Wildes Begehren
stand Rio, das ausdruckslose Gesicht dem Haus zugewandt, als wäre er ein echter Bodyguard. Isabeau wunderte sich, wie sie es alle schafften, gleichzeitig so grimmig und geschäftsmäßig auszusehen.
Als Elijah ihr locker die Hand auf den Rücken legte, warf sie ihm ein kleines Lächeln zu. »Ich wette, Sobre beneidet uns um unsere Leibwächter.«
»Personenschützer«, korrigierte er sie mit einem Zwinkern.
Isabeau blieb näher bei Elijah als zuvor, hielt aber immer noch einen Abstand, den man als diskret bezeichnen konnte. Die Türsteher winkten sie wieder ins Haus. Die Musik schien lauter geworden zu sein und die Räume wesentlich voller. Mit einer besitzergreifenden Geste fasste Elijah sie am Ellbogen und führte sie durch die Menschen. Rio ging voran, und Felipe bildete die Nachhut. Isabeau bemerkte, dass die Menge sich vor ihnen teilte und ihnen breiten Raum ließ.
Marcos unterhielt sich in einer Ecke mit Philip. Links neben ihm stand Leonardo und rechts, mit traurigem Blick, Teresa, die Kellnerin. Dann und wann tätschelte Marcos ihr den Arm oder den Rücken, und sie zuckte zusammen, ging aber nicht weg. Als Elijah und seine Begleiter sich der kleinen Gruppe näherten, schaute Philip auf und bemerkte Isabeaus leicht ramponierte Erscheinung auf den ersten Blick. Sie achtete darauf, dass er auch den Tränenschleier in ihren Augen zu sehen bekam, ehe sie ihn wegblinzelte. Bevor Philip den Blick wieder Marcos zuwandte, schaute er noch auf Elijahs Finger, die Isabeaus Ellbogen umklammert hielten.
»Teresa wird alles daransetzen, Ihnen den Besuch so angenehm wie möglich zu machen, nicht wahr?«
Die Kellnerin nickte und machte ein noch traurigeres Gesicht. Auf Philips finsteren Blick hin setzte sie ein Lächeln auf. »Selbstverständlich.«
Marcos gab ihr einen eindeutigen Klaps auf den Po. »Später. Lauf nur nicht weg.«
Schnell suchte Teresa das Weite. An der Stelle, wo sie ihr Tablett fallengelassen hatte, war der Boden wieder makellos sauber, und da Philip nun glaubte, Marcos würde die oberen Räumlichkeiten nutzen, war er bester Laune. Isabeau wischte Elijah einen nicht vorhandenen Lippenstiftfleck mit der Hand vom Mund, und ließ sie dann hastig wieder sinken.
»Sie haben die Pilz-Kanapees noch nicht probiert«, meinte Philip zu Elijah.
»Die sind großartig«, lobte Marcos. Es sah aus, als wären er und Philip gute Freunde geworden. »Und die Krebs-Kanapees sind noch besser. Du musst sie wirklich versuchen, Elijah.«
Der nickte lächelnd. »Was Essen angeht, bist du schon immer ein Kenner gewesen, Marcos. Ich weiß, dass du mir nie falsche Ratschläge geben würdest.«
»Und ein Frauenkenner ist er auch«, bemerkte Philip, während er Isabeau anzüglich lächelnd von Kopf bis Fuß musterte. »Teresa ist wunderschön.«
Elijah legte einen Arm um Isabeau und zog sie beiseite, um Philip für den Gang zum langen Buffet-Tisch den Vortritt zu lassen. Er tat das ganz lässig, als wollte er nur nett sein zu seiner Cousine, doch er war sicher, dass Philip die Geste als Besitzdemonstration verstand, mit der er deutlich machte, dass Isabeau zu ihm gehörte und alle anderen die
Finger von ihr zu lassen hatten. Mit einem selbstzufriedenen Lächeln wies Philip sie auf die verschiedenen Köstlichkeiten hin.
»Möchten Sie tanzen, Isabeau?«, fragte er mit einem weiteren selbstgefälligen Grinsen.
Im Einklang mit ihrer Rolle schaute Isabeau zögernd zu Elijah auf, der sie grimmig anstarrte, woraufhin sie hastig den Kopf schüttelte. »Nein, danke. Ich denke, ich probiere lieber die Krebsküchlein.«
»Sie werden feststellen, dass mein Koch Erstaunliches leistet«, sagte Philip.
Elijah musterte ihn gelangweilt. »Ich finde es eher erstaunlich, wie sie so viele Leute hierherlocken konnten.«
Philip wurde ein klein wenig rot, doch es gelang ihm, trotz der versteckten Beleidigung sein Grinsen zu bewahren. »Das ist mein Geheimnis. Jeder hat doch Geheimnisse. Man muss sie sich nur richtig zunutze machen.«
Ein zögerndes Lächeln, in dem eine Spur von Bewunderung lag, huschte über Elijahs Gesicht. Isabeau war beeindruckt von dieser schauspielerischen Leistung. Es war, als hätte Elijah einen Zauberstab vor Philips Nase geschwungen. »In der Tat. Ist es nicht interessant, was man mit dem richtigen Druckmittel alles erreichen kann?«
Philip schien äußerst zufrieden mit sich zu sein und plusterte sich schon wieder auf, so als ob er mit dieser einen Bemerkung Elijah Lospostos, den berüchtigten Drogenboss,
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