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Wildes Blut

Wildes Blut

Titel: Wildes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Brandewyne
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gefaßt hatte, war er von seinem Tisch im Silver Slipper aufgesprungen, hatte seinen Hut gepackt und war aufgebrochen. Mit dem tragischen Bild von Jonathan vor Augen, der im Alkoholnebel über dem Piano hing, war er zu Rachels Farm geritten, wo er jetzt, trotz des Vollmonds, wieder eine Kuh stehlen und ihr eine wohlverdiente Lektion erteilen wollte.
     
    In dieser Nacht im Spätjuni kam Seeks ins Blockhaus und meldete gelassen, daß jemand Rachels Viehherde in Unruhe versetzte.
    »Ich habe schnelle Hufschläge gehört, ein Pferd, einen Reiter«, sagte er. »Darauf folgte Muhen von Kühen, Wildblumenfrau. Jemand versucht, sie zu stehlen – ein Weißer, kein Indianer, der wäre nicht so dumm, soviel Krach zu machen.«
    Rachel dachte genau wie Slade sofort an Rye Crippen, und zusammen mit Adam Keife, der gerade Eve besuchte, holten sie schnell ihre Pferde aus der Scheune und stürmten im Galopp zu der Weide, die Slade erst vor so kurzer Zeit eingezäunt hatte, um Rachels kostbare Herde zu schützen. Genau diese Barriere war es, die verhinderte, daß Rye ihnen entwischte. Sie war das letzte Mal, als er heimlich auf Rachels Weide eingedrungen war, nicht dort gewesen, und sie hielt ihn beträchtlich auf. Anfangs war er nicht sonderlich beunruhigt von dem Stacheldraht, der die Koppel einzäunte, er war schließlich ein Mann, der allem gewachsen war. Es war bestenfalls ein lästiges Hindernis, das er bewältigen konnte. Trotzdem fluchte er, als er abstieg und auf den Zaun zuging. Das Durchschneiden kostete Zeit, und die Rinder waren ohnehin schon nervös. Es war auf jeden Fall einfacher, den Zaun durchzuschneiden als das Tor zu suchen, das vielleicht in einiger Entfernung lag. Und immer noch bester Laune von den Unmengen schlechtem Whisky, die er getrunken hatte und seinem Glück beim Keno an diesem Abend, griff er in seine Hosentasche und holte die Drahtschere heraus, die er immer bei sich trug.
    Der ungewollte Mond leistete ihm jetzt gute Dienste. So konnte er wenigstens sehen, was er tat, und er machte sich ungeduldig am obersten Draht zu schaffen. Einen Augenblick später schnitt er ihn durch und trat einen Schritt zurück, damit die Enden des Drahtes ihn nicht erwischten, bevor sie sich einrollten. Rye packte ein Ende und wickelte es um den nächsten Holzpfosten, um es aus dem Weg zu haben, dann machte er dasselbe mit dem anderen. Anschließend durchtrennte er den mittleren Strang und schließlich den untersten. Er war so in seine Arbeit vertieft, die Rinder stampften herum und muhten so ängstlich, daß er die nahenden Reiter nicht hörte.
    Der Zaun war endlich offen, und Crippen stieg wieder auf sein Pferd und trieb es durch die Öffnung zwischen den zwei Pfosten. Dann begann er, eine Kuh aus der Herde auszusondern und fluchte laut, als sie alle plötzlich die Flucht ergriffen und sich in alle Richtungen zerstreuten. Es war wirklich schwierig, eine von ihnen abzusondern, denn Rachels Vieh war es gewohnt, frei herumzulaufen. Es wird selten zusammengetrieben, wie sich das verdammt noch mal gehört, dachte Crippen irritiert. Typisch dämliches Frauenzimmer, genau das Gegenteil von dem zu tun, was sie tun sollte! Die texanischen Treiber, die ihre ungewollten Kälber Rachel Wilder geschenkt hatten, mußten den Verstand verloren haben, wenn sie glaubten, eine Frau könnte etwas von Rindern verstehen! Rye war außer sich vor Wut, als die dämlichen Kreaturen kopflos hin und her rannten, so daß es unmöglich war, eins von ihnen abzusondern, und da war einer, ein Chango, ein Stier mit nach unten gebogenem Horn, der genauso boshaft war, wie er aussah. Er hatte Crippen schon mehr als einmal angegriffen und versucht, ihn mit seinen Hörnern zu durchbohren. Aber schließlich, gerade als er schon aufgeben wollte, gelang es ihm, eine staksige Färse von der Herde zu trennen.
    »Wurde aber auch Zeit«, schimpfte er vor sich hin.
    Er wollte die unglückliche Kuh gerade zu dem Loch im Zaun treiben, als Rachel, Slade und Adam mit schweißgetränkten Pferden eintrafen.
    »Es ist Black-Eyed Pea!« schrie Rachel voller Angst um ihre Färse, so daß Ryes Kopf sich wie der einer Marionette mit einem Ruck in ihre Richtung drehte. »Er versucht, Black-Eyed Pea zu stehlen! Rye Crippen, du giftige, gelbbäuchige Natter! Ich erkennen dich! Dich würd’ ich überall erkennen, mit deinem fettigen schwarzen Hut, der schlimmer aussieht als eine Fettlache! Wäschst du dir nie die Haare? Hände weg von meiner Kuh, du diebischer

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