Wildes Begehren
hatten.«
»Und was war bei Ottila?« Isabeau gelang es nicht, ihre Scham und Reue zu verbergen.
»Deine Katze ist rollig und kurz vor ihrem Erscheinen. Sie kann sich nicht mehr kontrollieren, und du kannst es auch nicht. Das ist ein Lernprozess. Die meisten unserer Frauen haben den Vorteil, dass ihre Eltern ihnen von klein auf beibringen, wie sie mit ihren animalischen Instinkten umgehen müssen. Du wusstest nicht einmal, dass du zu uns gehörst.« Conner zog Isabeaus Hand an seine Lippen, knabberte an ihren Fingern und sah ihr tief in die Augen. »Mach dir keine Sorgen, Isabeau. Ich werde auch mit Ottila fertig.«
Sie war sich nicht so sicher. Conner wirkte unbesiegbar, außerdem war er sehr selbstbewusst und erfahren, aber Ottila hatte etwas Furchteinflößendes an sich. Ihr Herz schlug heftiger bei dem Gedanken, dass er Conner nachstellte – und ihr. Sie fühlte sich so unruhig und nervös, dass sie nicht stillstehen konnte.
Isabeau befeuchtete ihre Unterlippe, nickte kurz und wechselte das Thema. »Mary will mir bei den Hochzeitsvorbereitungen helfen. Sie ruft gerade ein paar Freundinnen an, und lässt dir ausrichten, dass sie diese Leute schon seit über zwanzig Jahren kennt, bevor du protestierst.«
Als Conner die Freude in ihren Augen sah, verkniff er sich seine Einwände. Über ihren Kopf hinweg wechselte er einen Blick mit Rio. Der zuckte nur lächelnd die Achseln. Es war ihr Hochzeitstag; sie mussten einfach wachsam sein.
»Du kennst doch den Arzt und seine Frau«, sagte Rio. »Wir haben ihnen bereits Jeremiah anvertraut.«
»Doc möchte sichergehen, dass du alle nötigen Impfungen
und Tests hinter dir hast. Bei Leopardenmenschen ist das Heiraten sehr leicht, aber ich möchte rechtsgültig verheiratet sein. Die amtlichen Papiere habe ich bereits ausgefüllt. Zufällig hat der Doktor einen Freund, der hier Richter ist. Und er weiß, dass er die Hochzeit erst registrieren lassen kann, wenn alles vorüber ist. Da er Imeldas Ruf kennt, hat er nichts dagegen, beim Datum ein wenig zu tricksen, aber er hat mir versichert, dass unser Eheversprechen legal und bindend ist. Meine Geburtsurkunde zu beschaffen war kein Problem, nach deiner suchen wir noch. Der Richter hat uns sehr geholfen. Du musst noch eine Erklärung unterschreiben, die besagt, dass du nicht verheiratet bist.«
Isabeau sah ihn finster an. »Das hast du alles schon vorbereitet?« Aus irgendeinem Grund war sie böse auf ihn. Sie verstand ihre Stimmungsschwankungen selbst nicht.
»Ich lasse dich nie mehr gehen.«
Sie zwang sich zu einem Lächeln, obwohl sie ihm am liebsten schon wieder ins Gesicht gesprungen wäre. Sie hasste sich selbst für ihre unberechenbaren Gefühle, daher tätschelte sie nur noch kurz Jeremiahs Schulter und verließ dann das Zimmer.
»Ich weiß nicht, was mit mir los ist, Mary«, kam sie jammernd in die Küche und rieb sich dabei die Arme. »Ich bin ganz durcheinander. Conner hat mir gerade erzählt, was er alles in die Wege geleitet hat, damit unsere Hochzeit rechtskräftig wird, und urplötzlich hatte ich den verrückten Wunsch zu weinen.« Isabeau seufzte beschämt und ging zum Fenster. »Mich juckt es derartig, dass ich aus der Haut fahren möchte. Und meine Gefühle sind völlig außer Kontrolle. Mal bin ich himmelhoch jauchzend, dann wieder zu Tode betrübt. Ist das bei jeder Braut am Hochzeitstag so?«
Mary, die gerade Kuchenteig in einer Schüssel anrührte, drehte sich zu ihr um und betrachtete sie prüfend. »Wenn die Braut kurz vor dem Han Vol Don steht, würde ich sagen, ja, diese überschwänglichen Emotionen sind normal. Die typischen Anzeichen. Isabeau, hat dir denn jemand erklärt, was dich da erwartet?«
»Ich weiß nur, dass meine Katze ein Flittchen ist.«
Mary lachte. »Wenn sie rollig sind, sind alle Katzen Flittchen. Und nur in dieser Zeit lässt dein Gefährte dich flirten. Unsere Männer sind sehr eifersüchtig.« Wieder lachte sie, und schaute dann durch die offene Tür ins Behandlungszimmer, aus dem die leise Stimme des Doktors drang. »Sogar die alten«, sagte sie in liebevollem Ton. »Der Dummkopf findet mich immer noch attraktiv, trotz des verwelkten Körpers.«
»Aber Sie sind doch gar nicht alt, Mary.«
»Ich bin einundsiebzig, Kind. Ich sehe zwar jünger aus, aber ich bin längst nicht mehr so beweglich wie früher.« Mary ließ den Teig in eine Kuchenform rinnen und kratzte sorgfältig die letzten Reste aus der Schüssel. »Und was die Verwandlung anbetrifft, das ist eine
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