ich bin gerade bei meiner Steuererklärung und lasse mich ungern bei dieser Beschäftigung stören; sie ist mir zu lieb«, setzte er in bitterster Ironie hinzu.
    Der junge Maler blickte herum nach einem Stuhl, auf dem er gern Platz genommen hätte. Es wäre ein solcher auch vorhanden gewesen, sogar zwei, aber von seiten des Winzers erfolgte kein entsprechendes Angebot.
    »Herr Selzer«, begann Brühe deshalb im Stehen, »der Grund meines Erscheinens wird Sie überraschen …«
    Besser gesagt, bestürzen, dachte er dabei und fuhr fort: »Aber die Angelegenheit duldet keinen Aufschub.«
    Was rede ich da für einen Stuß? fragte er sich. Statt ihm zu sagen: Deine Tochter und ich wollen heiraten, sag ja dazu, und schon bin ich wieder draußen, und du kannst dich weiter mit deiner Steuererklärung amüsieren.
    »Sie wissen ja, Herr Selzer, daß das Gemälde, mit dessen Anfertigung Sie mich betraut haben, praktisch fertig ist und Ihre Tochter ein neues will.«
    »Jaja – und?«
    »Sie war sich aber in einigen Fragen, wie das Bild ausfallen soll, noch nicht schlüssig.«
    »Das kenne ich. So sind alle Weiber.«
    »Ihre Tochter und ich unternahmen deshalb gemeinsam einen Spaziergang …«
    Selzers Geist wanderte plötzlich ab. Sein Blick haftete auf seinen Steuerunterlagen, und das ließ rasch eine Idee in ihm reifen.
    »Hören Sie mal«, unterbrach er den Maler, »Sie könnten mir doch für das Honorar, das wir zwei vereinbart haben, eine Quittung mit einem wesentlich höheren Betrag ausstellen.«
    »Wozu?« fragte Brühe, aus der Bahn geworfen.
    »Fürs Finanzamt natürlich. Die Brüder verdienen nichts anderes, als daß man sich mit allen Mitteln zur Wehr setzt. Die legen einem ja die Schlinge um den Hals.«
    »Herr Selzer, lassen Sie uns darüber reden, wenn ich Ihnen erst den Grund meines Erscheinens hier erörtert habe.«
    »Im vergangenen Jahr haben die mir eine Nachzahlung aufgebrummt, die ich Ihnen gar nicht nennen will, sonst fallen Sie vom Stuhl.«
    »Bei unserem

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