Wildes Begehren
brannten in ihren Augen, und sie musste sich fest auf die Lippe beißen, um ein Schluchzen zu unterdrücken. »Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll. Sie geben mir das Gefühl, dass alles machbar ist.«
Marys Gesicht leuchtete auf. »Stimmt doch auch. Zufällig habe ich noch diese Truhe, in denen wir ein paar Schätze finden könnten.« Abschätzend musterte Mary Isabeau, dann zog sie sie vom Stuhl und bedeutete ihr, sich im Kreis zu drehen. »Ja, ich denke, das könnte klappen, und wenn nicht, nun, ich bin recht geschickt mit der Nähmaschine. Lassen Sie mich vorher nur noch ein wenig telefonieren. Ich habe ein paar Freundinnen, die uns helfen werden.«
»Wahrscheinlich sieht Conner es nicht gern, wenn Fremde
ins Haus kommen, insbesondere da es Jeremiah so schlechtgeht«, gab Isabeau zögernd zu bedenken.
»Jeremiah ist schon auf dem Weg der Besserung. Sehen Sie ruhig mal nach ihm und sagen Sie Ihrem Bräutigam, was ich vorhabe. Erklären Sie ihm, dass Abel und ich die Leute, die ich anrufe, schon seit mehr als zwanzig Jahren kennen. Ich habe tausenderlei Dinge zu tun. Gehen Sie und überzeugen Sie sich, dass es Ihrem Freund bessergeht, und dann kommen Sie wieder zurück.«
Isabeaus Herz begann, aufgeregt zu klopfen. Zum ersten Mal hatte sie ein wenig Hoffnung, dass es doch noch eine Chance gab, diesen besonderen Tag unvergesslich zu gestalten. Wahrscheinlich, weil sie nun jemanden hatte, mit dem sie ihre Vorfreude teilen konnte, jemanden, mit dem sie über das bevorstehende Ereignis reden konnte. Conner hatte Rio und die anderen, sogar Doc, aber sie kannte die Männer noch nicht so gut. Mary gab ihr das Gefühl, viel Aufhebens um sie zu machen. Sie wollte ihr nicht nur bei den Vorbereitungen helfen, Mary schien sich sogar richtig darauf zu freuen.
Isabeau nickte folgsam und ging quer durchs Haus zu dem rückwärtigen Zimmer, in dem Jeremiah untergebracht war. Der Junge lag im Bett. Conner und Rio waren bei ihm. Jeremiah sah blass aus und hatte Kratz- und Bisswunden am ganzen Körper. Er hing an einem Infusionsschlauch, durch den Antibiotika in seinen Arm tropften.
»Wie geht es ihm?«, fragte Isabeau.
Conner schlang einen Arm um ihre Taille und zog sie ans Bett. »Er kämpft gegen eine Entzündung, aber Doc sagt, er schafft es. Für den Rest seines Lebens wird er eine sehr interessante Stimme haben.«
Rio seufzte. »Ich hätte ihn nicht mitnehmen dürfen. Er war noch nicht so weit.«
»Ich denke, er hätte sich nicht abhalten lassen«, meinte Isabeau. »Hauptsächlich, weil er sich Vorwürfe machte, dass er auf Suma hereingefallen ist. Er hatte das Bedürfnis, diesen Fehler wiedergutzumachen, um seinet- und vielleicht auch um meinetwillen. Er wäre euch bestimmt gefolgt.«
»Er hat sich gut gehalten«, bemerkte Conner. »Er ist trotz des Angriffs nicht in Panik geraten, sondern hat sich auf seine ursprüngliche Aufgabe besonnen und versucht, uns den Rücken freizuhalten. Suma war ein erfahrener Kämpfer, ein harter Brocken, selbst für mich. Isabeau hat ihn erschießen müssen, weißt du noch? Ich habe ihm nur den Rest gegeben.«
»Du wärst schon mit ihm fertiggeworden«, sagte Rio, »es hätte uns nur zu viel Zeit gekostet.«
»Ich glaube, nach dieser Geschichte ist Ottila gefährlicher als je zuvor«, warf Isabeau zögernd ein. »Es schien immer so, als hätte Suma das Sagen, doch nach meinem Aufeinandertreffen mit Ottila glaube ich das nicht mehr. Ich denke, er war der Boss. Und sein wichtigstes Ziel wird ab sofort wohl sein, Suma zu rächen.«
Conner schüttelte den Kopf. »Nein, sein wichtigstes Ziel bist du.«
Sie runzelte die Stirn. »Suma und Ottila waren wie Brüder. Er hat mir erzählt, dass sie …« Isabeau biss sich auf die Lippe, doch dann zwang sie sich, fortzufahren, auch wenn es ihr peinlich war. »Dass sie sich immer alles geteilt haben – auch die Frauen. Jedenfalls wollte er mich mit Suma teilen, obwohl er behauptet hat, ich würde sein Kind austragen.«
»Das allein zeigt schon, wer der Dominante war«, sagte
Rio. »Dazu hätte Ottila sie während der Brunst nehmen müssen und Suma nicht an sie heranlassen dürfen, damit er sicher sein konnte, dass sie sein Kind bekommt. Sie hat Recht, Conner, Ottila war derjenige, der bestimmte, nicht Suma.«
»Und wir wissen, dass beide Imelda gegenüber nicht loyal waren«, fügte Conner hinzu. »Sonst hätten sie ihr verraten, dass Philip Sobre ihre Besprechungen aufzeichnete. Ich schätze, sie haben Sobre dazu gedrängt.
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